02.03.2020,
hagen306:
Vor wenigen Tagen hat unser Alex die Reisesaison ja wieder großartig eingeläutet. Wie wir hörten, triefte das Bergtraining auf Teneriffa ja nur so von Höhenmetern, Kilometern, Sonnenschein und etwas calima zum Schluss. Hoffentlich auch café con leche – doch hier schienen die Guides sehr streng gewesen zu sein ;-).
Jedenfalls stand der sportliche Aspekt des Rennradfahrens im Fokus – weswegen Teneriffa ja auch eine unserer
„Passion“-Reisen ist. Leidenschaft für den Radsport und das Rennradfahren. Die Bergtrainings in Andalusien werden in Kürze folgen. Man munkelt, die „café con leche–Fraktion" sei hier in der Crew noch stärker vertreten und gerade deshalb seien die Touren noch leidenschaftlicher: Koffeiniertes Klettern sozusagen.
Aber wer sagt eigentlich, dass unsere „Passionsreisen“ nur im Süden in den klassischen Trainingsrevieren stattfinden könnten? Niemand – und ich schon gar nicht. Spätestens seit meinen Ersttrips ins Baskenland (und später auch nach Asturien) hatte ich, der ich doch so herrlich verblendet „granadophil“ bin (Granada in Andalusien wird immer meine zweite Heimat bleiben), eine neue Perspektive auf Spanien und den spanischen Radsport bekommen. Jan, der gerade beim Rennrad-Weingüterhopping in Südafrika verweilt, meint in solchen Fällen ja immer: Dann wird unsere neue Baskenland-Rundfahrt eine
Neugier-Reise. Denn das Baskenland sei kein klassisches Sehnsuchtsziel - und sogar exotisch.
Aaah ja… und Veto: Hocken wir doch alle im Frühjahr vor Glotze oder Eurosport-Player und schaufeln uns die Itzulia, die Baskenland-Rundfahrt der Profis, rein. Wissen wir velophilen Freaks doch, das Orbea und BH (nein, nix Schlüpfriges, auch wenn der eine bei G7 oder G8 wohl an Körbchengrößen denkt) als spanische Top-Radhersteller in Eibar ihre Wurzeln haben. Und da wir gerade in Eibar sind: Direkt über dem engen Tal dort thront der Arrate. Und den kennt ja nun wirklich jeder, oder …?
Fakt ist: Radsport ist hier Volkssport. Mal eben werden die Straßen für ein Juniorenrennen gesperrt, unglaublich hoch ist die Dichte an Radsportlern gerade an den Wochenenden z.B. zwischen Bilbao und San Sebastián. Völlig egal, ob es in Strömen schüttet oder eine Stunde später die Sonne am Oiz, dem miesen 23%er, brütet. Jedes, aber auch wirklich jedes Städtchen über 10.000 Einwohner, hat einen Radladen. Und dort behaupten sich noch immer die Rennräder gegenüber E-MTBs und anderen Mopeds. Bei der Clásica San Sebastián stehen die Leute in 5er Reihen am Jaizkibel, diesem unscheinbaren Buckel, wenn die professionellen Wattschleudern hier raufknallen.
ALL DAS IST PASSION. Ehrlich. Gelebt. Mitreißend.
Und deshalb war klar: Hier musste eine Tour im späten Frühjahr her, zum Ende der Klassiker-Saison. Die legendären Berge, Hügel, Rampen hinauf. Selbstredend wurden die Etappen etwas länger – wollen sich unsere Jünger doch auch ein wenig quälen, egal, welches Tempo ihre Gruppe anschlägt. Das hat die Erstaustragung der
Baskenlandrundfahrt 2019 eindrucksvoll bewiesen.
Na gut, alle wussten, dass die Reiseleitung darauf bestehen würde, am Abend den pintxos und picas zu fröhnen – also dem Takt des Gastgeberlandes zu folgen und sich unerschrocken durch die Speisekarten zu probieren. Es heißt, manch einer konnte nur noch auf dem Rücken schlafen…
„Lebensart“ und Neugier würzen also auch diese Tour ganz ordentlich, aber unser Herz haben wir hier an das Fahren, bergauf, im Team, im Windschatten, auf der Windkante verloren.
(P.S: quäldich-Newsletter und auch dieser Blogartikel bilden: „Clara“ heißt hier „Pica“ – während in Andalusien und auf Teneriffa das „Radler“ wie eine Frau heißt, bleiben wir hier im Norden Spaniens anständig und trinken ehrlich, schnell und ohne Vornamen).
Patriotisch als „quäldich-Baske“ könnte ich jetzt sagen: Im großen Vergleich der „quäldich-Passionsspiele“ ein Sieg auf ganzer Linie für das Baskenland. Da sich großer Radsport aber natürlich auch durch Fairness auszeichnet, einigen wir uns auf Unentschieden. Denn eigentlich sind Teneriffa, Andalusien und das Baskenland gar nicht vergleichbar.
...aber wirklich große Legenden werden nur bei Wind, auch mal Regen und abends in der pintxo-Bar geschrieben ;-) – also im Baskenland. Und
in knapp 3 Monaten kommen schon wieder neue dazu. Oh yeah, ich liebe meinen Job!!