30.06.2023,
B-Schraube:
Das Menu der nächsten Tage lässt keine Zweifel aufkommen – wir befinden uns im Herzen der französischen Alpen, dem Mekka des Radsports. Iséran und Galibier an zwei aufeinanderfolgenden Tagen – ein Höhepunkt jagt den nächsten. So ganz nebenbei handelt es sich um zwei der fünf höchsten Alpenpässe, die Luft wird also dünn.
Für die Etappe zum Iséran wollte ein Teilnehmer wohl etwas Gewicht sparen und lies die Flaschen am Start zurück. Kurz vor Val d’Isère konnte dieses Malheur durch einen kurzen Boxenstopp behoben werden. Erst nach dem bekannten Skiort wird die Auffahrt richtig schön, ja regelrecht traumhaft. Die sich weiter vorne in die Höhe schraubenden Gruppen bzw. Grüppchen können dabei immer wieder ihre nachfolgenden Schicksalsgenossinnen und -genossen beobachten. Die Landschaft tut ihr Übriges dazu, und auch das Wetter ist uns einmal mehr gewogen, ein überragender Tag. In Bonneval-sur-Arc nutzen die meisten einen Gasthof für ein kleines Mittagessen, bevor es, je nach Laune, noch an den Col du Mont Cenis oder direkt ins komfortable Hotel mit Bad geht.
Etwas ungewollte Spannung verspricht dann die Galibier-Etappe. Angesichts einer aufkommenden Regenfront wird der Start um eine halbe Stunde vorverlegt. Zeit, welche sich noch als wertvoll erweisen wird. Kälte, Regen und Galibier? Da war doch was... Richtig, Tour de France 1998. Doch zunächst fahren wir bei strahlendem Sonnenschein los. Die 40 Kilometer bis zum Fuss des Col du Télégraphe sind im Nu flüssig weggetreten, und auch der Anstieg ist verhältnismässig gut zu fahren, da er nie allzu steil wird. Auf der Passhöhe und somit bei der Verpflegung angelangt ziehen jedoch die ersten dunklen Wolken auf. Martin wird später beim Abendessen detailliert erklären, wie diese Quellwolken entstehen und innert kurzer Zeit starke Regengüsse produzieren können. Doch noch hält das Wetter, und die Anfahrt in den Galibier, den Pass aller Tour de France-Pässe, beginnt. Landschaftlich etwas vom eindrucksvollsten, was man als Radsportler erleben kann, und im Gegensatz zum gestern bezwungenen Iséran, welcher auch im oberen Bereich nicht zu steil wird, steigt die Strasse ab Kilometer 10 vor der Passhöhe gnadenlos mit 9-10% an. Also Augen auf und durch. Gerüchtehalber hallt ein "Quäl dich, du Sau" von den Wänden des Galibier wider. Die meisten schaffen es zumindest trocken über die Passhöhe und runter bis zum Lautaret, einige sogar bis ins Hotel im Vallée Sèrre Chevalier. Und dann gibt es noch die Wagemutigen. Diese fahren quasi die legendäre Tour-Etappe von 2022 (Einbruch Pogacar) nach, und hängen noch die 1000 Höhenmeter des Col du Granon an. Chapeau.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Monumental geht es weiter. Mit dem Col du Galibier, 2645 m hoch, dem wohl berühmtesten Alpenpass Frankreichs. Berühmt gemacht hat ihn natürlich die Tour de France, wovon auch das Denkmal zu Ehren des Tour-Gründers Henri Desgrange zeugt.
Die Etappe beginnt mit gemütlichem Einrollen die Maurienne hinab. Bis Saint-Michel-de-Maurienne können wir auf der leicht abfallenden Strecke das Tal hinab hoffentlich ein hohes Tempo treten. Dann geht es als Vorgeschmack auf den Galibier hinauf auf den Col du Télégraphe – der jedoch nicht nur Vorgeplänkel ist, sondern auch landschaftlich zu gefallen weiß. Eine kurze Abfahrt in den Skiort Valloire, und dann wartet der Galibier auf uns. Hochalpin, aussichtsreich, spektakulär. Hier ist Ausdauer und Zähigkeit gefragt, aber die grandiose Alpenkulisse und die Vorfreude auf ein herrliches Alpenpanorama an der Passhöhe - das an schönen Tagen von der Barre des Ecrins im Süden bis zum Montblanc im Norden reicht - sollte schon für ordentlich Motivation sorgen. Vom Galibier geht es dann zunächst bergab auf den Col du Lautaret, den wir sozusagen im Vorbeifliegen mitnehmen. Eine langgezogene Abfahrt später erreichen wir den Etappenort La-Salle-les-Alpes.