26.06.2023,
B-Schraube:
Die Motivation am Samstagmorgen ist unübersehbar – endlich geht es los! Nizza ruft, und damit das Mittelmehr. Das Wetter könnte besser nicht sein. Nach einer an Kohlenhydraten eher bescheidenen Mahlzeit am Vorabend trifft es sich gut, dass die erste Etappe ins schweizerische Delémont vergleichsweise einfach zu fahren ist. Der Schauinsland rollt sich gut weg, und auch die nachfolgenden Steigungen sind angenehm zu fahren. Dabei zeigt sich bereits, was sich durch die beiden ersten Tage ziehen wird - die sportive Gruppe wird von der ausdauernden gnadenlos gejagt, ja mitunter sogar locker überholt. Erste Platten werden geflickt, erste Versuche in der flüssigen Gruppenfahrt zeigen noch Verbesserungspotential.
Der zweite Tag beginnt nicht minder sonnig, aber mit etwas anspruchsvolleren Anstiegen. Nach dem Col de Mont Crosin steht mit dem Chasseral der König des Juras auf dem Programm – immer ein toller Leckerbissen. Ein ebensolcher ist dann die Verpflegung, von Sisa perfekt organisiert, am Gipfel mit sensationeller Aussicht. Der zweite Platten am selben Rad innert 24h ruft erste Zweifel auf den Plan. In bewährter Teamarbeit – ein Teilnehmer hat sogar neues Felgenband dabei – wird das gesamte Laufrad akribisch geprüft und überholt, auf dass es von nun an ewig rolle. Leider wird die entspannte Gruppe von zahlreichen (so gar nicht entspannten) motorisierten Verkehrsteilnehmern gepiesackt, doch auch dieses Intermezzo ist spätestens beim reichhaltigen Abendessen in Bulle ad acta gelegt. Ach ja, nun sind auch die Kohlenhydratspeicher wieder voll – rechtzeitig für die erste Hammeretappe, welche uns auf den Grossen Sankt Bernhard führen wird.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Die zweite Etappe ist dem Schweizer Jura gewidmet, dem Mittelgebirge ganz im Westen der Schweiz an der Grenze zu Frankreich. Ein zerklüftetes Mittelgebirge, wo es über die Jurafalten hinweg ständig auf und ab geht. Wir wollen heute natürlich wieder Strecke machen und bis an den Rand der Alpen kommen, aber der Jura hält auch einige landschaftliche Highlights für uns bereit.
Er empfängt uns nach einem flachen Auftakt im Delsberger Becken mit der wildromantischen Pichoux-Schlucht, dann haben wir die hügelige Hochfläche erreicht. Unser Weg führt uns weiter nach Süden, und mit dem Col du Mont Crosin und dem Col du Chasseral folgen die Pässe nun Schlag auf Schlag. Der 1502 m hohe Chasseral ist der wohl bekannteste Pass des Jura, der Anstieg erfolgt auf einer einsamen Bergstraße, auf der uns wohl nur die zahlreichen Kühe mit bimmelnden Glocken beobachten. Der Blick von der Passhöhe in Richtung der Alpen des Berner Oberlands kann bei schönem Wetter absolut atemberaubend sein - mit etwas Glück prangen hier Eiger, Mönch und Jungfrau majestätisch in der Sommersonne am Horizont. Die östlichste Jurafalte fällt steil ins Schweizer Mittelland ab, und so haben wir eine lange Abfahrt in Richtung des Bieler und des Neuenburger Sees vor uns. Auf der zweiten Etappenhälfte ist das Profil zunächst flach, wir fahren entlang des Lac de Neuchâtel. Am Schluss geht es jedoch schon in Richtung der Voralpen, und auf welligem bis hügeligem Terrain ist einiges an Durchhaltevermögen gefragt. Die Etappe endet in Bulle im Kanton Fribourg.