28.06.2023,
B-Schraube:
Der Respekt war gross. Auf den grossen Sankt Bernhard soll es gehen - eine Etappe mit 3200 Höhenmetern und einem Nettoanstieg von deren 1800. Doch zunächst führt uns die Route auf einer idyllischen Strasse zum unbekannten Lac de l’Hongrin, einem gut versteckten Stausee in den waadtländer Voralpen. Ein wahrer Genuss, zumal in Erwartung der harten zweiten Etappenhälfte eher moderat gefahren. Danach geht es über den von der Tour de Suisse bekannten Col des Mosses ins Rhonetal, wo uns starker Rückenwind zur Verpflegung nach Martigny bläst. Dort wartet nicht nur der schöne Quäldich-Bus auf uns, sondern sogar ein Brunnen. Nun folgt der 40 Kilometer lange Anstieg zum grossen Sankt Bernhard, mit einer Höhendifferenz von 2000 Metern. Zunächst mit viel motorisiertem Begleitverkehr und einer ordentlichen Hitze eher mühsam, aber dank weiterhin starkem Rückenwind mit verhältnismässig schnellem Fortschritt. Und hat man die Galerien erstmal passiert, folgt der Schlussabschnitt, der nicht nur aufgrund der nun anziehenden Steigungsprozenten, sondern auch angesichts der phänomenalen Landschaft, atemberaubend ist. Nach und nach treffen alle, geschafft aber glücklich ein, geniessen das Panorama und das eine oder andere Bier.
Auf den grossen folgt der kleine Sankt Bernhard – es geht (endlich) nach Frankreich. Die am Vortag hart erkämpfte Höhendifferenz ist nun auf unserer Seite, denn um Punkt 9 Uhr geht es gleich in eine schön zu fahrende Abfahrt in Richtung Aostatal. Doch aufgepasst, es gilt, den Abzweig zur Salasses-Höhenstrasse nicht zu verpassen...! Dies gelingt nicht allen, uns so werden einige Zusatzmeter gefahren (bzw. geflucht). Erneut macht ein (anderes) Felgenband von sich reden – selten ein Grund zur Freude. Vier Schläuche und ein Ersatzband später tritt auch die entspannte Gruppe die lange, aber relativ flache Anfahrt zum kleinen Sankt Bernhard an. Der von einigen als Überführungsetappe, von der Schweiz über Italien nach Frankreich, betitelte Tagesabschnitt entpuppt sich als sehr schön – wenn da nicht der Wind wäre, welcher im oberen Bereich des Passes mit voller Kraft von vorne weht. Dennoch lässt sich kaum jemand die Freude nehmen, denn der weniger bekannte kleine Sankt Bernhard zeigt sich landschaftlich von seiner schönen Seite, und die angenehm zu fahrende Abfahrt ins Ziel tut ihr Übriges dazu.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Eine Etappe, drei Länder. Wir beginnen die Etappe am Pass, gewissermaßen auf der Grenze zwischen Schweiz und Italien. Sie geht durchs italienische Aostatal und endet schon mitten in den Savoyer Alpen in Frankreich.
Nach der schweren Bergankunft gestern ist die heutige Etappe deutlich leichter. Sie ist zwar lang, aber die ersten etwa 25 km sind rauschende Abfahrt - am frühen Morgen natürlich entsprechend warm angezogen. Allzu unaufmerksam sollte man allerdings nicht ins Tal jagen, denn sonst verpasst man den Abzweig auf die Route des Salasses. Dabei handelt es sich um eine spektakuläre Höhenstraße, die oberhalb des Aostatals am Hang entlang führt und uns nicht einige Kilometer auf der viel befahrenen Hauptstraße erspart, sondern vor allem auch hübsche Ausblicke auf die umliegende Bergwelt serviert. Im Süden das mächtige Gran-Paradiso-Massiv, und vor uns im Westen ragt der höchste Berg der Alpen empor, der Montblanc. Über einen schönen Serpentinenhang fahren wir hinab ins Aostatal, dem wir nun für weniger Kilometer im Tal bis Pré-Saint-Didier folgen. Ab hier geht es wieder in die Berge, der kleine Bruder des Grand Saint Bernard steht auf dem Programm. Auch der Col du Petit Saint Bernard ist lang, und man muss sich die Kräfte gut einteilen, dafür scheint oben der Montblanc zum Greifen nahe. Die Abfahrt vom Pass führt uns bis ins savoyardische Bourg-Saint-Maurice.