Dass der Klassiker-Auftakt zur Geheimtipp-Reise nicht ganz trocken und eher kühl bleiben dürfte, war klar. Dementsprechend wurden Bekleidungswahl und geistige Einstellung darauf eingestellt. Und dennoch war heftig, was sich uns für die ersten zwei Tage in den Weg stellen würde.
Doch zunächst einmal geht es noch. Nach einer eher nassen Anfahrt zum Tourmalet wartet der Anstieg nur mit Nieselregen auf, und dazu mit jener besonderen Ambiance, welche nur bei Nebel entsteht. So faszinierend, dass jemand, wohl vollständig in den Bann gezogen, sogar die Sklilifte nach Barèges übersieht. Eine Teilnehmerin kämpft sich mit einem Schleicher die letzten 5 Kilometer zur Passhöhe, wo knappe 5 Grad herrschen. Man könnte auch von idealen Bedingungen für einen Schlauchwechsel sprechen.
Richtig kalt wird es aber bekanntlich immer erst auf der Abfahrt, und der nun einsetzende Regen tut sein Übriges dazu. Hinter La Mongie sinkt die Sichtweite auf 50 Meter - Nebelwand vom feinsten. Zum Glück geht es hier verhältnismässig gerade und somit schnell und technisch einfach zu Tal. In Sainte-Marie de Campan lassen einige die Verpflegungsmöglichkeit taktisch clever links liegen und ziehen gleich mutig durch bis nach Lourdes. Und die Option auf den Col d'Aspin bleibt eine theoretische. Fazit: Es hätte schlimmer kommen können.
Und es kommt schlimmer. Am nächsten Tag queren leider nicht nur wir den Pyrenäenhauptkamm, sondern auch eine breite Regenfront. Bereits die flache Anfahrt wird eine regelrechte Wasserschlacht der Marke "da musst du durch". Der Col du Pourtalet ist ein landschaftlich toller Grenzpass, versinkt aber an diesem Tag im Regen. Aber jedes Leiden hat mal ein Ende - denn plötzlich reisst der Himmel auf. Die einen dürfen die Sonne bereits kurz vor dem Gipfel sehen, werden dafür in der Abfahrt auf der spanischen Seite nochmals geduscht, die anderen geniessen diese rundum wärmend. Und ein namentlich nicht genannter Pfälzer vergisst sein Mobiltelefon auf dem Pass. Dass er darin durchaus erfahren ist, verrät er uns beim sensationellen Abendessen. Spätestens da ist der Tag gänzlich gerettet.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die erste Etappe
en ligne, also die erste Etappe mit Hotelwechsel, führt uns dann gleich über den Pyrenäenhauptkamm auf die Südseite. Vom französischen Norden in den spanischen Süden.
Wir verlassen Lourdes nach Osten und können erstmal gemütlich im Tal der Gave de Pau einrollen. Dann fahren wir am überraschend lieblich-schönen Rand der Pyrenäen entlang, die Gipfel der Hochpyrenäen immer im Blick. Es geht das Vallée d'Ossau hinauf bis Laruns, wo links die Straße zum bekannten Col d'Aubisque abzweigt. Wir bleiben aber weiter auf Kurs in Richtung Süden. Unser Grenzpass ist der wenig bekannte, 1794 m hohe Col de Pourtalet. Während die meisten der wenigen Nord-Süd-Verbindungen über die Pyrenäen stark befahren sind, können wir hier sowohl die Ruhe genießen als auch die schönen Ausblicke in die Berge des grenzüberschreitenden Pyrenäen-Nationalparks, die immerhin auf über 2500 m Höhe aufragen. Oben erwarten und überraschend viele Läden und Restaurants auf spanischer Seite - irgendetwas scheint hier deutlich günstiger zu sein als in Frankreich - vielleicht eine willkommene Gelegenheit für einen ersten
café con leche. Nur noch eine lange Abfahrt trennt uns nun von dem Etappenziel in Biescas.