04.03.2023,
Pocatky:
Tag 5 unserer Reise geht zu Ende und ja, wir müssen zugeben, wenn wir mit quäldich reisen, reisen wir anders. Wenn wir privat ein Hotel suchen, freuen wir uns über weitläufige Hotelanlagen, große, geräumige Zimmer, reichhaltige Buffets. Und hier haben wir es alles. Wir wohnen nicht in Zimmern, sondern in Bungalows, in keiner Hotelburg, sondern in einem Palmengarten mit mehreren Pools. Aber dann. Wir fragen uns, ob es auch einen Shuttle vom Bungalow ins Restaurant gibt. Wann fährt er und wo hält er? Kann man mit dem Rad hinfahren? Gibt es auf dem Weg eine Verpflegung von Martin? Könnte das Wetter auf dem Weg dahin umschlagen? Wenn man dann das Restaurant erreicht hat, geht es weiter. Das Buffet ist riesig, wie viele Schüsseln beim Frühstück kann man auf einmal tragen, um nicht mehrmals gehen zu müssen? Nur keine Junk-Miles vor der Tour. Könnte man die Wege mit Garmin optimieren? Nur beim Abendessen scheint es uns nicht zu stören, das Eis-Buffet könnte auch auf dem Berg sein, diesen Weg geht man gerne. Und nimmt gleich 7 Kugeln mit, sonst hat man gleich eine negative Kalorienbilanz. Aber zur Salatbar am Ende des Restaurants? Nach 124 km und fast 3.000 Höhenmeter wie heute? Die Bungalows sind riesig, zwei Zimmer, man muss fast einen Riegel einstecken, wenn man ins Bad geht. Und in jedem Zimmer ein Fernseher. Wie ich gehört habe, eignen sie sich wunderbar als Wäscheleine, aber man könnte auch die Vuelta und die Tour parallel schauen.
Wenn man eine Saisonplanung macht und zwischen einer quäldich-Reise und einer Teilnahme an der Tour der France, Vuelta oder Giro schwankt, muss beachten, alle letztgenannten haben nur eine Königsetappe. Eine quäldich-Reise nicht, bitte dies bei der Entscheidung bedenken. Wir fahren jeden Tag eine. Jeden Tag – bis auf den Ruhetag gestern – eine Königsetappe, höher, weiter, länger – nur nicht schneller, zumindest unsere Gruppe nicht. Aber immer schöner.
Heute starten wir beim blauesten Himmel gleich in den Anstieg. Start bei Höhe 12 Meter, erste Pause auf einer Höhe von 1.624 Metern, Ayacata. Kette links, eine lange Zeit. Wunderschöner Anstieg, ein reges Treiben auf der Strecke, man wird überholt, überholt, informiert sich über die aktuellen Farbtrends bei Radtrikots, es rollt gut, auch wenn es weiter stetig hoch geht. Torsten und ich werden von einem Überholenden (nicht von uns) über die Hotelpreisentwicklungen vor und nach Corona informiert, ich über mögliche Radtouren und versuchen, uns dann den Auswirkungen der Energiekrise auf die Preise der Hotels an der Playa del Inglés durch längere Bergintervalle zu entziehen. Anstrengend. Manchmal tut es gut, nur den eigenen Atem zu hören.
Nach Ayacata geht es für uns in die Plus-Variante, am Rand der Caldera von Tejeda entlang, vorbei am majestätischen Roque Bentayga und mit dem angenehm rollenden Aufstieg zum Cruz de Tejeda. Mandelbäume säumen unseren Weg, rosa Flecken in der Landschaft, wunderschön. Inzwischen zieht sich der Himmel ein wenig zu, aber als wir dann Richtung Pico des las Nieves abbiegen, leuchtet uns die Sonne den Weg aus. Die letzten Höhenmeter ziehen sich und dann erreichen wir als letzte Gruppe den Gipfel auf 1.945 Meter. Und es gibt für uns keine Gummibärchen mehr. Keinen einzigen. So viel zum Artenschutz vor den anderen Gruppen. Morgen müssen wir doch schneller sein.
Wir genießen die Zeit auf dem Gipfel, haben zwar nur bedingt eine Sicht in die Landschaft, „wie sie sehen, sehen sie nichts“, werden von Jens zum Kaffee eingeladen (sehr empfehlenswert, gute Bohne), legen Fettpolster für die kalte Abfahrt an und ergänzen sie durch 7 Schichten aus dem Tagesgepäck – auch das Langarmtrikot möchte getragen werden. Die Abfahrt ist herausfordernd, enge steile Straßen, die nicht nur für uns, sondern auch für die Autos eine Herausforderung sind. Und dies führt an einer engen Stelle zum Sturz. Man kann noch so vorsichtig sein, defensiv fahren, aber wenn es passiert, passiert – gute Besserung!
Der Rest ist schnell erzählt, unsere Gedanken sind an einer anderen Stelle. Wir fahren vorsichtig runter, noch mehr als sonst, verlieren einen Teil der Gruppe, lassen uns von Torsten im Wind ins Hotel ziehen und werden dann beim Schmutzbier informiert, dass der verlorene Teil in drei Minuten da ist – T-3. Haben sie dann auch geschafft. Aber nach einem solchen Tag hätten wir auch länger gerne auf sie gewartet.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Die Plusvariante mit 3000 Höhenmetern, die wir möglichst jeder Gruppe ans Herz legen. Denn mit der Extraschleife von Ayacata am Rand der Caldera von Tejeda entlang, vorbei am majestätischen Roque Bentayga und mit dem angenehm rollenden Aufstieg zum Cruz de Tejeda hat diese Etappe auf jeden Fall alle Voraussetzungen, ein unvergessliches Erlebnis für uns zu werden.