02.03.2023,
Pocatky:
Es passiert vieles auf einer quäldich-Reise, aber den größten Herausforderungen muss man dann begegnen, wenn man sie am wenigsten erwartet. Und dann muss man füreinander sein. So wie Steffen für mich heute Abend, dazu später mehr.
Dank Telekom kennt jede/r die Farbe Magenta und seien wir ehrlich, nur bei uns Rennradfahrenden folgt auf die Feststellung „es wird gleich rot“ die Frage „wie rot?“. Normalerweise ist rot einfach rot. Aber nicht bei uns. Wir kennen hellrot, fast orange, rot, dunkel-rot, dunkel dunkel-rot, braunrot und schwarz-rot. Hier auf Gran Canaria bewegen wir uns in dunkel dunkel-rot, braunrot und schwarz-rot. Dies bedeutet – 10%, 15% und 17%. Steigung. Nicht nur kurz, sondern lang, oder auch länger. Manche finden es gut zu wissen, manche sehnen einen Sigma-Fahrradcomputer zurück, der nur Gesamtstrecke und Uhrzeit angezeigt hat. Ja, gab es und es ist gar nicht so lange her. Jetzt verlassen wir uns auf die die ClimbPro-Funktion von Garmin, diese zeigt die Neigung, die Distanz und den positiven Höhenunterschied der nächsten Steigungen an. „Nun kannst du dir deine Kräfte für den Anstieg besser einteilen“ – laut der Webseite. Haben sie es denn selbst ausprobiert? Welche Kräfte?
So starten wir heute unsere Überführungsetappe nach Maspalomas auf den expliziten Wunsch von Christian wieder auf der Küstenstraße, Gudrun hat sich weniger Sonne gewünscht, auch diesem Wunsch wird entsprochen, es ist sogar mehr Verkehr und die Gruppen mischen sich am ersten Berg. So fahren fast alle auch heute die Gruppe 1, auch wenn nur kurz, sie kurbelt sich an uns allen vorbei erst warm, Dieselmotor braucht halt länger. Und wir bekommen sogar „einen schönen Tag“ gewünscht. Damit war dann die Kommunikation in der Gruppe 1 am Berg für diesen Tag erschöpft. Gänzlich. Dazu hatten wir heute morgen beim Frühstück Alexander und Andreas gefragt. Wie denn die Tage der Gruppe 1 sind? Wenn sie um 15.30 Uhr im Hotel sind und wir gegen 19 Uhr? Sind deren Tage denn anstrengend, oder machen sie noch ein wenig Stabi-Training, wenn sie so früh im Hotel sind? Um ausgelastet zu sein. Fordern sie denn überhaupt 100 km und an die 2.800 Höhenmeter? Wir haben uns gesorgt um sie. Und was haben wir erfahren? Sie sprechen nicht am Berg, sie treten. Sollten wir mal ausprobieren. Ja, auch sie leiden am Berg, aber anders, er geht für sie schneller vorbei. Nein, Stabi machen sie nicht, sie vergeben Kudos und gehen am Strand spazieren. Und kommen dann vom Strand zurück, wenn wir im Hotel ankommen…
Der heutige Tag war im Zeichen des Tauropasses, soll einer der schönsten dieser Insel sein. Bestimmt, aber man muss erstmals hinkommen, eher hochkommen. So fahren wir das letzte Mal durch den Tunnel, das Schild reserviert für quäldich über der rechten Spur kann abmontiert werden. Wir fahren nicht nochmal ins Tal der Tränen, überlegen noch eine Stärkung (Kohlenhydrat-Strategie am Berg) und biegen dann rechts ab, laut Torsten ein Nupsi. Nun, es gibt für dieses Wort kein geeichtes Maß, auch DIN hat sich noch zurückgehalten. Und es wird wieder steil, aber wie. Und dieser Pass hat nicht mal einen Sexy-Namen. Oder wie klingt denn „Degollada de la Aldea?“ Kennt keiner. Nennen wir ihn einfach „dunkel-rot, dunkel dunkel-rot, braunrot und schwarz-rot“ und wissen, Tauropass wird ein Spaziergang, wenn wir diese Fifty Shades of red geschafft haben. Und dies haben wir. Vorm Tauropass gehen wir „essen“ und freuen uns, wenn Martin wieder kocht und nicht unser Gepäck transportieren muss, an seine Küche kommen die Locals einfach nicht ran. Sofort starten wir in den wunderschönsten Tauropass, Jochen geht nach vorne, wir fahren genießend hoch, diskutieren über überholende E-Mountainbiker und trennen uns vorne in Plus und normal. In Plus starten wir dann mit Jochens-Bergintervallen, laut Norbert eine „kurze Tempoverschärfung“ und zählen die noch verbleibenden Anstiege („es verbleiben 6 von 12“). Plus entpuppt sich als Tal der Mandelblüte, wunderschön und in Ayacata gibt es eine Kaffeepause, bevor es in die Abfahrt geht. Zu Beginn auch mal rumpelig und in mystischen Wolken, aber dann rollen wir mit tollstem Asphalt runter. Jäh unterbrochen mit einem ersten Platten. Dieser beschert uns, schnell gewechselt, eine wunderschöne Abfahrt in den Sonnenuntergang, als wäre die Straße für uns gesperrt worden, rollen wir bis vors Hotel. Wenn wir ausklicken, geht die Straßenbeleuchtung an. Wer kann, der kann. Auch heute, am Tag 3.
Und wenn mich Steffen (Gruppe 1, Strandspaziergang, siehe oben, seit 15.30 Uhr im Hotel) nicht an der Rezeption aufgelesen hätte und mich inklusive Gepäck und Fahrrad zu meinem Bungalow gebracht hätte, würde es diesen Blog nicht geben, weil ich es allein ohne ihn nie gefunden hätte…
Ursprüngliche Beschreibung der Plusoption von Etappe 3:
Kilometer 59,9. Wir bleiben weiter im Anstieg vom Tauropass und erreichen kurz darauf die eher unspektakuläre Passhöhe am Cruz de San Antonio. Rauer Asphalt begleitet uns bis Ayacata, vielleicht auch Gegenwind. Ayacata ist der Hochpunkt der Etappe und gut frequentierter Radlertreff. Von Ayacata rollt es meist bergab bis Maspalomas. Einige Gegenanstiege müssen bis Maspalomas noch überwunden werden.