19.08.2022,
silvi:
Der Tag der unterschiedlichen Perspektiven.
Gruppe 3: Easy - Wir fahren bis zur Mittagsverpflegung hoch nach Airolo und dann gibt es die Option, mit dem Zug ins Ziel zu fahren, wenn alle durchnässt sind.
Gruppe 2: Wir nehmen heute genug warme Klamotten für die letzte Abfahrt mit, wärmen uns oben am Pass kurz auf, bevor es in die letzte kalte Abfahrt geht.
Gruppe 1: Durchballern im strömenden Regen. Das dünne Regenjäckchen hält eh nicht viel ab; und mehr hat keiner dabei. Und noch bevor der Guide ins Hotel kommt, steht der schnellste Fahrer schon im Bademantel in der Hotellobby.
Somit haben am Ende zwei Gruppen die historische Tremola zum San Gottardo bezwungen, bei gemütlichen 5 Grad und Regen - dafür mit einmaligen Ausblicken.
Obwohl ich mir nach dem Alpenbrevet gesagt hatte, dass man da nicht nochmal mit dem Rennrad hoch muss, war es heute doch überraschend kurzweilig. Mit Musik aufgelegt von DJ Nicole ging es im Dreier-Frauen-Gruppetto die 6-Kilometer-Kopfsteinpflasterstraße nach oben. Ich musste wieder an die Engländerin denken, die mir damals vor dem Alpenbrevet geraten hatte: ,,You have the choice: cobbles or ditch. Take the ditch!" - Was im Rennen gut war, machen wir heute auch. Wir balancieren stückchenweise in der schmalen Regenrinne, um kurz eine Entlastung von dem Geholper zu bekommen. Ein eiskalter Wind erschwerte nochmal die letzten Kilometer, aber dafür gab es oben Kaffee und Kuchen. Drei unserer Mitstreiter waren auch eingekehrt, und so ging es dann gemeinsam in die letzte kalte Abfahrt nach Andermatt.
Es ist der letzte Abend der Tour. Morgen geht es zurück nach Interlaken.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:l
Mal ganz ehrlich - was wäre eine Schweiz-Rundfahrt ohne den Gotthardpass. Was Transit-Autofahrern auf dem Weg nach Italien aufgrund der zu erwartenden Staus vor dem Tunnel den Angstschweiß auf die Stirn treibt, ist für uns eine Verheißung. Die sagenumwobene Tremola-Straße mit ihren in den Hang gemauerten Kehren. Ein Anachronismus, keine Frage, findet das ganze doch auf Kopfsteinpflaster statt. Aber man könnte auch einfach sagen: Ein Muss! Fast 60 km Anfahrt aus Bellinzona sind es, ständig das Tessin hinauf, dann beginnt der Pass. Und die Abfahrt wiederum führt uns letztendlich bis in den Etappenort Andermatt.