Der Blick vom Balkon des Hotelzimmers heute morgen ist unbezahlbar. Der erste Anstieg zur Vorder Höhi auch: Abschnitte mit satten 20% im Slalom um die Kuhfladen herum, ohne dabei umzukippen oder auszurutschen. (Frische Kuhfladen sind rutschiger als geschmolzene Bitumenstreifen; was man auf Quäldich-Reisen alles so lernt...)
Martin, ein Quäldich-Teilnehmer von der Pyrenäen-Tour letztes Jahr, kommt aus dem Toggenburg und schließt sich heute erst der Gruppe 1 zum Mitfahren an und wartet dann noch an der Verpflegung, bis ich mit meiner Gruppe dort ankomme. Immer schön, so glückliche Quäldich-Teilnehmer nochmal wiederzusehen!
Wir bekommen noch eine kurze Erläuterung der Bergwelt um uns herum und machen uns dann weiter auf den Weg nach Chur.
Bevor es in den letzten Anstieg Richtung Lenzerheide geht, trinken wir noch einen Kaffee in der idyllischen Altstadt. Gestört wird diese Idylle nur vom Piepskonzert der Garmins.
Der Anstieg nach Lenzerheide rollt zwar besser als gedacht, aber es ist heiß, und die vielen LKWs rauschen extrem dicht an uns vorbei, so dass wir froh sind, als wir endlich oben sind.
Bei der Mittagspause war ich noch hochmotiviert, den Extra-Stich nach Alp Lavoz ab Lenzerheide mitzunehmen, aber manchmal ist man auch als Guide ganz froh, wenn die Motivationsversuche nicht so gefruchtet haben. Am ,,Brunnen der pupsenden Pferde", den natürlich. (wie soll es auch anders sein) unser Barkeeper Wolfi erspäht hat, beschließen wir einstimmig, heute der Gruppe 1 den Vorrang für den Extra-Anstieg zu lassen - sehr zum Leidwesen von Keyfo, der seine Flasche oben am Brunnen vergessen und gehofft hat, ich würde sie mitbringen.
Morgen geht es auf den Albula und Bernina und noch soll uns der Wettergott hold sein! Wir haben jedenfalls brav alle Reste beim Abendessen von unserem schnellsten und jüngsten Fahrer Christian vernichten lassen. So hat jeder seine Aufgabe in der Gruppe gefunden.
Bis morgen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Es ist keine besonders lange Etappe, die uns heute erwartet, aber sie wirkt lang, denn es geht bis tief in die Rätischen Alpen hinein. Als erstes beenden wir jedoch, was wir gestern begonnen haben. Unsere Bergankunft in Arvenbüel war nämlich der erste Teil der Vorder Höhi ? eines nahezu unbekannten Passes, der über den Höhenzug der Churfirsten hinweg ins Toggenburg führt. Und man weiß nicht, was Kopf und Beine mehr beansprucht: die vergleichsweile steile Auffahrt, oder die anspruchsvolle Abfahrt über eine schmale, holprige Straße. So oder so erreichen wir das Toggenburg, wo bis Wildhaus nochmal ein paar Höhenmeter erklommen werden wollen, und fahren ins breite Rheintal ab. Eine völlig andere Welt also, und wir wenden uns nach Süden und nehmen in der Ebene Tempo auf. Ein paar Kilometer fahren wir sogar durch Liechtenstein, und ein kleiner Hügel sorgt nochmal für ein wenig Abwechslung. Dann verengt sich das Rheintal mehr und mehr, und wir erreichen Chur. Es fehlt noch der Lenzerheidepass, die längste Auffahrt des Tages, bis wir die Etappe in Tiefencastel beenden.