28.05.2022,
Jan:
Die heutige Etappe in die ewige Stadt steht unter einem guten Stern, schließlich habe wir die Etappenbesprechung gestern Abend am Mittelpunkt Italiens abgehalten, der in Rieti an einem netten Platz schön ausgeschmückt ist. Überhaupt... Rieti... so ein schönes Städtchen! Nichts erinnert hier an das
größte quäldich-Fiasko aller Zeiten, als wir in Monte Terminillo in eine baufällige Ruine einquartiert wurden. Nein, unser Hotel eine Abfahrt später in Rieti ist toll, das Essen reichlich, die Stadt pittoresk und – am Mittelpunkt Italiens gelegen. Am anschließenden Grappa in der Bar am nahen Hauptplatz wurden die Geschichten der letzten Tage ausgetauscht, Lieblingsanstiege und nächste Pläne diskutiert. Aber Moment! Ein Schritt fehlt uns noch: die letzte Etappe nach Rom. Und die soll unfallfrei bleiben.
Bei letzten Etappen habe ich ja immer ein mulmiges Gefühl. Zu oft ist dann eben doch noch etwas passiert, wenn die Konzentration abfällt und man gefühlt schon da ist. Ist man aber erst, wenn das Fahrrad im Hotel abgestellt wird! Solcherart eingeschworen machen wir uns hochkenzentriert auf die 116 km lange Abschlussetappe mit nur 1300 Höhenmetern, erklimmen die
Muro Pizzo mit schönem Rückblick auf den Turano-Stausee und nehmen einen schnellen Caffè in Orvinio, mal wieder eines der Borghi più belli d'Italia. Der Caffè, ohjemineh! kommt in Pappbechern! Und ist doch SO gut. Italia! In der Abfahrt liegt die letzte Verpflegung versteckt in Licenza zwischen Grundschule und Tiefgarage, in der es nicht schön, aber einigermaßen kühl ist! Den Standpunkt werden wir noch einmal überdenken...
Den ganzen Tag sind wir schon an Hinweisschildern nach Carsoli vorbei gefahren, das wir vom Samstag noch in guter Erinnerung haben, da wir dort dem Motorradwahnsinn entfliehen konnten, das wir aber heute nur in der Ferne passieren. Aber nun schließt sich wenige Kilometer vor Tivoli der Kreis. Und, oh Wunder: das befürchtete Motorrad-Massaker bleibt aus. In Tivoli weist uns Paul den schöneren Weg durch die Altstadt, mit Wasserfall und einem letzten caffè vor der Ankunft. Am Panoramabalkon blicken wir bis Rom und fahren dann in die Schwüle der Tiefebene von Lazio, die aber dieses Jahr gar nicht so drückend ist wie beim letzten Mal, 2019, auf dem Weg von Garmisch nach Rom. Aber die Strecke erweist sich als genauso verkehrsfrei, und wieder erscheint unmittelbar vor uns das Colosseum! Unfallfreie Abschlussetappe!
Wir. Sind. Rom.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Alle Wege führen nach Rom. Wenn man bedenkt, dass wir in Tivoli gestartet sind, war unser Weg nach Rom ein unnötig langer. Was lange währt, wird also endlich gut, wenn wir nach einem Abstecher zum Turano-Stausee so langsam das Gebirge verlassen, erneut Tivoli durchqueren und uns dann durch die Großstadt zum Kolosseum vorarbeiten. Angst vor dem Stadtverkehr in Rom braucht man jedoch keinen zu haben. Die vielen Vespas und Fiat 500 sind zwar schon gewöhnungsbedürftig; wir kennen jedoch von unserer Grand Tour Garmisch-Rom den besten Weg in die Stadt hinein. Und ehe wir uns versehen, stehen wir vor zweitausend Jahren Geschichte am Kolosseum, und unsere Abruzzen-Woche geht zuende.