08.06.2019,
silvi:
Bei kaiserlichem Wetter sind wir heute morgen gleich in den Passo di Giau gestartet. Das sollte ein fulminanter Auftakt zu einer langen Etappe werden. Danach erwarteten uns eigentlich ca. 60km bergab durch das Tal des Cordevole und dann des Piave. Es kam jedoch ein bisschen anders. Gruppe 1 vermeldete gesperrte Straßen und begab sich auf Erkundungstour für eine Umfahrung. In italienischer Manier haben wir in Gruppe 2 diese Gelegenheit gleich zu einem Espresso an der Bar genutzt. Die Umfahrung brachte uns ein paar zusätzliche Höhenmeter und Kilometer ein, was wir aber angesichts der herrlichen Aussicht (und dem Koffeindoping ;-)) gerne in Kauf nahmen. Da ahnten wir noch nicht, dass uns noch zahlreiche weitere unfreiwillige Stopover erwarteten - ohne Espresso an der Bar allerdings.
Um nicht durch die stark befahrenen Tunnel zu fahren, wollten wir dem Radweg am Fluß entlang folgen, dieser war jedoch durch umgestürzte Bäume blockiert. Also Kehrtwende und wieder zurück. Gruppe 1 hatte sich noch weiter vorgewagt, musste am Ende jedoch auch umkehren und ihre Räder wieder über die Bäume tragen. Dann eben doch durch den Tunnel. Das hätten wir vielleicht beim nächsten Tunnel auch einfach machen sollen - da waren die anderen Gruppen durchaus schlauer. Aber der Radweg war befahrbar. Nur hatten wir danach einen Defekt, der uns leider extrem lange Kopfzerbrechen bereiten sollte. An dieser Stelle sei gesagt, das altmodische Material ist eben doch manchmal das Beste! Milch gehört besser in den Kaffee oder ins Müsli, aber bitte nicht in den Reifen. Während wir in der glühenden Hitze warteten, sausten nacheinander alle anderen Gruppen an uns vorbei, erst 1, dann, 3, dann 4. Aber wir flickten immer noch. Als wir Sergej, unseren Mechaniker No 1 anriefen, vermeldete er, dass er in Gruppe 1 helfen müsse, die hätten einen Sturz gehabt. Das geht natürlich vor. Und zum Glück ist der glimpflich ausgegangen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging es weiter, schön in Zweierreihe durchwechseln und schnell bis zur Mittagsverpflegung in Feltre. Dachten wir! Der zweite Reifen hat sich dann auch noch verabschiedet. Aber diesmal tauchte an der Kreuzung Sergej auf. Den hat der Engel geschickt! So wurde das Laufrad getauscht und Wasser aufgefüllt. Nun aber konnten wir endlich zur Verpflegung rollen. Der Magen hing uns mittlerweile auch schon in den Kniekehlen. Dort angekommen trafen wir dann ALLE anderen! Das Lokal war von Quäldich eingenommen. Die Gruppen wieder korrekt zu sortieren, klappte nicht ganz, wir waren doch extrem spät eingetroffen. So fuhren wir nun in 3, 1, 2, 4 wieder ab. Das mit dem Zählen müssen wir echt nochmal üben! ;-)
Und wie es sich für eine gute Quäldich-Mittagsverpflegung gehört, ging es danach auch schnell wieder rauf, und das nicht zu knapp, 28km bis oben, allerdings gab es immer wieder Flachstücke und sogar zwei kleine Abfahrten zum Erholen. Ich persönlich habe es extrem genossen, dort hochzufahren. Vielleicht sollte ich häufiger Spinat als Radfahrer-Verpflegung essen, was Popeye die Muckies in die Arme gezaubert hat, tat bei mir ähnliches mit den Beinen. Da waren mir die Rampen zwischendrin mit 17% fast egal. Aber den Monte Grappa wollten wir nun noch mitnehmen, bevor wir dann mit wunderschöner Aussicht auf die sich südlich anschließende Poebene in rasanter Abfahrt bis nach Bassano del Grappa sausten. Eine späte Ankunft nach einem landschaftlich wunderschönen, erlebnisreichen Tag!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Auf eine kurze Etappe folgt eine lange. Es geht gleich los von null auf hundert, denn mit dem Passo di Giau wartet ein weiterer wunderschöner Dolomitenpass auf uns, der dafür sorgen wird, dass uns am Morgen schnell warm wird. Dann folgen wir über etwa ast 60 km dem leicht abfallenden Tal des Cordevole und anschließend dem Piave, können hier also schnell Boden gut machen. Doch sollte man auf dem langen Flachstück nicht zu viel Kraft verschleißen, schließlich steht uns ja noch der 1745 m hohe Monte Grappa im Weg, der nochmal etwa 1600 Höhenmeter bedeutet, uns aber auch fantastische Ausblicke über die sich südlich anschließende Poebene ermöglicht. Haben wir dann die rasante Abfahrt gemeistert, ist es auch nicht mehr weit bis in den Etappenort Bassano del Grappa.