„Moien! Häerzlech Wëllkomm!“ im kleinsten Rennradparadies von Quäldich!
Es freue mich sehr, Euch meine „Nachbarschaft“ vorstellen zu können! Denn als gebürtige Aachenerin, die in Ostbelgien aufgewachsen und jetzt an der niederländischen Grenze wohnt, fühle ich mich dem gerade mal 120km entfernten Großherzogtum verbunden. Es gehört zu den kleinsten Ländern der Welt und -nach meiner Meinung- zu den Vielseitigsten! Es bietet alles, was das (Rennrad)herz begehrt! Jenseits des bekannten Klischees um günstige Tankstellen und preiswerten Kaffee wartet eine landschaftliche Vielfalt und europäische Herzlichkeit auf dich, die du sicherlich nicht erwarten würdest!
Bisher kannte ich nur einen kleinen Teil des Landes, das Müllerthal. Vor 10 bis 15 Jahren war Sportklettern meine Passion - dies ist hier sehr populär. Zahlreiche Wochenenden habe ich in Berdorf und an den ausgewaschenen Sandsteinfelsen verbracht! Die Region rund um den schönen Ort Echternach bildet ein einzigartiges Naturschutzgebiet. Das Müllerthal auf dem Rennrad neu kennen zu lernen, war ein besonderes Erlebnis für mich! Mein schönster Moment war die Fahrt auf einer alten, mittlerweile asphaltierten Bahntrasse, die uns hautnah an den imposanten Felsformationen vorbeiführte, fernab von Lärm und Autoverkehr.
Vor meiner zweite Scoutingtour war ich sehr gespannt, was mich erwarten würde. Leider war ich diesmal ohne Begleitung unseres Localguides unterwegs und erkundete seine geplante Strecke im Alleingang. Ich kann vorwegnehmen, dass ich wirklich beeindruckt war hinsichtlich der Vielseitigkeit und Schönheit dieses kleinen Landes. Und das so nah vor meiner Haustür! Als Mutter einer 8jährigen Tochter kam mir an diesem Tag unweigerlich Janosch in den Sinn: Oh, wie schön ist Luxemburg!
Es ging ins Ösling, dies ist der luxemburgische Teil der Ardennen. Eine wunderschöne Bilderbuchlandschaft, naturbelassenene Flüsse, saftig grüne Wiesen, Reiher und Schwarzstörche waten durch die Flussauen…die hübschen, kleinen Ortschaften liegen meist in engen Flusstälern, aus denen beachtliche Anstiege auf weite Hochebenen führen. Der erste Quäldichpass des Tages führte mich nach Schlindermanderscheid. Ich wusste ungefähr, was mich aus sportlicher Sicht erwarten sollte, kenne ich doch das Panormana der belgischen Ardennen gut! Aber mit diesem Finale hatte ich nicht gerechnet. An der Passhöhe ange-kommen war ich überwältigt von dem atemberaubenden Weitblick, der mir geboten wurde. Die Sonne schien über die grünen Wiesen und Felder und das Schattenspiel der Hügellandschaft war einmalig! Ein scheinbar unendlich weiter Blick. Diese intensiven Farben, die mir die Natur hier bot, habe ich in den belgischen Ardennen noch nicht gesehen.
Und damit nicht genug! Westlich des Ortes Esch an der Sauer wird der Fluss zu einem Wasserschutzgebiet gestaut. Er gleicht dort viel mehr einem langgezogenen See und erinnerte mich an den Rursee in der Rureifel. Doch noch idyllischer! Ist doch die Rureifel geprägt durch Nadelwälder, wo das dunkle Grün und Braun dominiert, strahlen hier die frischen Farben der Wiesen und Laubbäume leuchtend um die Wette! Kaum ein Auto habe ich wahrgenommen!
Nach ständigem Auf und Ab, was mich persönlich mehr fordert als ein Alpenpass am Stück, stieg ich am Ende des Tages nach 126km und 2300Hm vom Rad und war mir 100%ig sicher: Hier muss eine Quäldich Reise stattfinden!