Egal, wie die Münze fällt, die Entscheidung ist die richtige: Entweder einen Tag in Granada entspannen oder hinauf in die Sierra bis zur Virgen de las Nieves oder sogar noch weiter – denn es liegt aufgrund des schneearmen Winters und der anschließenden Frühjahrshitze kaum noch ein Krümel der weißen Pracht. Das Peloton will jedenfalls mehrheitlich hinauf in die Sierra – und los geht´s!
Es ist wieder einer dieser hier so normalen Tage Anfang Mai: Angenehme 18 Grad am Morgen in Granada verheißen puren Klettergenuss, egal auf welcher Variante man sich aufmacht in dieses kleine, feine Hochgebirge. So normal wie das Wetter ist auch das Kräftemessen mit den Profis, wenngleich deren Training für Normalsterbliche doch etwas surreal anmutet: Fahren die vier Jungs von Astana doch tatsächlich in Teilen mit dem Zeitfahrrad bis zur Virgen – und zwar AUF dem Liegelenker.
Davon sind wir etwas entfernt – aber mit dem Zeitfahrrad würde man auch nicht die beste Figur in den kleinen Rampen hinter Güéjar machen. Auch in dieser Perle des Offs wandeln wir übrigens auf den Spuren der Vuelta: In einer der letzten Ausgaben durften zwar die Pros, nicht aber deren Begleitfahrzeuge hier hinten lang – so schmal ist das bocksteile Sträßlein, das unsere schnelle Eingreiftruppe meistert. Und was gibt´s Neues aus dem Teil des Pelotons, der wirklich immer die besten Bars findet? – Richtig: Auf ihrer etwas sanfteren Strecke von Monachil über den Purcche entdecken sie zielsicher die Pinte am selbigen Zwischenpass.
Derweil habe ich es mir im food truck auf 2500hm kurz unter der Virgen de las Nieves gemütlich gemacht, das Buffet wartet, ich parke mit Blick auf den Veleta – ob der tatsächlich die Verwegensten von uns herauflässt? Ein wahrhafter Pausenthron – hier kann ich unsere Recken schon sehen, wenn sie noch 5km entfernt sind.
Und schon sind sie da – ganz verschieden sind die Motivationen des heutigen Tages: So hoch wie irgend möglich, den eigenen Tagesrekord der Höhenmeter knacken oder eben genau bis zur weiß leuchtenden Statue der Virgen de las Nieves auf 2600m.
Schauen wir einmal nach ganz oben – etwa die Hälfte von uns ist neugierig, wie es da oben am selbst noch auf 2500hm sehr mächtig wirkenden Veleta aussieht: Zunächst noch flüssig schraubt es sich durch die kahlen Hänge, doch bei 3200-irgendwas ist dann wirklich Schluss für die Wackersten der Wackeren – nach Passieren diverser kleinerer Schneefelder geht der Blick nach oben entlang der weißen Piste - ok, Mai ist doch noch zeitig im Jahr für den Pico del Veleta mit 3396m. Die Schuhe sind nass, so langsam wird es kühl – ob die Hände nachher noch das Pausenbrötchen haltern können? Doch allein die Aussicht auf das 2500m tiefer gelegene Granada, die Vega, die vielen umgebenden Sierras ist es wert – Einmal im Leben….im Herbst …wenn kein Schnee liegt… müssen wir wiederkommen zur Sierra Nevada Umrundung (gerüchtehalber übrigens auch eine Tour mit Schönwettergarantie 😊)
Doch kann man an diesem Tag auch über sich hinauswachsen, ohne ganz nach oben zu drücken. Auch wenn die Beine schwer sind – auf den Altar der Virgen (uiuiui…) schafft man es immer – denn sie istb und bleibt der ikonische Dreh- und Angelpunkt hier oben (übrigens auch für die Astana-Jungs) – wir bilden hier aber nur die sittlichen Triumphposen ab!
Und was kann dann noch kommen? Nach diesem Trumm von Berg? Richtig – die wohlverdiente Abfahrt nach Granada, schwupps in eine Bar, abends noch durch den Albayzín geschlendert, sich von der andalusischen Gemütlichkeit im Restaurant hingeben und den Heimweg mit hier nicht mehr weiter genannten Lokalitäten verkürzen…
Heute nur ein Crashkurs im quaeldich-Spanisch: Nos vemos en octubre - wir sehen uns im Oktober (natürlich am Veleta).
Der Plan lautete:
Dieser Tag bietet ,,nur" einen Berg, doch der ist episch: Unser Aufstieg in die Sierra Nevada bis auf 2600m, wo uns die mythische Virgen de las Nieves, Schutzpatronin vieler Dörfer der Sierra Nevada, erwartet, ist lang und bis auf einige Rampen nach Güéjar recht angenehm zu fahren. Bis zur Virgen kommt man defacto ganzjährig, oberhalb liegt Anfang Mai meist noch der letzte Schnee auf dem alten Asphaltband hinauf zum Veleta.
Mit etwas Glück dürft Ihr Euch auch mit den hier trainierenden Profis messen. Nur dass die meist 2 oder 3x rauf fahren auf 2500m, auf uns wartet. Die Abfahrt gleicht lustigem Kurvenräubern - und unten wartet wiederum Granada. Wer heute nicht in die Bars der Stadt geht, verpasst was!