07.05.2023,
hagen306:
Zunächst an dieser Stelle das offizielle Protokoll: Es ist vollbracht, die
Golden Boys* sind wohlbehalten zurückgekehrt nach Málaga – die Vuelta a Andalucía 2023 steht auf der Habenseite. 7 sonnige Etappen, 2 Dutzend Pässe (und ja: einer wirklich schöner als der andere), hunderte Kilometer, tausende Höhenmeter. Das kennen wir eigentlich von fast allen unserer Reisen in Spaniens Süden. Erinnert sei hier exemplarisch an das Bergtraining in Andalusien im März – nur mit der Sonne im Tank ließen sich die folgenden Wochen voller Regen und Kälte daheim aushalten.
*tatsächlich gab es trotz 100% Jungs keine machesken Einlagen. Aber wann wird es wohl die erste „Golden Girls“-Tour hier im Süden geben? – Müssten wir die Strecken eventuell etwas schwieriger machen? Nein. Bräuchten wir mehr Kultur? Nein. Vielleicht ein wenig mehr Zeit in den Sternen des Südens von Ronda bis Granada. – Das ist also unser Arbeitsauftrag für die 2024er Ausgabe. Das Leben ist zu kurz, um nur Rennrad zu fahren. Aber eben auch zu kurz, es nicht zu tun.
Manchmal fühlten wir uns auf dieser Tour wie unser oben genannter gallischer Freund. – dafür sorgten unser täglichen Restaurant-Besuche. Und natürlich probierten wir von habas (Bohnensuppe) bis Wildschwein-Risotto möglichst viel (also ganz wie Obelix). Und auch die geliebten Anis-Plätzchen gab´s mal wieder in Moclín – man muss halt nur den kleinen Laden als solchen erkennen und schon gibt´s wieder Leckeres fürs Mittagsbuffet. Unerklärlicherweise gingen aber diesmal die Bananen nicht so gut. Hätte ich sie als authentisch anpreisen sollen? - Insgesamt aber völlig klar, dass unsere Pedaltritte so kraftvoll waren wie die Faustschläge von Obelix. Und selbst Arturos Kurbel bekommen wir Obelix-like wieder abgeschraubt – das Rad kann also im Ultraflach-Koffer der alten Schule den Heimflug antreten.
Wo Obelix ist, da kann auch die „Formation Schildkröte“ nicht weit sein. Nein, nein – wir mussten nicht, so wie die verängstigten Römer - in Abwehrformation gehen. Ebenso wenig handelt es sich um eine neue Form der Windstafette auf dem Rad. Nein, zufällig konnten wir einige Junioren am vorletzten Abend beim Trockentraining für die nächsten (Oster-)Prozessionen bestaunen: 12 Mann und mehr unter das Gestell, auf dem dann die oder der lokale Heilige durch wirklich alle engsten Gassen getragen wird. Für die Träger ist es quasi Blindflug – im Ernstfall sind sie unter einem Vorhang versteckt, mehrere Lotsen und die Dramaturgie der pathosschwangeren Musik der Kapelle dahinter lotsen sie unter anfeuernden Rufen des Publikums zur nächsten Kathedrale. Wer meint, keine Gänsehaut bekommen zu können, dem sei dieses Schauspiel wärmstens empfohlen. Die Musik bei der Probe kam übrigens ganz profan aus dem Handy.
Aber wir waren ja dann doch noch ein wenig Radfahren – fix nach Málaga rauschte das Peloton im Formationsflug (nein, wirklich nicht Schildkröte!) – und siehe da: Auch die Fans hatten die Fahnen gehisst– Obelix-Plakate am Straßenrand, nur für uns 😉! Und beim finalen Abendessen an der Marina von Málaga liegt gefühlt auch wieder das Wildschwein auf der Tafel – und sogar zwei davon in Form von Monsteryachten irgendwelcher Milliardäre direkt an der Kaimauer. Kann man denen nicht einen Stöpsel ziehen? Sie versperren doch ein wenig die Sicht.
Beste Grüße aus dem Süden, hasta ... im Herbst, wenn wir uns in ausufernder Epik der Sierra Nevada widmen.
Finale Spanischbrocken für Alltag und Bar (aber Spanisch müsst Ihr ja nicht lernen, wenn Ihr mit uns unterwegs seid ;-)
soborno y chantaje: Bestechung und Erpressung (war nicht nötig, die Guardia Civil war diesmal nicht aufdringlich)
la clara - das Radler (eigentlich allerweltsbekannt - nur die Bedienung in der Dachbar hat das getränk wohl eher für Ingrid oder Elisa gehalten - aber auch das konnten wir lösen)
Der Plan:
Ein paar Körner haben wir noch übrig für den letzten Tag: Es heißt noch einmal, Strecke zu machen. Immer hübsch allmählich bergauf erreichen wir den Westrand der Vega de Granada. Den Bermejales-Stausee passieren wir auf der mächtigen Staumauer, passieren Alhama und schwenken über den "Schleicher" Navazo hinein in die Hochebene von Zafarraya. Nein, noch geht es nicht runter zum Meer - wir fahren nach kurzer Abfahrt noch einmal in die Küstenkordilleren hinein und passieren zum Abschluss noch den Puerto de León. Aber jetzt: Schussfahrt direkt ins Herz von Málaga. Es ist geschafft!