04.05.2023,
hagen306:
Nach dem Torcal (wahlweise auch Pool) am Vortag ist es nun Zeit, ganz langsam Kurs Richtung Granada zu nehmen. Doch wollen wir auch auf der Etappe nach Alhama (Tagesziel Thermalpool) nicht mit Schönem geizen.
Schön gemein fahren wir gleich am Morgen wieder hinauf zum Torcal-Sattel – das erste Brett des Tages ist somit gebohrt. Und weil die Toleranzschwelle für giftige kleine Rampen morgens am höchsten ist, hängen wir gleich noch den Barco hintendran. Mieses kleines Miststück. 1. Plattfuß in Gruppe 1.
Wir hangeln uns weiter auf einer dieser herrlichen Balkonstraßen mit Megablicken zum Meer, den Montes de Málaga und dahinter auch schon der Sierra Tejeda. Wieder nur wir, das Land, der Wind. Im food truck dudelt das uralte Pop-Kitschchen „Shine bright like a diamond“ einer namentlich nicht genannten Chanteuse auch der Halbzeitpause beim Superbowl – aber sie hat recht – die Augen leuchten! Die Landschaft ist trocken – die Bauern haben längst den ersten Schnitt gemäht – und selbst der ist schon gelb. 2. Plattfuß Gruppe 1. Es soll ja nicht nur schön sein.
Besonders schön heute: Der Running Gag, erst die Abkürzung zu erwägen und dann doch voll durchziehen, wird natürlich gespielt – wir sind alle tiefenentspannt (von Plattfuß Nr. 3 in Gruppe 1 mal abgesehen) und schrauben uns den Puerto del Sol hinauf, diese kleine Perle im Nirgendwo der Arxarquia. Wie so viele Straßen hat auch er nun in Abschnitten neues Schwarzes Gold bekommen - das Infrastrukturinvestitionsprogramm von Regional- und Zentralregierung ist ein Segen für das Rennrad. Gleiten, rauschen, cruisen. Besser geht´s kaum. Logische Konsequenz: Entspannte Gesichter oben auf dem Pass nach 800hm oder so. (Während in Gruppe 1 das letzte Mal für heute geflickt wird ☹.
Ich hab ja immer ein wenig schlechtes Gewissen, die Meute dann im Anschluss durch das absolute Nichts bis Alhama zu lotsen – aber irgendwie ist es dann immer halb so wild – manch einer findet sogar das schön. Und dann sind wir da: In Alhama in unserem Landhaus – der arabisierte Pool mit leicht heißem Wasser wartet. (Da schenken wir uns doch den offiziellen Balneario mit echtem Thermalwasser und morbidem Hotel am anderen Ortsende – zumal wir leckeres und noch einmal 2min zügigeres Essen aus der Küche des Hauses bekommen.)
P.S.: Ist das Hotelpersonal am Anfang etwas griesgrämig, lass einfach schon im Wellness-Outfit mit Handtuch um die Hüften die Zimmertür ins Schloss fallen und frage an der Rezeption nach dem Ersatzschlüssel. Und schon leuchtet ein Augenpaar mehr!
Und auch heute wieder eine Folge Rennradspanisch für Fortgeschrittene:
pinchazo: Plattfuß
„mierda, maldita!“ – wird nicht übersetzt
las calas: Pedalplatten (hoher Verschleiß wegen der zahlreichen Verpflegungs- und Café-Stops – Man sagt: Café con leche halte Mortens Gruppe zusamnmen)
estoy un poco resfriado – bin ein wenig erkältet (Wir wünschen unserem Sebastian gute Besserung!)
Salud! – ok. Bedarf keiner Übersetzung 😊
Offiziell hieß es so:
So viele derbe Anstiege hat unser Tag heute nicht, dennoch geht es heute gefühlt fast immer hinauf. Vorbei am Torcal widmen wir uns hinter Villanueva den kleinen Gängen. Runter, rauf, runter, rauf: Auf kleinsten Sträßchen mit viel Panorama geht es bis nach Alfarnatejo. Eigentlich wären wir jetzt fast oben, doch wir schwenken ostwärts hinab: Nur so kommen wir in den Genuss der Serpentinenorgie am Puerto del Sol auf fast 1100 Metern, natürlich bergauf. In Alfarnate wir können wir unsere Straße von vorhin fast schon sehen, biegen nordwärts und erklimmen einen letzten kleinen Huckel, bevor wir in die gefühlt FLACHE Vega von Zafarraya einbiegen. Das große Blatt darf wieder drauf und alsbald sind wir am Tagesziel "El Ventorro" leicht außerhalb von Alhama. Das Landhaus wartet dafür aber mit eigenen Thermalpools auf. Beine hoch!