01.08.2023,
silvi:
Alle gemeinsam los und am Ende spontan wieder zum Kaffee getroffen. Das kann man nicht planen. Und dass das Wetter trotz zahlreicher negativer Prognosen uns wohl gesonnen ist, setzt dem Tag noch das Krönchen auf.
Der erste Pass katapultiert uns in den Rennradhimmel. Schöner geht es kaum. Die Route de Salasses fängt knackig an, windet sich dann aber mit schönen Serpentinen nach oben. Mit Border Collie-Syndrom fahre ich mal vorne mit, lasse mich wieder nach hinten fallen und arbeite mich wieder nach vorne, um auch ja alle einmal fotografisch festgehalten zu haben. Die Beine sind gut, der neue Deckel sitzt auch.
Bis zur Mittagsverpflegung gesellt sich dann auch noch mein alter Bekannter zu uns: der Wind! Ich fühle mich fast heimisch.
Kurt übertrifft sich bei der Mittagsverpflegung wieder selbst. Während wir den Sixpacks im Speckmantel beim Trainingsparcours zuschauen, werden die Energiespeicher wieder gefüllt. Gilbert rekrutiert drei Mitfahrer für die längere Tour, die noch den Colle San Carlo mitnehmen, bevor auch sie dann den Colle Piccolo San Bernardo hochfahren. Der kleine Bruder des Grand Saint Bernard ist erheblich sanfter. Die schnellsten zwei unserer Gruppe fahren voraus, ich geselle mich zu den anderen drei, um im Gruppetto den Berg hochzufahren. Oben ist es kalt, und kurz vorm Gipfel macht es uns der Gegenwind nochmal richtig schwer. Wir machen schnell Gipfelfotos, ziehen uns alles an, was wir haben und versuchen erfolglos, einem Motorradfahrer seine dicken Handschuhe abzuluchsen. Was wir nicht sehen, sind unsere zwei Mitfahrer, die statt gleich abzufahren, eingekehrt sind und mit Kurt einen Kaffee trinken.
Wir stürzen uns in eine fast endlose Abfahrt.
Nachdem mit dem Border Collie mal kurz die Pferde durchgegangen sind, sammelt er pflichtbewusst schnell auch das letzte Schäfchen wieder ein und freut sich über die Gesellschaft eines Golden Retrievers beim Kaffeestopp 6 Kilometer vorm Ziel. Nach und nach trudeln auch alle anderen - inklusive Kurt - ein, und wir sitzen in großer Runde zusammen, bevor wir dann die letzen Kilometer zum Hotel rollen, das uns ohnehin erst ab 17:00 empfängt. Im laut Etappenbericht „pseudohippem Ambiente“ des Zielhotels werden wir so vollgestopft, dass selbst die größten Futterer beim Käse kapitulieren. Der lamdet kurzer Hand im Doggy Bag für das morgige Bergbuffet.
Morgen zur Königsetappe scheint sogar laut Wetterbericht wieder die Sonne! Wir freuen uns!
P.S: Der Kardiologe empfiehlt: einmal die Woche VO2-Max-Training. Ich glaube, das haben wir alle schon erledigt.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Wir könnten flach das Aostatal hinauf fahren. Doch es gibt noch ein heimliches Highlicht dieser Etappe. Und zwar die Route des Salasses, eine Höhenstraße oberhalb des Aostatals, mit der wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen entgehen wir so größtenteils dem Verkehrsinfarkt im Tal unten, zum anderen genießen wir auf schmaler Straße wunderschöne Blicke auf das Gran Paradiso-Massiv im Süden und das Montblanc-Massiv im Osten. Über den Col du Petit Saint Bernard fahren wir dann vom Aostatal ins französische Savoyen - und kommen dem Namenspartron unserer Reise, dem Montblanc, dabei so nah wie sonst nirgendwo bei dieser Rennradwoche.