05.05.2024,
Jan:
Nun liegt die erste reguläre Etappe in den Ligurischen Alpen hinter uns. Es war eine Etappe, wie man sich Rennrad-Urlaub vorstellt. Den ganzen Tag auf dem Rad, zwei Alpenpässe, 150 km und 2.600 Höhenmeter, in der Mitte eine fantastische, äußerst effiziente Mittagspause. Glückliche Gesichter beim abschließenden Eis. Herrlich.
Doch der Reihe nach: pünktlich um 9 Uhr starten wir Richtung Norden, nach Albenga, wo wir in das Arroscia-Tal einbiegen. Das Flusssystem der Arroscia hat 11 Ausgänge, allein hier finden wir elf Pässe vor, von denen wir gestern schon zwei, und von denen wir heute einen weiteren Fahren: den Ausgang aus dem Rezzotal ins Valle Argentera, den 1378 m hohen
Passo della Teglia. Der Verkehr ist schon auf der Staatsstraße bis Pieve di Teco erfreulich gering, im Rezzotal ist er dann nicht mehr vorhanden. Sieben Kilometer oberhalb des Abzweigs liegt Rezzo, schon im Nichts, wo wir einen ersten
caffé trinken und ein wenig Focaccia essen. Danach verlassen wir vollends die Zivilisation, der Asphalt wird erst rauher, dann schlaglochlastig, und auf schmutzigen Straßen dringen wir in den tiefen Nebel des Waldes von Rezzo vor. 16 Kilometer lang überholt uns bis zur Passhöhe genau ein Auto.
Oben hatte ich Alpensicht in Aussicht gestellt, aber wir sehen überraschenderweise das Meer. Das Nebelmeer beginnt gleich hinter der Leitplanke. Die ersten paar Hundert Höhenmeter müssen wir uns noch auf schlechter Straße nach unten tasten, dann aber können wir es laufen lassen. Der Asphalt ist besser als von mir in Erinnerung. Schon haben wir 70 Kilometer auf der Uhr, es ist 13:07 Uhr. Um 13:00 Uhr hatte ich uns in Molini di Triora im Restaurant Santo Spirito zum Mittagessen angekündigt. Unsere Gruppe läuft wie ein Schweizer Uhrwerk. Auch Gruppe 1 ist noch nicht lange da und bekommen gerade schon ihre Pasta al Verdure. Sieht gut aus!
Bald steht sie auch vor uns, und wir sind sehr schnell aufs Beste verköstigt. So kann die zweite Etappenhälfte kommen. Wir steigen zum
Colla di Langan hinauf, dessen unterer Teil gerade frisch asphaltiert wurde. Das sind gute Nachrichten, auch in der Provinz Imperia haben sie das Asphaltieren nicht verlernt. Nächstes Jahr können wir vielleicht sogar wieder auf den Monte Ceppo fahren, der es uns ermöglichen würde, den Langan nicht nur als Stichstraße mitzunehmen. Fürs Erste ist aber der Asphalt noch zu schlecht. In den
Kommentaren des Passes gab es zuletzt Uneinigkeit darüber, wie es um das Fahrverbot steht: zwischen 15. Mai und 15. November ist der Pass regulär offen, derzeit also offiziell noch gesperrt, und schlaglochbehaftet (
Foto). Dennoch versuche ich an der Passhöhe des Langan noch eine Allianz zu schmieden. Die Schleife über den
Monte Ceppo würde eine richtige Runde ermöglichen, und kurz scheint die Gruppenstimmung pro Monte Ceppo zu kippen, als Stefan argumentiert, dass wir so der Gruppe 1 ein richtiges Schnippchen schlagen könnten. Letztlich aber siegt die Vernunft, und wir fahren runter wie gekommen.
Die solcherart gesparte Energie wird in energischen Talschub umgemünzt. In Rekordzeit erreichen wir das Mittelmeer bei Arma di Taggia (hierher kommen die Taggiasca-Oliven).
Christian hatte schon von zu Hause in Diano Marina eine preisgekrönte Eisdiele gescoutet, die uns nun die nötige Motivation gibt, den sehr schönen Eisenbahntrassenradweg Richtung Laigueglia mit Schwung wegzudrücken. Köstliches Gelato!
Norbert ist im siebten Himmel.
Und kurz danach sind wir wieder in Laigueglia, bereit für ein weiteres üppiges Abendessen!