07.05.2024,
Jan:
Es gibt nicht viele Möglichkeiten, in 100 Kilometern zweimal den Alpenhauptkamm zu queren. Welche fallen dir ein? Gruppe 3 hat es heute vorgemacht, zumindest in Teilen.
Giogo di Toirano und
Colle del Melogno – den übrigens morgen auch die Profis vom Giro d'Italia fahren, mit Zielankunft im Nachbarart Andora. Gruppe 3 hat es nur in Teilen gemacht, weil heute fast alle fast alles verlängert haben, wie es nur geht. Morgen soll nämlich das Wetter schlecht werden, und natürlich müssen wir am Nachmittag die Profis anschauen. Also muss heute alles raus.
Bevor wir den
Giogo di Toirano angehen, gönnen wir uns am Startort Toirano erstmal einen
caffè, so sehr sind meine Nerven schon strapaziert von den eng überholenden Italienern. Schön sitzen wir hier in den mittelalterlichen Gässchen. Leider aber aktiviert diese Pause meine Beine nicht. Schwer sind sie. Glücklicherweise ist duch den Kaffeestopp Gruppe drei vor uns und sorgt für Motivation, und mit David annektiere ich meinen Gesprächspartner für den wunderschönen Anstieg durch die Schlucht, die die Varatella hier eingegraben hat. Die Rückblicke zum Meer sind von den tief hängenden Wolken getrübt, aber noch sind sie über uns, es bleibt bis oben trocken. Ich bin froh über die sanfte Steigung. Hinter der Passhöhe, keine zwanzig Kilometer vom Meer entfernt, können wir schon in die Adria pinkeln. Wir haben den Alpenhauptkamm überquert. Die Abfahrt in das Bormidatal ist nur kurz, das Tempo im flachen Flusstal bis Calizzano hoch, und schon biegen wir auf den morgigen Giro-Anstieg ein. Die Botanik ist hier ganz anders als auf der mittelmeerzugewandten Seite, wir durchfahren einen frisch austreibenden Buchenwald. Leider fehlen die Sonnenstrahlen im Laubdach, und gegen Ende der 380 Höhenmeter geht die Nebelfeuchte in dicke Tropfen über.
An der Passhöhe liegt die Sicht unter zehn Metern, glücklicherweise finden wir aber alle das Rifugio, wo wir uns für einen Teller Pasta angemeldet haben. Wie warm es hier ist! Herrlich. Magisch um eine Person angewachsen setzen wir mit 13 Personen die Etappe fort. Wir bieten Christof für die zweite Etappenhälfte Asyl und fahren durch das imposante Sperrfort. Die 1000 Höhenmeter Abfahrt nach Finale Ligure wollen schier nicht enden. Bis wir die Wolkendecke durchstoßen ist es unangenehm kalt, was den Abfahrtsspaß aber kaum trüben kann.
15 Kilometer später biegen wir zum zweiten Mal in Richtung Toirano ein. Die Pausenstrategie hätte hier einen caffè vorgesehen, aber wir saßen ja gerade erst, also gehen wir den dritten Anstieg des Tages ein, den
Colle Poggio Grande. Es kracht unter Holger, wir vermuten erst den Sattel. Aber leider ist es sein Sattelrohr, das den Geist aufgegeben hat. So setzen wir den Anstieg nur noch zu zwölft fort, der heute aufs sportliche reduziert ist, zu schlecht ist die Sicht Richtung Meer. Pünktlich fallen die ersten Tropfen, als die Gruppe an der Passhöhe wieder vereint ist. Die Abfahrt gehört mit zum Besten, was die Regoin zu bieten hat. Schon sind wir im Nevatal, genauer in Cisano sul Neva, wo die schönste Bar der Gegend zur Pause einlädt. Die Auslage ist empfindlich dezimiert, der caffè aber ist toll.
Alle sind sich einig, dass wir nun noch den
Colle di Caso mitnehmen. Schließlich ist Ruhetag. So sieht es auch Gruppe 3, die wir kurz vor dem Anstieg überholen. Alle scheinen glücklich über die Verlängerung. Wir auch. So endet die Etappe mit der rauschenden Abfahrt nach Alassio. Kurze Zeit später poppt auch das Gruppenselfie der glücklichen Gruppe 3 am Colle di Caso im Reise-Messenger auf.
Ein toller Tag endet mit einem großartigen Abendessen in der Cucina di Pignuin im Ortskern von Laigueglia.