14.08.2023,
majortom:
"Das sieht ein bisschen aus wie in der Eifel", meint Peter etwa 700 Meter vor der Passhöhe des Col de Peyra Taillade. "Nur noch für 700 Meter", antworte ich im Vorbeifahren.
An der Passhöhe stehen wir nämlich vor dem tiefen Einschnitt der Allier-Schlucht ins Gelände, und genießen die für die Hochebenen des Zentralmassiv so typischen Weitblicke, über zahlreiche Hügelketten hinweg, und irgendwo am Horizont meinen wir die Monts Dore zu erkennen, die wir im Laufe unserer Auvergne-Rundfahrt auch noch kennenlernen werden. Leider hat trotz meines Hinweises auf die in der
quäldich-Passbeschreibung erzählte Anekdote von den Ereignissen an diesem Pass bei der Tour de France 2017 niemand diese gelesen, so dass ich sie nun an Ort und Stelle referiere. Für die Abfahrt wählen wir allerdings nicht die steile Abfahrt, die damals vom Tour-Peloton bergauf bezwungen wurde, sondern eine weniger steile Parallelabfahrt.
Nun jagt ein Highlight das nächste. Die imposanten Basaltkegel in der Felswand direkt oberhalb der Brücke über den Allier in Prades verleitet die Gruppe 4 zu einer ausgiebigen Fotosession. Kurze Zeit darauf fahren wir in Langeac auf den Parkplatz, wo Volker sein Verpflegungsmobil abermals strategisch geschickt im Schatten eines verlassenen Gebäudes geparkt hat und uns abermals ein Potpourri an lokalem Käse auftischt. Und schon 13 km später können wir nicht widerstehen, im schönen Lavoute-Chilhac auf der Terrasse oberhalb des Allier noch einen Kaffee, ein Cola oder einen
Sirop de Menthe hinterher zu schieben.
Bei so viel
savoir-vivre könnte man glatt vergessen, dass als nächstes der anspruchsvollste Anstieg des Tages hinauf zu den Moulins d'Ally auf uns wartet. 6 Kilometer bergauf mit langen Passagen mit 9 Prozent, das ist für Auvergne-Maßstäbe schon ordentlich. Zum Glück schiebt sich hier eine Wolke vor die Sonne, sonst wäre es uns bei erneut sommerlichen Temperaturen (wenn auch bei weitem nicht so heiß wie gestern) deutlich schwerer gefallen.
Der heimliche Star der Etappe ist dann vielleicht die sich anschließende Passage über das Plateau, die zwar ärgerlicherweise welliger ist, als unser Höhenprofil anzeigt, und jedoch wieder schöne Panoramen beschert. Mich begeistert dabei besonders das Massiv der Monts du Cantal, das immer näher rückt und in der finalen Abfahrt nach Saint-Flour zum Greifen nahe scheint - bei meinem letzten Besuch war es wohl im Nieselregen nicht erkennbar.
Wir freuen uns also auf morgen, wenn wir den höchsten Pass des Zentralmassivs bezwingen dürfen. Und müssen der Hotelrezeption wohl dankbar sein, dass sie erst um 16 Uhr öffnet, denn sonst hätten wir wohl nicht die gesamte Gruppe zum Schmutzbier (oder Schmutzbier
sans alcool) in die schöne Bar im mittelalterlichen Ortskern Saint-Flours bekommen...