13.06.2023,
Sebastian383:
Noch drei Tage bis Rom, noch haben wir einige Kilometer und Höhenmeter vor uns und auch heute steht wieder eine Königsetappe auf dem Programm. Heute können wir mit etwas aufwarten, was bei der Premierenfahrt 2019 nach Rom nicht befahrbar war, der Passo di Gualdo, mit dem anschliessenden wunderschönen Castelluccio-Hochtal. Mit dem tollen Wetter, dass aktuell Deutschland verwöhnt, können wir hier in Italien nicht aufwarten. Aber gespannt verfolgen wir Hagens Berichte aus Asturien, die mit dem gleichen Wetter, wie wir im Süden zu kämpfen hat. Wie die meisten letzten Tage stehen uns auch heute wieder einige Regenpassagen bevor. Zum Glück dürfen wir bisher jeden Tag trocken starten, das hält die Motivation in den Gruppen aufrecht.
Nach kurzer Abfahrt starten wir bereits in den Passo di Tremine, wobei das korrekte Gefährt an dieser Stelle eher ein Gravelbike gewesen wäre. Lange Passagen der Asphaltdecke sind deutlich zerstört und der nackte Sand bietet die Grundlage der Strasse. Doch alle Gruppen meistern diesen technisch recht anspruchsollen Teil der Strecke ohne grössere Probleme und wir freuen uns, als wir feststellen, dass die Abfahrt durchgehend eine neue Asphaltdecke aufweist und wir mit grossem Tempo abfahren können. Den Rollerpass zum Colle Croce geniessen wir, sind ringsum doch einige Mohnfelder in voller Blüte, was einen tollen Kontrast zum übrigen grün bietet. Über die Hochebene cruisen wir bei schöner Sonne, wobei sich in der Ferne schon eine dunkle Wolkenformation breitmacht. In Pieve Torina biegen wir jedoch nach rechts ab und folgen dem hier noch hellen Himmel. Gruppe 1 und 2 werden dann jedoch noch in der Anfahrt von einem Regenguss erwischt und nur der Scheiteltunnel bietet hier eine kurze trockene Passage. Die Mittagsverpflegung hatten wir bereits am Vortag nach Visso verlegt, wo wir nach kurzen regen dann doch wieder die Sonne zu Gesicht bekommen.
So gestärkt, von leckeren Broten, heute mit Trüffelaufstrich on top und Sonne im Gesicht, machen wir uns auf zur Auffahrt zum Gualdo. In Castelangelo sind wir wieder soweit wieder aufgewärmt und entledigen uns unserer Regenjacken. Vielen sind jedoch die Strapazen der letzten Tage anzumerken, die Beine nicht mehr ganz so fit und so ziehe ich am Ende einsame Kreise und bin als erstes trocken bei Michaels Verpflegungsstelle. In der Ferne sind deutlich die Regenwolken zu erkennen und ich rüste mich mit dicker Jacke und Regenjacke dem kommenden Ereignis. Nachdem alle ausgerüstet sind stürzen wir uns in Abfahrt eins der Hochebene. Die Sicht ist gut und die Regenwolken haben sich wieder etwas zurückgezogen. Die Gruppe arbeitet gut und schon haben wir Castelluccio erreicht. Wir sind optimistisch trocken ans Ziel zu kommen. Der finale Anstieg nach Forca Ventosola erreichen wir zügig, die Szenerie zu schön, um wahr zu sein. Ringsum ein Blumenmeer und freilebende Pferde. Schnell mache ich noch ein paar Fotos vor dem Anstieg. Faber und Manuel schicke ich schon in die Abfahrt, das Wetter beginnt zu kippen. Mit Ruedi und Hans folge ich beiden und dann sind wir mitten im strömenden Regen der Abfahrt. Sturzbäche ergiessen sich über uns und ich bin froh, über alles, was ich angezogen habe, denn die Temperaturen sinken rapide. Mit Dauerregen kommen wir alle gut durch die Abfahrt und in die durch das Erdbeben 2011 immer noch nicht wieder vollständig errichtete Stadt Norcia, wo wir herzlich empfangen werden. Gruppe 2 folgt uns in kurzem Abstand, auch sie von Regen begleitet, leider konnten Sie die Hochebene nicht mehr geniessen. Ich bin froh, dass alle heil und unbeschadet die Abfahrt gemeistert haben. Den Rest besorgt die warme Dusche. Gruppe 3 wird schon in der Auffahrt von Regen begleitet und Michael packt oben an der Verpflegung die frierenden vier der Gruppe samt Räder in den Transporter für die Abfahrt. Sicher die beste Entscheidung. So sind wir alle nach warmer Dusche bei Kräften. Wir werden sie brauchen, denn morgen geht es noch nach Sella die Leonessa. Nach aktueller Prognose wieder im Regen. Wir werden wie immer berichten.
So hatten wir uns das vorgestellt:
Königsetappe, die zweite. Oder die dritte, kommt ganz darauf an, wo man zählt. Es gäbe zwar kürzere Etappenvarianten zwischen Fabriano und Norcia, aber es wäre eine Sünde, zur Zeit der
fiorita nicht über die Piani di Castelluccio zu fahren. Fiorita? So bezeichnet man die Periode im Juni, wenn auf der Castelluccio-Hochebene an Passo di Gualdo die Blumen blühen und die Gegend in ein surreales Farbenmeer tauchen. Machen wir also!