06.06.2023,
Sebastian383:
Nachdem wir nach der gestrige Regenetappe uns im Pool- und Saunabereich des sehr schönen Hotels Schörhof aufgewärmt hatten und mit wahlweisem Fisch oder Schwein und einem sehr schönen Salatbuffet verwöhnt wurden, waren die Kräfte für die heutige Etappe mit dem Highlight Grossglockner Hochalpenstrasse wieder hergestellt. Aber auch für heute sah die Wetterprognose einige Regenschauer Richtung Nachmittag vor, sodass wir den Start um 30 Minuten vorverlegten. Am Morgen fuhren wir mit der Sonne und nach Durchfahrt des kleinen Saalfelden vorbei am Zeller See über kleine Strassen nach Bruck. Ab dort ging es dann auf die Strasse Richtung Grossglockner, die zunächst gemächlich ansteigend verlief, bevor dann der erste Vorgeschmack mit einer 2 km langen Passage mit 9% auf uns wartete. So konnten wir die Beine für das kommende schon einmal testen. An der Mautstation dann nochmals kurze Getränke- und Nahrungsaufnahme, bevor es weiter in den Anstieg ging.
Ich fuhr die ersten Kilometer mit Manuel und Faber zusammen in den steilsten Abschnitt der Strecke hinein. Trotz Wochentag war doch reger Verkehr auf der Strecke unterwegs, wobei mir die aufgerufenen 40 € zur Befahrung der Strecke doch ein recht stolzer Preis ist. Aber zur Regulierung des Verkehrs sicher sinnvoll, um die Anzahl in diesem kritischen Naturparadies zu regulieren. Für das Stilfser Joch wäre eine solche Maut sicher auch eine gute Sache. Die Beine liefen bei allen gut, die Temperatur mit 14 °C noch angenehm, jedoch war die Sonne weit und breit nicht mehr zu sehen und die Wolken hingen recht tief. Ich hatte mich nur für die Weste entschieden, andere hatten schon früh auf Jacke und längere Sachen gesetzt. Mit der Höhe sank natürlich auch die Temperatur und meine Beine waren nicht mehr ganz so willig, sodass ich die beiden anderen ziehen und es etwas langsamer angehen liess. So hatte ich etwas mehr Blicke für die im unteren Teil noch sehr grüne Bergwelt und spektakuläre Wasserfälle. In der Anfahrt passierte ich noch die vor mir gestarteten Teilnehmer und versuchte mit aufmunternden Worten Mut für die recht lange Auffahrt zu geben. Alsbald war die Baumgrenze erreicht, Murmeltiere waren von weitem zu hören, aber heute nicht zu sehen, sodass ich mich auf die noch verbleibende Strecke konzentrierte. Unter 8% ging die Steigungsanzeige leider selten, aber irgendwann war das Fuscher Törl als erster Hochpunkt in Sicht.
Am Fuscher Törl hatte ich gestern noch die Option zur Edelweissspitze, den höchsten Punkt der Strecke angepriesen, die Spitze war jedoch in den Wolken verschwunden, sodass die Motivation mit Blick auch auf die schweren Beine sank. Daher noch schnell die Armlinge an, Banane und Gel verdrückt und dann in die Zwischenabfahrt, wo ich doch leicht schockgefrostet in den verbleibenden Anstieg zum Hochtor hineinfuhr. Die verbleibenden Kilometer durch die seitlichen Eiswände und die beiden Tunnel, ebenfalls immer wieder spektakulär.
Nach dem Tunnel wartete Silvia mit der wieder toll angerichteten Mittagsverpflegung auf uns, heute mit meinem persönlichen Highlight, frischen Erdbeeren. Aber der erste Griff war bei allen heute zunächst zur wärmenden Jacke, die bei 5 °C und eisigem Wind auch bitter notwendig war. Da alle etwas durchgefroren in die Abfahrt gingen, wurde der optionale Anstieg zur Franz-Josefs-Höhe dann nicht angesteuert. Alle waren froh, in Heiligenblut wieder etwas auf Temperatur gekommen zu sein. Die letzten 30 Kilometer waren dann noch schnell absolviert. Dann ab zu Schmutzbier und Panoramapool. Was will man mehr. Morgen dann Dolce Vita in bella Italia, wir fahren in die Dolomiten.
So hatten wir uns das eigentlich vorgestellt:
Die Himmelsrichtung steht auch am zweiten Tag fest. Ab nach Süden, denn heute geht es über den Alpenhauptkamm auf die Südseite der Alpen. Fast dreißig Kilometer lang können wir uns noch einrollen, doch dann beginnt der lange Anstieg hinauf zum Hochtor an der Großglockener-Hochalpenstraße. Ehe wir uns versehen, sind wir also mitten in den Hohen Tauern angekommen, im Schatten von Österreichs höchstem Berg. Ein monumentaler Pass, der fast für sich alleine für die Höhendifferenz des Tages verantwortlich ist, und ebenso monumental ist die Abfahrt nach Kärnten auf der Südseite. Der Iselsbergpass hingegen ist im Vergleich kein großes Hindernis mehr, und so haben wir bald das Etappenziel Lienz in Osttirol erreicht.