12.06.2023,
Sebastian383:
Eigentlich könnte es so einfach sein, fachsimpeln wir heute abend beim Abendessen. Wir könnten innerhalb eines Tages in Rom stehen, sind doch laut Wegweiser nur noch 211 km zu bewältigen. Aber in den Marken, da kann man Rennrad fahren bei diesem tollen, sonnigen Wetter, das haben wir heute gesehen und gespürt. Wir lassen keinen Hügel aus, Rom muss noch etwas auf uns warten. Um wieder etwas Geschichte aus Rom in unsere Tour zu bringen und weil er die schönste Aussicht in die Umgebung bietet, fahren wir heute zum Highlight, dem Monte Nerone. Schnell sind wir über Hügel eins (Valico ca Marcuccio) hinüber gezischt. Gruppe 1 so schnell, dass Michael die erste Getränkeverpflegung noch nicht erreicht hatte. Da die Temperaturen noch moderat waren, waren die Flaschen aber noch gut gefüllt und so ging es auf direktem Weg zum Monte Nerone weiter.
Es ranken sich Gerüchte, dass der Berg nach Nero, einem römischen Konsul benannt ist. Dies stimmt aber wohl nicht, der Name geht auf die schwarzen Wolken zurück, in die er oft gehüllt ist. Davon ist aber auf unserer Anfahrt wenig zu sehen. So geniessen wir die Stille, kein Auto oder Motorrad, das uns begegnet und bewundern die schön trassiert gelegte Auffahrt. Wir bewundern schon vom Ausgangspunkt die weite Sicht in die Ferne, die Auffahrt liegt komplett im offenen Gelände und die schönen Ginsterbüsche, die am Strassenrand im unteren Teil wachsen, verströmen einen betörenden Geruch. Je höher wir kommen, desto spektakulärer wird die Aussicht und die zurückgelegte Strecke ist die ganze Zeit sichtbar. Dann endlich kommt auch das Ziel in Sicht, majestätisch prangt die Antennenanlage (einen Schönheitspreis gewinnt sie nicht) auf dem Gipfel. Leicht gehüllt in ein dichtes Wolkenband. Bald sind auch die letzten drei Kilometer geschafft und wir geniessen vereint die Aussicht. Dann fahren wir ab zur Mittagspause bei Silvia, die Energie werden wir brauchen, es stehen noch einige Anstiege auf dem Programm.
Zunächst nach Moria, einer kleinen unscheinbaren Strasse mit acht tollen Kehren, volle Einsamkeit weit und breit. Kurz nach dem Mittag aber steile Rampenkost. Weiter zum namenslosen Pass, dessen Auffahrt nicht wirklich spannend ist, dafür umso spektakulärer die Abfahrt durch ein schluchtenartiges Tal, an dessen Ende wir dann zum ersten Mal heute Michael treffen. Am idyllisch gelegenen Verpflegungspunkt überkommt uns die Lust länger zu verweilen und Michael Campingstuhl wird in wechselnder Reihenfolge ausgiebig getestet. Doch haben wir noch Lust auf mehr kleine, idyllische Anstiege zum Beispiel nach Recce, wo uns kleine Eidechsen und Katzen begegnen.
Den letzten Tropfen Energie verbraten wir dann hinauf in unser heute einsam gelegenes Hotel. So geniessen wir dort dann Schmutzbier und ein exzellentes Abendessen und freuen uns morgen auf die Abruzzen.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Der Mone Nerone, Höhepunkt von Etappe sieben, kann mit keinem Pantani-Prädikat aufwarten, ist dafür aber ein Aussichtspunkt allererster Güte.
Il Ventoux delle Marche wird er aufgrund seiner exponierten Lage auch genannt. Und er ist auch ein monumentaler Anstieg! Also umrunden wir den Nerone nach etwas Aufgalopp durch einsame Täler der Marken, und klettern dann etwa 1000 Höhenmeter am Stück. Das letzte Etappendrittel bis zum Zielort Fabriano bleibt dann hügelig.