11.06.2023,
Sebastian383:
Wer träumte nicht als Kind davon? War an Fasching mal als Pirat verkleidet oder hat die tollen Geschichten von Jack Sparrow mit Genuss verschlungen. Heute huldigen wir allerdings einem anderen Piraten. So starten wir heute in die 7. Etappe auf unserem Weg nach Rom, gestern also bereits Bergfest, mehr als die Hälfte der Strecke ist geschafft. Bei der Ausfahrt aus Bagno di Romagna konnten wir nun auch erstmals Pfeilwegweiser mit Hinweisen auf Rom als Zielort entdecken. Und auch die Entfernung mit 233 km wäre im Prinzip nicht mehr all zu weit. Jedoch nehmen wir dann doch nicht den direkten Weg und fahren heute in Richtung Osten, um einige Highlights des Apennins und der Marken zu besuchen. Mit einfachen Rollerbergen beginnen wir, Passo della Biancarda und Valico Monte Vumaiolo und haben schon die ersten 1000 Höhenmetern erreicht. Beide Pässe haben wir fast für uns allein, die meisten Italiener sitzen wohl noch beim Frühstück. Hier am zweiten Pass erspähen wir die nächsten Hinweise auf Rom, der Tiber entspringt in unmittelbarer Nähe. Zur näheren Erkundung bleibt jedoch wenig Zeit, wir haben noch einige Highlights auf dem Programm. Als erstes die lange Abfahrt nach Ponte Messa.
Hier kommen uns einige italienische Radsportgruppen entgegen, die den Sonntag zur Ausfahrt nutzen. Weiter geht es zum Passo Cantoniera, heute nur Beiwerk könnte man meinen im Hinblick auf den nächsten Anstieg, mit der Länge von 10 km aber nicht zu unterschätzen. Wir arbeiten uns aus dem Val Marecchia heraus zunächst durch Penabilli mit der weithin sichtbaren Burg und dann durch Nadelwald hin zur Passspitze. Oben führt die Strasse entlang der Felswand, was nochmals einen hervorragenden Blick auf das Tal freigibt. Dann ist es fast geschafft und oben wartet das leckere Buffet von Silvia. Die Stärkung ist ob der schon 1600 Hm auch bitter notwendig, fahren wir doch im Anschluss zum Berg des Piraten. Kenner wissen, wer gemeint ist, Marco Pantani, der den Carpegno immer zum Training nutzte. Wir sind froh, ihn wenigstens einmal bezwingen zu dürfen und wie Pantani die Steilheit des Anstiegs zu spüren. An allen Stellen des Anstiegs wird dem Piraten gehuldigt, vieles nehme ich beim Aufstieg wahr, doch an der ihm gewindmeten Statue fahre ich, ohne es zu merken, wie die meisten vorbei. Zu sehr liegt der Fokus auf der Strecke. Sind die Kehren doch wie in Alpe d’Huez und am Stilfser Joch durchnummeriert, weiss man, was einem noch an Strecke und Anstieg bevorsteht. Schön zieht der Pass sich durch den Wald, so bleibt es kühl und angenehm und die kurzen Passagen mit «nur» 10%, kommen einem richtig flach vor. Nach sechs Kilometern ist es geschafft, am Ziel. Wir geniessen die tolle Aussicht von hier oben und Pantani grüsst ein letztes Mal. Die schmale Strasse fahren wir souverän bergab und die Kilometer bis ins Ziel vergehen dann doch recht kurzweilig. In Urbino verbringen wir noch schöne Stunden bei Gelato und Schmutzbier in der historischen Altstadt. Was ein Leben. Und morgen dann die nächste Königsetappe zum Monte Nerone.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Auch die heutige Etappe hat Königsetappenpotential. Verantwortlich ist auf dem Teilstück zwischen Bagno di Romagna und Urbino vor allem der Monte Carpegna. Noch nie gehört? Der Berg im nördlichen Apennin ist vor allem Fans des verstorbenen „Piraten“ Marco Pantani ein Begriff. Pantani stammte aus der Gegend, und der Carpegna war sein Trainingsrevier, wo er sich für die langen Bergetappen von Giro und Tour vorbereitete.
Il cielo del pirata - der Himmel des Piraten wird der Carpegna deswegen auch genannt. Ehrensache natürlich, dass auch wir den Carpegna heute erklimmen. Vorher geht es allerdings noch über den Monte Fumaiolo, an dem der Tiber entspringt... Wir könnten von hier aus also auch dem Fluss bis Rom folgen. Tun wir aber natürlich nicht.