10.06.2023,
Sebastian383:
Heute war einer jener Tage, an denen man am besten im Bett geblieben wäre, hätte man den Ablauf des heutigen Tages vorher gewusst. Wobei eine weitere Nacht wollten wir trotz Zugang zum Adriatischem Meer dann doch nicht länger in diesem Clubhotel bleiben, war das vor Ort gebotene Animationsprogramm, vornehmlich für Kinder, nicht ganz nach unserem Geschmack. Die Nacht über hatte es schon kräftig geregnet und die Wettervorhersage hatte weiteren Niederschlag durchziehend von West nach Ost auf unserem Weg gen Süden für heute angekündigt. Am Morgen konnten wir zumindest noch trocken losfahren, wussten aber, dass dies nicht von langer Dauer sein wird. Der erste Regen erreichte uns nach knapp 25 Kilometern, gleichbedeutend mit der ersten Reifenpanne des Tages. Noch während wir die Panne behoben, wurden wir von Gruppe 2 überholt. Es folgten lange 30 km durch den Regen, der erst kurz vor der Getränkeverpflegung Einsicht mit uns hatte. So konnten wir zumindest trocken die erste Pause geniessen, mussten aber vor der Weiterfahrt eine weitere Reifenpanne beheben. Nach der Pause lachte dann sogar etwas die Sonne.
Nun kamen wir der Region, die vor drei Wochen stark vom Unwetter betroffen war, näher. Hier aber wir noch auf der ursprünglichen Route bleiben, der kurz zuvor getauschte Schlauch von Panne 2 hielt jedoch nur 10 km, bevor die nächste Panne auftrat und dazu fing dann auch noch die Scheibenbremse an zu schleifen. Penibel suchten wir nach einer Ursache, entfernten den vermeintlichen Übeltäter und fuhren weiter, um dann vor eine andere Herausforderung gestellt zu werden. Das Unwetter hatte eine Brücke bei Prada so stark beschädigt, dass diese nicht mehr vorhanden war. In besagten Ort konnte man sich jedoch nicht mit Luxusware eindecken, dafür aber mit durch das Hochwasser beschädigte Sofas. Die Umfahrung war schnell gemacht, doch wieder wurden wir durch besagten Vorderreifen ein drittes Mal ausgebremst. Als alter FCK-Fan kam mir da nur der Spruch von Andi Brehme in den Sinn: Haste Scheisse am Fuss, haste Scheisse am Fuss. Dreimal das gleiche Vorderrad, wenn’s einmal läufts. Mit verstärkter Reifenflanke ging es weiter zur Mittagspause nach Forli. Dort sah man ebenfalls die Nachwirkungen des Hochwassers noch recht deutlich. Schlammreste auf den Gehsteigen und ebenfalls kaputte Möbel und defekte Strassen durch Unterspülung.
Bei der Mittagspause erhielt Silvia heute Verstärkung durch Joas, der wegen eines geschwollenen Knies pausierte und unterstützte. Dort wurde dann der Mantel gewechselt, die Bremse neu eingestellt und auch bei Defekt Nummer 1 musste nochmals der Schlauch gewechselt werden. Nach der Pause ging es zumindest ohne Defekte weiter, ab hier mussten wir jedoch aufgrund des Hochwassers auf die Hauptstrasse und später zu einer alternativen Auffahrt zum Zielort ausweichen, die ursprünglich gewählten Strassen, waren noch nicht wieder passierbar. Von Gruppe 2 weiterhin keine Spur. Dafür machte sich an der Passspitze des Anstieges zum Colle del Carnaio das Unwetter bereit und verschonte auch keine der vor uns fahrenden Gruppen bis zum Ziel. Daher erst mal warm Duschen, dann zum Schmutzbier. Morgen Sonne auf dem Weg zum Piraten.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Die fünfte Etappe führt uns schließlich in den Apennin, das verkannte Hochgebirge, das das Rückgrat Italiens bildet. Zunächst geht es jedoch noch flach und parallel zur Küste, vorbei an Ravenna, und schließlich lange das Bidente-Tal hinauf. Im Hinterland von Cesenatico und Rimini erreigen wir das hügelige Terrain des bekannten Nove-Colli-Radmarathons. Während die Landschaft um uns herum immer gebirgiger wird, können wir uns schon mental auf die einzige Bergwertung des Tages einstellen: den Colle del Carnaio, der uns in den Etappenort Bagna di Romagna führt.