18.05.2023,
Jan:
Während unsere
Mitstreiter in der Provence mit dem Wind zu kämpfen haben, können wir heute morgen frohlocken: gegen 11 Uhr soll laut wetteronline der Regen aufhören. Also fahren wir um elf los, Update aber um 10 Uhr, ob's dabei bleibt. Es bleibt nicht dabei, denn meteoblue zeigt noch einen letzten Regenstreifen, der aber um 12.30 Uhr durchgezogen ist. Derweil trudeln die Abmeldungen in die Signal-Gruppe ein. "Ich mache Ruhetag". "Morgen ist das Wetter besser". Seltsamerweise alles Nachrichten aus Gruppe 1. Seltsamerweise auch, weil das vorhergessagte Regenband ausbleibt. Ab 11 Uhr war es trocken. Gruppen 2 und 3 stehen um 12.30 Uhr verabredungsgemäß vor dem Radraum, eine Splittergruppe aus Erwin, Horst und Sami vertritt Gruppe 1. Los geht's, unsere Haus- und Hof-Abfahrt führt uns hinunter zur Hauptstraße. Oh nein,
déja vu: Das Chianti gegenüber versinkt im silbernen Regengrau. Nicht schon wieder, nicht noch einmal so wie gestern. Zum Glück aber fahren wir heute nicht die Chianti-Auffahrt vom Montag, sondern die lange Auffahrt ab Poggibonsi, und so umfahren wir wundergleich die Regenfront in Richtung Norden.
Die Poggibonsi-Auffahrt dreht sich locker weg, und in verschiedenen Gesprächskonstellationen kurbeln wir uns in der entspannten Gruppe wie von selbst nach oben. An der kürzlich entdeckten Aussichtsparkbucht kann man heute nur bis Siena sehen. Der Monte Amiata verschwindet im Dunst. Aber es ist trocken! Ohne Fotostopp am Hahn rollen wir gleich zur Bar Italia durch, wo wir neben caffè auch eine Kleinigkeit zu uns nehmen... das Frühstück ist schon lange her! Eigentlich wäre der Stopp erst in Radda geplant gewesen, aber wir entscheiden uns für den doppelten Boxenstopp: zweimal Castellina – auch diese Etappe ist wieder eine acht, und wir kommen wieder nach Castellina zurück. Von der Möglichkeit, die Runde hier abzukürzen, will niemand etwas wissen.
Die Höhenstraße nach Radda kennen wir schon, und auch ein bisschen Sprühregen kann hier unseren Spaß nicht schmälern. Radda kennen wir noch nicht. Ein schöner Ort mit einer schönen Pasticceria, die wir leider rechts liegen lassen müssen. Ich springe nur schnell rein und mache ein Eistruhenauslagenfoto: fast so schön wie die idyllische Chianti-Landschaft rings um den Ort. Hier biegen wir auf die A-Variante ein. Wo die B einen miesen Steilstich durch eine Zypressenallee einplant, können wir gemütlich in Richtung
Panzano in Chianti abfahren. Die 60 Höhenmeter-Gegenwelle nutzt André für einen beherzten Angriff. André ist unser stärkster Fahrer, er könnte locker Gruppe 2 fahren. Aber hier kann er Fotos machen und den Rückstand wieder aufholen, falls gerade niemand Fotos macht. Aber wir machen in der Regel kollektive Fotopausen. Nur heute nicht, heute müssen wir eine ganze Etappe in einen halben Tag bekommen. Also greift André an.
Eine rasante Abfahrt später müssen wir uns dem Stich nach Sicelle stellen. Die Straße ist schmal und verkehrsfrei. Dabei entsteht natürlich das obligatorische Titelfoto mit Katja, Petra und Sandra sowie
Panzano im Hintergrund. Noch stimmt die Kraft. Leichtfüßig springen wir nach oben. Und auf schlechter Straße wieder bergab, bis wir auf den Hintereingang von Castellina stoßen. Hier sind es nur noch 180 Höhenmeter, aber die ziehen sich über zwölf Kilometer wie Kaugummi. Mit steigender Höhe wachsen aber auch die Ausblicke über sich hinaus. So wie wir auf dieser in einen halben Tag gequetschten Volletappe.
In Castellina besteht der zweite Boxenstopp aus einer Lemon-Soda-Runde. Urlaub! Dann rasant bergab wieder hinaus aus dem Chianti und zurück nach Mensanello.
Wo wir nach einem erneut opulenten und richtig tollen Abendessen auf einen erfüllten Tag in der Toskana zurück blicken können. Und das, obwohl uns nur ein halber zur Verfügung stand. Chapeau!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute begeben wir uns das erste Mal ins Chianti, der bekannten Weinbauregion. Castellina erreichen wir dabei auf einer etwas stärker befahrenen Straße, deren Ausblicke uns aber für den ein oder anderen motorisierten Verkehrsteilnehmer entschädigen wird.
Immer tiefer tauchen wir danach ins Chianti ein, vorbei an den unzähligen Weinberge, bis wir schlussendlich erneut in Castellina landen.
Eine sehr nette Abfahrt führt uns schließlich wieder zurück in Richtung Colle Val d'Elsa, wo wir den Tag vielleicht standesgemäß bei einem leckeren Tropfen aus dem Chianti ausklingen lassen.