07.07.2023,
thomsen79:
Als Radfahrer muss man sich so einiges anhören wenn man eine Woche in den Alpen unterwegs ist, und den ganzen Spaß als Urlaub deklariert. Fast jeden Tag über 100 Kilometer? Und so viele Höhenmeter? Machst Du danach etwa noch Urlaub von den Strapazen? Das ist Urlaub?
Ich glaube das musste jeder von uns schon einmal im Bekanntenkreis oder auf Arbeit hören. Es macht uns einfach Spaß und wir geniessen die Natur. Gerade bei unserer aktuellen Reise auch die einsamen Berge, Schluchten, Naturstraßen oder die fantastischen Aussichten in der Höhe.
Vielleicht muss man auch in gewisser Weise ein wenig bekloppt sein um sowas im Urlaub zu machen, aber egal. Wir wollen es einfach und es macht Spass.
Auf der anderen Seite gibt auch so einige Marotten bei Radfahrern. Das erleben wir auch auf unserer Südalpen Tour.
Schon vor Tagen habe ich auf dem Hotelflur eine merkwürdige Begegnung gemacht. Radfahrer mit Vorderrad und Sattelstütze. OK, vielleicht will man auf dem Zimmer einen Platten beheben?? Egal, gesehen und weiter in mein Zimmer.
An den darauffolgenden Tagen ist nicht nur mir aufgefallen, dass bei einem Rad nach abstellen in der Unterkunft immer Vorderrad und Sattelstütze fehlen. Was ist da los? Aufklärung gab es heute in Barcelonnette beim Abendessen. Frank macht das regelmässig. An seiner Sattelstütze hängt eine Arschrakete dran und die geht am besten ab wenn man die Sattelstütze entfernt. Ok, kann man machen. Und das Vorderrad? Naja, falls ein Langfinger mal ein Rad mitnehmen will, nimmt er bestimmt ein vollständiges mit. Gar nicht mal so schlecht der Gedanke, aber auch so selten dass ich es zu ersten Mal gesehen habe.
Zwei Pässe stehen heute auf dem Programm. Der Col des Champs und der Col de la Cayolle. Beide über 2000 Meter hoch und demzufolge im Club 2K – die 2000er Alpenpässe. Wir haben in dieser Woche schon einige eingesammelt, heute also gleich 2. Und die hatten es in sich. Als erstes der Col des Champs, wunderschön schlängelt sich die Straße durch die Natur. Einsam und ohne viel Verkehr verging die Zeit bis ganz oben gefühlt zu schnell. Dann ging eine Suche los, eine Suche nach dem Passschild. Wo ist es? Es gibt keins. Und auf einmal hat Jürgen doch noch eins gefunden. Es lag einfach auf der Erde. Kein Problem. Aufheben, festhalten, alle davor stellen und Gruppenfoto:
Ruedi hatte den Plan, solange hoch zu fahren bis wir ihm von oben entgegen kommen um dann mit uns bergab zu segeln. Hat natürlich nicht funktioniert, er was so schnell ganz oben das es gleich noch ein Gruppenfoto gab.
Wir mussten dann die gleiche Seite wieder ins Tal runter fahren, eigentlich Schade wenn man nichts auf der anderen Seite sieht. Also sind wir einfach um die nächste Kurve gefahren und haben geschaut was es auf der anderen Seite zu sehen gibt. Und siehe da, mal wieder ein Murmeltier. Ganz entspannt lag es auf einem Stein:
Wir beobachteten den Faulpelz eine ganze Weile und dann rollten die ersten wieder zurück. Aber wer kommt da auf einmal um die Ecke? Unser Oli, genau zum richtigen Zeitpunkt um das Murmeltier zu sehen. Perfektes Timing also. Aber was passiert hier schon wieder.
Frank: „Hey Oli, da ist ein Murmeltier bei Thomas.“
Oli: „Ja, aber kein Wasser“
Und schwupps drehte Oli wieder um und fuhr den Berg hinunter. Ohne die Landschaft zu geniessen, ohne Murmeltierbesichtigung. Einfach nur hoch fahren und direkt wieder runter. Ja, so ist er unser Oli. Er hat schon so viele Pässe in seinem Palmares und kann so viel darüber erzählen. Liebevoll wird er von uns jetzt ab sofort WikiOli genannt. So schnell kann man also über eine „Marotte“ einen Spitznamen bekommen. Wir Radfahrer sind schon irgendwie eine ganz spezielle Spezies.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Der Col des Champs ist der südlichste Zweitausender der Alpen! Noch ein Grund mehr, diesen schönen Pass von der Cayolle-Passstraße aus als Stichstraße hinauf zu fahren.