09.05.2023,
Jan:
Aus dem Arroscia-Tal, das bei Albenga ins Mittelmeer fließt, führen nicht weniger als zehn Pässe hinaus, natürlich aus den jeweiligen Seitentälern. Der Möglichkeiten sind fast unendlich, zumindest aber reicht es für eine Woche passioniertes Radfahren. Da es sich am Donnerstag und Freitag eintrüben soll und morgen der beste Tag der Woche ist, müssen wir heute eine nicht ganz so lange Tour einschieben, um morgen aus dem vollen schöpfen zu können. Morgen ist zwar Mittwoch und eigentlich der designierte Ruhetag auf dieser Standort-Reisewoche, aber: eigentlich.
Intensive Wetterrecherchen ergeben, dass heute der richtige Tag sein sollte für die eigentlich als Abschlussrunde geplante erneute doppelte Alpenhauptkammquerung über
Colle di Caprauna und
Colle San Bernardo. Drüben in Ormea, im Piemont, soll es zwar heute auch regnen, aber eben nur leicht, und eine Runde müssen wir ja schließlich für heute auswählen.
Es ist erstaunlich warm heute morgen, als wir schon um halb neun losfahren – der späteren Regentendenz wegen. Wir fahren der gestrigen Tour genau entgegen bis Cisana und dann ins Val Pennavaire hinein in Richtung Colle di Caprauna. Der ist mit 1375 m, gefahren ab Meer, genau so hoch wie der Passo della Teglia am Sonntag, aber die Straße ist deutlich besser, die Aussichten auf die umliegende Bergwelt inklusive Berggipfelgrate begeisternd, und auch die wenigen durchfahrenen Orte äußerst pittoresk. Kein Verkehr ist hier im Hinterland schon selbstverständlich. Ab Caprauna rampt es sich erheblich, und meine um drei Personen geschrumpfte Gruppe muss sich ordentlich ins Zeug legen, bevor die Passhöhe erobert ist. Dafür sind wir heute als erstes oben, denn Gruppe 1 nimmt heute die Mailand-San-Remo-Etappe in Angriff, so dass wir nur die entspannte Gruppe in Schach halten müssen. Was uns natürlich nicht gelingt, und auch nicht gelingen kann, weil Daniel einfach viel zu schnell und übermotorisiert ist. Oben dreht er dementsprechend noch einmal um, um seinen Freunden entgegen zu fahren.
Wir aber flüchten schnell gen Tal, die dräuende Regenprognose vor Augen.
In Ormea gibt es feinste Salsiccia con crauti in der Bar della Stazione. Wir halten die Pause kurz und steuern schon den
Colle San Bernardo an, der sich mit 5 % Durchschnittsteigung gnädig erweist. Das Hinterland ohne Regen hinter uns gebracht! Gruppenbild mit Dame.
Nun fahren wir die in Teilen schon von gestern bekannte sensationelle Abfahrt nach Zucherello: fast 1000 Höhenmeter werden zügig auf schnellstem Belag vernichtet. Wie gestern lautet unser Ziel: Cisano sul Neva, wo wir nun schon den Apfelkuchen und alles andere kennen. So eine tolle Bar (diesmal sogar
im Bild festgehalten)!
Nun ist es noch nicht einmal halb drei, und diesmal hat auch Petrus ein Einsehen. Heute ist er uns hold und hat nichts gegen die Verlängerungsoption einzuwenden. Knappe 300 m bedeutet der Anstieg zum
Colle di Caso lediglich. Außerhalb des Programms zwar, aber die nehmen wir natürlich trotzdem noch mit, auch wenn die Gruppe auf zwei Drittel zusammenschrumpft. Aber dieser vom Sonntag bekannte optimale Belag möchte einfach gefahren sein! Die finale Abfahrt führt uns um 16 Uhr fast direkt bis zum Hotel.
So ein toller Tag in den Ligurischen Alpen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Auch die Schlussetappe unserer Ligurien-Woche folgt dem altbewährten Rezept: hinein in die Berge. Es geht heute zum Colle di Caprauna, mit 1375 m Höhe einer der höchsten Pässe der Umgebung. Und erneut können wir annäherend von Meereshöhe hinauf fahren, erleben wir die Landschaft und die Vegetation sich ändert, wie aber auch die Besiedlung immer dünner wird, bis wir in der verlassenen Welt der Ligurischen Alpen angelangt sind. Auf der Nordseite des Passes fahren wir dann ein Stück durch Piemont, bitten auf einem Flachstück im Tanaro-Tal die Rouleure in der Gruppe nach vorne. Der letzte Pass unserer Woche ist dann der Colle San Bernardo, von dem wir zum letzten Mal in die rauschende Abfahrt an die Mittelmeerküste stürzen können.