Die Vorfreude auf die Sellaronda, also die Umrundung des Sellastocks, am Abend zuvor ist groß. Ist sie doch einer der absoluten Höhepunkte jeder Dolomitentour und damit ein must have. Die Eroberung von Sellajoch, Grödnerjoch, Campolongo und Passo Pordoi verleiht jedem Palmares einen besonderen Glanz.
Umso länger werden die Gesichter am nächsten Morgen beim Blick aus dem Hotelfenster. Es regnet in Strömen und der Start der Etappe wird von den Guides stundenweise nach hinten verschoben. Einige verlieren die Geduld und die Hoffnung auf Besserung und nutzen den optionalen Ruhetag, durch den Verbleib im sehr schönen Hotel X-Alps in Pera di Fassa und marschieren in die nahegelegene Therme.
Um 12.00 Uhr ist es dann soweit. Der Himmel reißt auf und es wird ein Zeitfenster von 3 trockenen Stunden angekündigt. Die wollen genutzt werden. Für eine Umrundung – auch für die Schnellsten – wird es nicht reichen, doch einmal hoch zum Sellajoch, den spektakulären Langkofel aufs Selfie bannen, vielleicht noch das Grödnerjoch mitnehmen und dann trocken wieder nach unten kommen, ist das Ziel.
Die Ersten erreichen das Sellajoch sicher in neuer Bestzeit und es erwartet sie ein traumhaftes Panorama. Der frische Südwestwind hat den Himmel strahlend blau geputzt und die Gebirgsgruppe erstrahlt noch imposanter als sonst.
Nach der Gipfelbanane wird kurz entschlossen auch noch das Grödnerjoch unter die Räder genommen, auch wenn im Norden schon dicke Wolken über den Bergen stehen. Am Grödnerjoch, das erfreulich leer ist, dann die große Überraschung als Thomas wie aus Nichts mit dem Begleitfahrzeug auftaucht. Eine Verpflegung aus dem Fahrzeug hatten wir nicht eingeplant. Der Begleitwagenfahrer braucht ja auch mal einen Ruhetag. Doch Thomas in seiner mitfühlenden und uneigennützigen Art wollte alle die belohnen, die sich bei nicht aller besten Aussichten aufgemacht hatten. Und das ist ihm bestens gelungen.
Am Grödnerjoch finden sich 3 wagemutige Gäste, die nun auch die komplette Umrundung, trotz der angesagten Niederschläge und der schon fortgeschrittenen Zeit wagen wollen. Während die übrigen den Rückweg zum Sellajoch antreten und einige auf die Idee kommen den Passo Pordoi aus dem Fassatal noch mal anzufahren, um dann bei einsetzendem Regen jederzeit nach Canazei 'abzusteigen' , fährt Thomas mit dem Begleitfahrzeug auch über den Passo Pordoi, um den 3 'Umrundern' zumindest moralischen Beistand zu geben.
Am Ende des Tages schaffen sie es – bei mittlerweile geänderter Niederschlagsprognose – den Sellastock trocken zu umrunden und berichten entsprechend endorphingeschwängert beim Abendessen davon.
Der starke Regen am Vormittag, hatte aber auch sein Gutes. So verkehrsarm wie an diesem Tag erlebt man die Sellarunde wohl selten wieder. Hatten sich unsere motorisierten Zweiradfreunde doch als nicht so wetterresistent erwiesen, wie so mancher leicht bekleidete Radler.
"Ursprüngliche Etappenbeschreibung"
Was soll man zu dieser Etappe noch schreiben? Die Sella-Runde ist das Kernstück der Dolomiten, das Must-Have für alle Rennradfahrer, die sich mal in die Region verirren. Heute nehmen wir uns den ganzen Tag dafür Zeit. Ganze vier Pässe sind es, die wir heute Abend unserem Palmarès gutschreiben können: Sellajoch, Grödnerjoch, Campolongo und Pordoi. Aber selbst wenn man das Prestige dieser Etappe mal ganz außer acht lässt... die Umrundung des Sellastocks bietet einfach Bilderbuch-Panoramen, die man in jedem Alpen-Kalender findet. Tag der Postkartenmotive!