13.06.2023,
hagen306:
Wie sagten wir gestern abend so blumig: "Heute habt Ihr Eure Geschichten für die Ewigkeit geschrieben. Morgen folgen die für die Unendlichkeit." Und natürlich kommt es genau so.
Wir hatten für heute gebucht: 30km Bergabrollen, 1x kurz stramm bergauf zum Cordal, 1x die Vuelta-Legende Angliru bezwingen, 1x trocken bleiben und 1x königlich auf Schleichwegen nach Oviedo einrollen.
Wir bekommen: 30km Bergabrollen, 1x trockene Bergaufentsaftung am Alto de Cordal. 1x Abfahrt im Regen, 1x bewährte Pause unter dem Kirchdach mit anschließendem Aussitzen des asturischen Sturzregens im social club (Seniorenclub), 1x Angliru im Trockenen (nur Christoph war zu schnell und ist im strömenden Regen hoch), 1x königliches Einrollen in Oviedo auf dem Radweg auf der alten Bahnstrecke und nur 1km Stadtverkehr in Asturiens Hauptstadt.
Nun zu Stefan (links im Bild): Natürlich mussten wir noch ein wenig Überzeugungsarbeit leisten, dass wir eine reale, trockene Angliru-Chance haben, doch er zieht mit einigen weiteren mit - während das weitere Peloton nach Oviedo rollt (wir hörten, dass man erst noch einen netten Bahnübergang bezwingen musste, um auf den Bahnradweg zu kommen - siehe Bilder).
Stefan hatte sich akribisch vorbereitet: In jedem seiner Schuhe steckt der Fuß in einer selbstverständlich nicht atmungsaktiven Plastiktüte - die Treter sind schlicht von gestern noch nicht trocken (Merke: Ein Schuhtrockner ist in Asturien ein nützliches Utensil - hat natürlich keiner dabei.). Zunächst wird es angenehm warm an den Füßen, doch bereits am Cordal meinen wir, etwas Dampf nach oben entweichen zu sehen. Aber in der nassen Abfahrt wird es ja wieder (un)angenehm kühl. Logische Konsequenz: Der Fuß muss wieder warm werden - und Stefan auf den Angliru: Zarte 10% Durchschnittsteigung auf 11km, 1100hm Differenz, aber eben auch die berüchtigten Steilstücke wie Cuena de les Cabres, Resviso usw: In den Spitzen 23%. Stefan kämpft - wie alle hier - bergauf, nur dass er nicht so viel Grip im Schuh hat - aber die Tüte hält (dicht). Wie alle ist er froh, dass wir die letzten 3km hinauf zum "Koloss" dann doch noch einmal in die Wolken fahren - denn somit sieht er das Elend der mörderischen Steigung vor uns nicht. Zwischendurch mache ich an den wenigen Stellen mit unter 12% ein paar Fotos - aber eigentlich sagt der Wille: Einfach weiter.
Ist es ein Vorteil, den Angliru schon einmal gefahren zu sein? Oder eben noch nicht wie Stefan? So wie er hochzieht, scheint die Jungfernfahrt doch der bessere Weg zu sein.
Irgendwann ist es geschafft: High Five oben auf knapp 1570m. Eine anschließende, sich sehr kurz anfühlende Abfahrt und irgendwie mit nicht mehr funktionierendem Garmin nach Oviedo gegondelt. YA ESTÁ! - Der Angliru steht im Palmarès. Ende für heute (na gut: gerade ist noch Waschsalon angesagt...)
official:
Zeit für die Vuelta - wir folgen dem Ruf des Angliru!
[ "Sicherheits" - Hinweis vorab: Dieser ist eine extrem fordernde Stichstraße und kann als solche im unwahrscheinlichen Fall schwerer Beine ausgelassen werden. ] Genüsslich rollen wir am Morgen das Tal des Rio Ayer hinab. Es wird wieder belebter und gelegentlich auch "industriell". Stört uns aber nicht, denn alsbald stellen sich uns unsere beiden Finalgegner in den Weg. Ehrlich und hart geht es zunächst mit strammen 10% zum Alto Cordal hinauf. Nicht provozieren lassen von den locals - der Hammer des Tages kommt noch! Und zwar ab Pontialta: Die eigentlich völlig überflüssige und in den 1990ern von der Vuelta entdeckte ca. 11km lange Stichstraße hinauf auf 1570m darf getrost als "Koloss", "Bestie" oder "Miststück" liebkost werden. Die berüchtigte 500m lange 23%-Rampe ganz oben ist ein regelrechter Entsafter. Königliches Abrollen über ein paar letzte Hügelchen - und dann zum sidra (ein Hoch auf die Kelten!) nach Oviedo!. P.S.: wer den Stich zum Angliru hochfährt, muss ihn auch wieder auf gleichem Weg hinabfahren (das Gepäckfahrzeug darf nicht nach ganz oben!)