11.06.2023,
hagen306:
Die Quizaufgabe: Wo ist Carlos auf diesem Foto (oder einem der anderen - KLick unten!)? Wer ist Carlos überhaupt? Und warum heute Carlos als Gesicht des spanischen Nordens?
Die Auflösung: Ohne Carlos gäbe es unsere Reise zu den Picos de Europa nicht. Denn er betreibt zusammen mit seiner Frau dieses wunderbar renovierte alte Landhaus mit den herrlichen verglasten Veranden mitten im Off auf dem Weg von Reinosa zurück in die Kantabrische Kordillere. Drumherum nur ein 50-Seelen-Dorf und die gerade am Morgen so herrlich beruhigende Szenerie des Palombera-Passes.
Carlos ist ein Kantabrier, wie er im Buche steht: Ein Endfünfziger, tiefenentspannt managt er sein Hotel und Restaurant. Kennt man ihn nicht, mag er ein wenig mürrisch wirken - aber da wir hier nun nicht mehr das erste Mal auftauchen, huscht doch tatsächlich ein Lächeln über sein Gesicht. aber nie würde er sich fotografieren lassen. Es ist wie so oft in Nordspanien: Der Tonmacht die Musik - Bescheidenheit im Umgang, keine Frontalforderungen - und es öffnen sich die Türen und Herzen (auch das meine). Dieses Mal müssen wir ihn leider mit ein wenig Extra-Stress konfrontieren, da ein wenig Magenursel die Runde macht und drei von uns heute mal einen Taxitransfer zum Tagesziel Potes benötigen. Taxis zu besorgen ist hier fast unmöglich (gestern abend wollten zwei spät ankommende Bikepacker noch eines - sie mussten dann doch bei Carlos übernachten). Aber Carlos weiß, in welchen Dörfern es Taxis gibt und schon nach 30 min am morgen können unsere Versehrten einsteigen.
Währenddessen bespreche ich mit Ana, seiner Frau, unsere Pläne für kommendes Jahr. Dann werden wir nämlich Ende August zu den Picos de Europa aufbrechen - und trotz Hochsaison werden wir vermutlich ganz geräuschlos unsere Zimmer hier bekommen. Ich bin durchaus ein wenig gerührt. Weiß ich doch, wie schwierig die Hotelsuche in dieser Gegend ist.
Daher muss ich meine Gruppe auch noch ein paar Minütchen warten lassen - eine persönliche Verabschiedung ist nun einmal auch ein Zeichen von Wertschätzung.
Dann aber geht es los: Durchs meditative Nichts des Palombera-Passes. Diverse Kuhfladen in Auf- und Abfahrt (die nicht zu enden scheint). Kurzer Zwischenstopp 1000hm tiefer in einer Bar. So herrlich ruhig hier, bis der alte Spanier mit der zur Box umgebauten Trinkflasche im Rahmen einkehrt. Wir bekommen sie leider nicht ausgeschaltet und fliehen vor den Schnulzen - hinein in die Trilogie aus 3 x 400m Anstieg. Mal sanft, mal zornig, aber landschaftlich ein Traum. Die ersten von uns erhaschen noch die unbewölkten Blicke ins Picos-Massiv, wir begnügen uns mit bewundernden Blicken zu den jovenes jinetas ("junge Reiterinnen") - ein Juniorinnenteam lässt den Asphalt glühen und enteilt uns dann doch recht fix.
Das aber auch nur, weil wir noch in die Dorfpinte rein gehen. Faszinierend: Ein Likörchen um 11:00, sei es patxarán oder doch ein fino, und der Tag ist Dein. Wahrscheinlich ließ sich die Boule-Übertragung im TV auch nicht anders ertragen.
Zwei Hügel später kommt dann der große Moment: Wir tauchen förmlich hinab in die Deva-Schlucht - bis zu 1000m tief hat sich der Fluss ins Kalkgestein gegraben. Gruppen 2 und 3 fusionieren nun für den Rest des Tages - wir cruisen die 15km bis kurz vor Potes hinauf. Kurrvorher waren wir tatsächlich nass geworden - am Horizont sieht es auch dunkelgrau aus - keiner hat heute das dringende Bedürfnis auf die Verlängerungsoption in den Talkessel von Fuente De. Ist uns recht, denn somit liegen die Beine nun sehr hoch im Hotelzimmer. Schließlich wartet ja noch eine letzte BHerausforderung: Heute essen wir im Restaurant auswärts - es soll wieder mal feiste Suppen geben ;-).
official:
Bereits hier haben wir uns auf unserer Erkundungstour hoffnungslos verliebt: Berge in der Einsamkeit. Sidra in den Bars. Sanft rollen wir aus der Hochebene auf den Palomberas-Pass, bevor es gefühlt ewig bergab geht bis Sopena. Es folgt die "Grüne Trilogie" aus Carmona, Ozalba und Hoz. Allesamt "nur"Vorpässe" rund um die Picos de Europa. - Unser Augenmerk richtet sich nun auf die Deva-Schlucht, der wir bis ins charmante Potes folgen. Hier brummt zwar touristisch der Bär, aber es ist zum Glück nicht zu vergleichen mit dem täglichen Zirkus an manch Alpenort. Irgendwo müssen wir uns heute noch eine dieser feisten Erbsen-Bohne-Linsen-Suppen ziehen - die Feuertaufe sozusagen, ob wir Nordspanien gewachsen sind... P.S.: bewusst hat die heutige Etappe ein paar Höhenmeter weniger - schaut mal auf die E5 morgen :-)