02.09.2021,
B-Schraube:
Angesichts der anstehenden harten Tage wurde die B-Variante über den Col de Saint Martin bereits am Vorabend verworfen. «C'est facile...», meinte dennoch der Besitzer eines der beiden Prachtshotels auf dem Col de Turini zur heutigen Etappe. Nun, er muss die 160 Kilometer und 2400 Höhenmeter ja auch nicht selbst fahren. Und er sieht auch eher danach aus, als ob er Rennräder bestenfalls vom Hörensagen kennt...
Für uns geht es aber zunächst bergab, und zwar wort- und nicht sprichwörtlich. Die Abfahrt vom Col de Turini ist erwartungsgemäss kalt, aber auch wunderschön, vor allem wenn die ersten Sonnenstrahlen die Felsen in sanftes Licht tauchen und uns doch etwas erwärmen. Danach fahren wir zunächst entlang der Vesubie weiter runter, dann entlang der Tinée deren Tal hoch. Im ersten Teil werden wir Zeugen von gewaltigen Unwetterschäden - auch hier haben offenbar Hochwasser ihre Spuren hinterlassen.
Im schmucken Ort Isola gibt es dann eine ordentlich Mittagsverpflegung, damit wir für den nun folgenden Aufstieg über 1500 Höhenmeter zum Col de la Lombarde gerüstet sind. Dieser erweist sich trotz der breit ausgebauten Strasse (zum Skiort Isola 2000) als gar nicht mal so unschön, und die letzten, deutlich schmaleren Kilometer sind hochalpin, wie man es sich als Rennradler wünscht. Die Abfahrt verlangt technisch einiges an Können ab, und auf dem Weg Richtung Cuneo werden vor allem die hinteren Gruppen noch unfreiwillig geduscht.
Nach sechs bis acht Stunden im Sattel sind alle sichtlich froh, diese lange Etappe erfolgreich bewältigt zu haben. Im Zielort könnte der Kontrast zum Abend davor kaum grösser sein - von der abgelegenen Bergsiedlung in eine richtige Stadt mit italienischem Ambiente, und bei den meisten reicht es sogar noch für etwas Dolce Vita vor dem vorzüglichen Dinner.
Checkliste:
-Murmeltier: Check
- Gelato italiano: Check
- Rennradfranzösisch für Anfänger: Tubeless-Reifen - un pneu sans chambre à air
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Da der Col de Tende (oder Colle di Tenda) im Oktober 2020 Opfer massiver Erdrutsche geworden und jetzt gesperrt ist, fahren wir eine lange, aber sehr lohnenswerte Etappe über Col St. Martin und den Col de la Lombarde, einen der südlichsten 2000er-Alpenpässe, den wir auf einem äußerst schmalen Strächen erreichen. An diesem erreichen wir das Piemont, und stoßen damit in ein sehr dünn besiedeltes Gebiet vor, dass die nächsten beiden Etappenhälften prägen wird. Die Abfahrt vom Lombarde ist wegen der eng übereinander gestaffelten Kehren ein landschaftlicher Hochgenuss! Auf die Schulter klopfen können wir uns dann im hübschen Städtchen Cuneo, wo wir heute die Nacht verbringen.