02.09.2021,
B-Schraube:
Tag der Wahrheit! Zum ersten (aber nicht letzten) Mal geht es in die rennradtechnische «Todeszone» über 2500 Metern über Meer, auf den trotz seiner Höhe eher wenig bekannten Col d'Agnel, was wohl hauptsächlich an seiner eher abgeschiedenen Lage sowie den fehlenden Optionen, ihn in eine machbare Rundtour einzubauen, liegt. Quäldich macht's möglich, mit «nur» 2400 Höhenmetern...
Aus Cuneo raus werden wir von einem wunderbaren Rückenwind geradezu getragen, was ungeahnte Zahlen auf unsere Tachos zaubert. Auch der zarte erste Teil des Anstiegs bis zur Mittagspause in Castello, wo Hansjörg einen sensationellen Platz direkt am See gefunden hatte, vergeht wie im Flug. Gruppe 1 hatte sich sogar noch eine frühe Kaffeepause gegönnt, samt echter italienischer heisser (Pudding)Schokolade.
Nun frischt aber der Wind auf, und sobald sich die Sonne versteckt, wird es eher ungemütlich, weshalb sich einige bei der Verpflegung noch mit Extraklamotten ausstatten. Die nun folgenden 1200 Höhenmeter sind landschaftlich etwas vom schönsten, was die Alpen zu bieten haben. Weite Kehren, kaum Verkehr, pfeifende Murmeltiere (erneut!) und eine alles umgebende Stille machen den enorm harten Anstieg zu einem echten Erlebnis und die andauernd zweistelligen Steigungsprozente etwas erträglicher. Man schraubt sich immer höher und höher, und insgesamt werden fast 2300 Höhenmeter am Stück zurückgelegt - dann ist der dritthöchste Alpenpass erreicht. Die Abfahrt ist nicht weniger spektakulär - atemberaubende Ausblicke und ein toller Flow entschädigen nochmals für die lange und harte Kletterei. Nach der erwarteten ordentlichen Portion Gegenwind wird die Tour mit der fantastischen Guil-Schlucht abgerundet.
Insgesamt fünf Fahrer gönnten sich noch den Abstecher zum Col d' Izoard mit seiner legendären Casse Déserte und packten so nochmals tausend Höhenmeter oben drauf. Wenn schon, denn schon!
Checkliste:
- Unfassbar langer und harter Anstieg: Check
- Überragende Abfahrt: Check
- Rennradfranzösisch für Anfänger: Höhendifferenz - le dénivelé
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Es geht heute wieder zurück auf die französische Seite der Alpen. Die Etappe beginnt mit etwa 25 flachen Kilometern am Alpenrand, dann wenden wir uns nach Westen und dringen über das Valle Varaita immer tiefer in die Cottischen Alpen vor. Ab Sampeyre beginnt dann so langsam der Anstieg zum berüchtigten Colle dell'Agnello oder Col d'Agnel - der 2746 m hohe Grenzpass zwischen Piemont und Hochprovence, zwischen Italien und Frankreich. Der dritthöchste Pass der Alpen nach Iséran und Stilfserjoch. Mit sagenhafter Alpenkulisse. Und dann auf französischer Seite einer langen Abfahrt hinab nach Guillestre.