Ich bin nicht die einzige, die das Gefühl hat, dass wir als Gruppe schon eine Weile gemeinsam reisen. Es ist aber erst der zweite Tag, die zweite Etappe. Es fühlt sich eher nach Tag fünf an.
Nach einem reichhaltigen Frühstück im Hotel in Tamsweg machen wir kurz vor Abfahrt noch ein Gruppenfoto und fahren dann los. Das Ziel heute: Villach. Heute fahren alle Gruppen zunächst die gleiche Strecke, denn es kann nach der Mittagsverpflegung noch entschieden werden, ob man Lust hat, die Stichstraße zur Turracherhöhe (1.793 m) zu klettern oder nicht.
Wir fahren auf Nebenstraßen über die Dörfer und gelangen dann zum Anstieg des Schönfeldsattels, welcher 15km lang ist und 725 Höhenmeter hat. Ach ein Traum. Hier fährt man auf einer ruhigen, relativ schmalen Straße, teilweise am Bach entlang; links und rechts Wälder und Almen. Es ist schön grün hier. Durch die geringe Steigung ist es wunderbar hier zu fahren. Man kann Fotos machen und die Landschaft genießen. Es ist ruhig. Das Wetter genau richtig. Die Seele baumelt.
Wie es nun in den Bergen meistens so ist, kann auf der anderen Seite ein ganz anderes Wetter sein. Oben angekommen ist es doch sehr windig und kalt. Wir fahren zügig weiter. Die Abfahrt genießen wir trotz der Kälte. Am Abzweig zur Nockalmstraße trinken wir erst einmal einen Kaffee. Ist fast wie Urlaub.
Nun sind wir bereit für die Nockalm-Höhenstraße mit Eisentalhöhe (580 Hm auf 8 km) und Schiestelscharte (510 Hm auf 6,5 km). Die Panoramastraße ,,Nockalmstraße" durchzieht den Naturpark Nockberge in Kärnten und ist der östlichste 2000er-Alpenpass. Desweitern ist sie mautpflichtig, was uns erwarten lässt, dass nicht allzu viel Verkehr auf der Straße sein wird. Und so ist es heute auch! "Der Name dieses Gebietes stammt von den sanften, runden Berge, die allesamt grasbewachsen sind und Nocken genannt werden. Sie sind unverwechselbar und im gesamten Alpenraum einmalig. Desweiteren handelt es sich hier um den größten Fichten- und Zirbenbestand der Ostalpen. Insgesamt enthält diese Straße 52 Kehren." Ich habe damit gerechnet, das die Nockalmstraße etwas härter wird, als sie letztendlich war. Das lag vielleicht auch am Wind, der auf der Strecke zum Hochpunkt schön von hinten kam.
Die Mittagsverpflegung war wie immer ausgezeichnet - ich schreibe schon wieder so, als würde diese Reise schon lange andauern :)
Die Abfahrt ist sagenumwobenen. Breite Kehren, lange Strecken, bei denen man weit nach vorne blicken kann. Unten angekommen sammeln wir uns wie immer und fahren direkt in einen unangenehmen Gegenwind. Wir haben Julius dabei, der sich tapfer für seine Gruppe in den Wind stellt.
Es geht bergab. Die Abfahrt vom Himmelberg bleibt im Gedächtnis. Die letzten 44km gehen recht schnell; flach und entlang auf der Südseite des Ossiacher Sees. Wir kommen zeitig an. Endlich Zeit für Schmutzbier. Während wir trinken quälen sich noch ein paar tapfere Rennradfahrer*innen die Turracherhöhe hoch. Eine Stichstraße mit ziemlich fiesen Rampen; 700 Hm auf 8 km. Der Applaus am Abend für die Tapferen war wohlverdient. Ein zweiter Applaus ging übrigens an Hermann, langjähriger Quäldich Kunde, der hobbymäßig Zweiradmechaniker ist. Sein Talent sprach sich recht schnell herum, sodass er bereits von ein paar Leuten konsultiert worden ist. Danke, Huschmi12 :)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Die zweite Etappe startet ganz locker mit einer Flachpassage entlang der Mur, doch die Schonfrist währt nur kurz, und dann steht mit dem Schönfeldsattel der erste Anstieg des Tages an. Und nach kurzer Abfahrt nach Innerkrems geht es nahtlos weiter auf die Nockalm-Panoramastraße, die mit der Eisenthalhöhe und der Schiestelscharte gleich zwei Hochpunkte bereit hält. Die Beine werden also gefordert, doch herrliche Alpenpanoramen entschädigen dafür. So erreichen wir das Gurktal, dem wir abwärts bis fast zum Ossiacher See folgen können, und dann ist es auch zum Etappenziel in Villach nicht mehr weit.
Variante: Mit der Turracherhöhe als Stichstraße von Süden kommt man auf 132 km und 2950 Hm.