06.08.2020,
robert89:
So ein Lob im Email-Postfach liest doch jeder Reiseleiter direkt nach einer anstrengenden Reise gerne von seinen Gästen, oder?
Doch was waren das für acht Etappen von Dresden bis nach Krakau? Sonnengebräunt und manch einer auch sonnengebrannt, die Spuren der vielen Sonnenstunden auf der Fernfahrt sind in den Gesichtern nicht zu übersehen. Heiß war es auf den schmalen und breiten Asphaltbändern Osteuropas und trocken. Durchweg trocken über die 1100 km Streckenlänge! Umso reichlicher floss 0,0%iges Dosenradler in diversen Geschmacksrichtungen AUF den Etappen und richtiges Bier NACH den Etappen - verschwitzt aber glücklich auf der Terasse des Hotels sitzend - das Leben kann so einfach sein!
Vier bis neun Stunden Radfahren, danach im Hotel in gesellig-lustigen Schmutzbierrunden sitzen, duschen, Sachen waschen, Abendessen, schlafen. Tag für Tag, mit wechselnden Landschaften, so dass es unterwegs seltenst langweilig wurde. Das war unsere dritte Ausgabe von Dresden-Krakau, die viele Geschichten schrieb. Mit der sehr langen und besonders heißen Etappe über den Altvater und dem Tag in der Hohen Tatra mit der Bergankunft am 1670 m hohen Sliezsky Dom fällt die Wahl der Königsetappe auch im Nachgang nicht leicht. Zermürbend, wenn auf einer 190 km langen Etappe mit fast 3000 Höhenmetern zur Mittagszeit das Thermometer auf deutlich über 30 Grad klettert und nach dem Ritt auf den 1490 m hohen kahlen Gipfel des Altvaters, sowie der langen Abfahrt, die Höhenflüge in den Sudeten und der Genuss und der Rausch erstmals vorüber sind, der Wind im mährischen Hügelland von vorn kommt - es schwergängig rollt. Leer waren die Tanks, rau der Asphalt und dann? Die Erlösung! Genau in den mühevollsten Minuten erschien an einem kleinen künstlichen Weiher ein Bierstand mit einer lachenden Bedienung, die vom Ansturm durstiger Radfahrer vollkommen überfordert war. Roberto kaufte für die entspannte Gruppe soviel alkoholfreies Bier, wie für 20€ zu haben war und Gruppe drei war wieder glücklich.
Zwei Tage später: Der Sliezsky Dom sorgte wohl für die emotionalsten Ereignisse. Stolz war die ausdauernde Gruppe zwei, die von Vincenz nicht nur geguidet, sondern für die Hohe Tatra Etappe noch in sport- und belastungsgerechter Ernährung gecoachet wurde. „Zucker!“ Alle hatten Respekt vor dem Schlussanstieg mit seinen 10% Durchschnittssteigung und keiner bei der vorabendlichen Etappenbesprechung Lust auf die Plusoption. Wieder Erwarten: Alle fuhren in Vincenz seiner Gruppe mit reichlich Zucker im Kessel doch die Plusoption, den Stich hinauf zum Poprader Gebirgssee. Umso stimmungsvoller die Auffahrt zu vorgerückter Stunde am Sliezsky Dom, wo sich die felsigen Spitzen der Hohen Tatra in warmes Licht hüllten und Jürgens geschmeidige Hüfte glühte. Da war die sportive Gruppe eins - trotz Eierkuchenpause in Strbske Pleso - schon lange im Ziel und Thomas von treten-und-denken sichtlich stolz über seine - in Begleitung von Tobi - errunge Altersklassenbestzeit auf Strava. Großartig die Gefühle bei allen inmitten majestätischer Hochgebirgsatmosphäre. Umso tragischer der schlimme Sturz einer Teilnehmerin am nächsten Morgen auf der Abfahrt vom Hotel nach nur wenigen Metern. Das gesamte Team von quäldich wünscht an dieser Stelle eine gute Genesung! Der Vorfall drückte am vorletzten Tag auf einer weiteren, eigentlich traumhaften Etappe durch die Zipser Magura und das Goralendorf Osturna, verständlicherweise ordentlich auf die Stimmung im Team und bei den Teilnehmern. Umso größer war dann die Erleichterung am Samstag, alle drei Gruppen erreichten ohne weitere Zwischenfälle und mit blauen Himmel die polnische Stadt an der Weichsel – Krakau! Viele Steine fielen Reiseleiter Alex ab, als er am Hotel alle gesund mit einer erfrischenden Sektdusche begrüßen konnte. Das finale Abendessen im jüdischen Viertel, wahlweise noch mit Party in der Stadt und anschließender Zimmersuche im Hotel – der gelungene Abschluss einer erlebnisreichen Entdeckungsreise in den Osten.
Genug geschrieben, Bilder sagen mehr als tausend Worte. Eine Reise von Dresden über den Jeschken, das Isergebirge, Riesengebirge, Adlergebirge, Altvatergebirge, Beskiden, Mala Fatra, Hohe Tatra, Zipser Magura und nicht zu vergessen, die unzähligen fiesen Wellen auf den letzten 100 km nach Krakau ;-)
Auf ein Neues in 2021!