19.08.2017,
Peter Uthmann:
Am letzten gemeinsamen Abend sitzen wir alle fragend über dem Wetterbericht. Über Nacht soll es regnen, am Vormittag aufhören und oben am Susten natürlich ziemlich kalt sein. Während die Teilnehmer über Schlechtwetter-Alternativen nachdenken, sieht das Team keinen großen Anlass für Plan B oder C. Die Woche war bisher viel besser als ursprünglich erwartet und für eine Schweiz-Rundfahrt war es quasi tropisch!
Wir müssen eh nach Interlaken und so oder so über einen hohen Pass. Da wir (oder zumindest einige) gestern schon auf dem Furka waren, ist der Susten geplant. Immerhin grob 200m niedriger als der Furka. Was von Vorteil sein könnte. Wir verständigen uns darauf, beim Frühstück zu schauen, wie die Lage ist und einige gehen nach dem Abendessen (Andermatter Menu sportif, yes!) noch auf ein, zwei Bier in eine Bar nebenan.
Am Morgen nieselt es und über Nacht ist das Zwischentief wasserreich durchgezogen. Es soll im Laufe des Vormittags abtrocknen wenn auch nicht wirklich warm werden. Trotzdem finden sich nur 5 Teilnehmer plus Guides, die um 9 aufbrechen. Der Rest fährt mit dem Zug nach Interlaken, direkt per Zug nach Hause oder wird von der durchreisenden Ehefrau direkt in Andermatt eingesammelt. Entgegen der ursprünglichen Ansage kann ich bei diesen Gruppenkonstellationen doch einen Kleider- und Kalorienservice oben am Susten anbieten, ohne dass in Interlaken lange auf Gepäck gewartet werden muss. In der Auffahrt zum Susten sinkt das Thermometer während die Sehhöhe steigt. Wobei man nur bedingt von sehen sprechen kann. Die Straße wird zwar immer trockener aber die Sichtweiten pendeln zwischen 20 Metern in dichten Nebelwolken und herrlichen Weitblicken die langen Geraden den Pass hinauf in teilweise sogar sonnigen Abschnitten.
Auf der Passhöhe hinter dem Tunnel ändert sich dann aber das Bild. Nieselregen, Wind, kaum Sicht. Mistwetter! Ich habe mich beim Packen Gott sei dank an der Schweiz-Rundfahrt 2014 orientiert, die bei all den quäldich-Superlativen ein heißer Kandidat für die Rundfahrt mit dem schlechtesten Wetter ist. Also kann ich viele Schichten anziehen und wundere mich, dass die drei schnellen oben zumindest bei Ankunft kaum frieren und meine Angebote über zusätzliche Schichten erst einmal dankend ablehnen. Wie unterschiedlich sich 6° und Wind anfühlen können, wenn man entweder faul im Bulli gecruist ist, oder aber mal eben 1400 Höhenmeter am Stück auf dem Rad gemeistert hat! Es wird beschlossen, dass alle zusammen abfahren und Jens, Wolfgang und Tobi gehen ins Restaurant, um sich dort aufzuwärmen während ich im Auto auf den Rest warte. Der kommt dann auch bald, hat aber nach ein paar Bissen und dem Umziehen so gar keine Lust zu warten oder sich aufzuwärmen und so hole ich die anderen aus dem Restaurant und alle begeben sich gemeinsam in die Abfahrt. Diese ist auf den ersten Kilometern ganz und gar nicht schön. Kalt, nass, keine Sicht. Alle bibbern sich irgendwie herunter. Als es dann nach ca. einem Drittel der Abfahrt immerhin aufklart und man jetzt einen Straßenverlauf erkennt, hoffe ich, dass der ein oder andere vielleicht ein bisschen die Schönheit dieser Auffahrt erkennt. Schon letztes Jahr bin ich hier (leider nur) mit dem Begleitfahrzeug hoch. Allerdings bei perfekten Bedingungen und der Pass hat mich sofort begeistert. Kehren, Kurven, Tunnel, Wiesen, Wälder, Gletscherblicke, Felsvorsprünge, guter Asphalt... Dieser Pass bietet so ziemlich alles! Aber heute soll es nicht sein.
In Innertkirchen halte ich dann noch einmal an, damit die jetzt bei 19° und Sonne überschüssige Kleidung im Bulli verstaut werden kann und natürlich gibt es nochmal eine Stärkung für die letzten Kilometer am Nordufer des Brienzer Sees entlang. Vorher geht es zum Warmfahren noch kurz die Aareschlucht hinauf. Wie Praktisch. Hier kocht das Testosteron bei einigen noch einmal über und die letzten Körner werden verballert. Am See entlang wird dann aber gesittet in der Gruppe gefahren und gegen 14 Uhr sind alle wieder im Hotel Oberland in Interlaken angekommen. Nach kurzer Organisation der verbliebenen Zimmer und damit Duschmöglichkeiten für alle, die heute noch Interlaken verlassen (und das sind fast alle), findet die Verabschiedungszeremonien statt. Ein jedem hat diese Woche viel Spaß bereitet und mit Sicherheit eindrucksvolle Erlebnisse beschert. Au revoir Schweiz, es war uns eine Ehre! :)
Grüße des Tages und gleichzeitig Oscar des Tages: An Tom. Majortom. Dem ich die letzten Tage mit meinen Berichten zuverlässig den Platz an der quäldich-Homepage-Sonne weggeschnappt habe. Um ihm heute den Vortritt zu lassen. Danke für die super Planung dieser Tour und die Unterstützung im Vorfeld! Du hast mir meine Reiseleiter-Premiere leicht gemacht! :) Und auch an Jens und Denny, für die das selbe gilt! Auch wenn Halbe-Bananen-Jens ebenfalls debütierte und Bergkäse-Denny trotz diverser Reisen erst seit diesem Jahr guidet, lief alles sehr routiniert wie bei den alten Hasen. Mit eurer ruhigen und gelassenen Art habt ihr einen großen Anteil, dass auch die Teilnehmer (danke auch an euch, ihr habt es uns leicht gemacht, es war uns ein Vergnügen!) rundum zufrieden waren! :) Danke!!!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die Schlussetappe führt über ein weiteres Monument – den Sustenpass. Zum Abschluss geht es dann am Brienzersee entlang zurück nach Interlaken.
Ein letztes Mal heißt es nun in die Pedale einklicken. Die siebte Etappe ist die letzte, unsere Zentral- und Ostschweiztour geht zuende. Doch auch der letzte Tag ist kein schäbiges Beiwerk, denn es geht zunächst durch die wildromantische Schöllenenschlucht bergab. Es schließt sich der schöne Sustenpass an, der letzte Riese der Tour. Die Abfahrt bringt uns schon wieder nach Meiringen, und wir müssen nun noch weitgehend flach am Brienzer See entlang zurück nach Interlaken rollen.
Option: Wer auch am letzten Tag noch einmal eine richtige Bergetappe fahren möchte, kann noch zur Engstlenalp hinauf und somit 119 km / 2600 Hm bewältigen.