Von den monumentalen Pässen über den Alpenhauptkamm - Timmelsjoch und Großglockner-Hochalpenstraße - bis zu den unbekannen Kleinoden in Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Der Westen Österreichs mit einem Abstecher nach Südtirol.
Die alpine Landschaft im Westen Österreichs ist geprägt von hohen Bergketten und tiefen Tälern. Auf der Auftaktetappe, die von Innsbruck aus durch den westlichen Teil Tirols bis nach Vorarlberg führt, lernen wir beides kennen. Am Morgen kommen wir rasch voran - es geht für etwa 55 km flach durchs Inntal, teils auf dem Radweg, teils auf ruhigen Nebenstrecken, teils auf der Bundesstraße. Schon in Innsbuck können wir schöne Alpenpanoramen bestaunen - mit dem Karwendel im Norden und den Stubaier Alpen im Süden - und die Vorfreude auf die Pässe genießen. Dann ist die Schonfrist in Imst vorbei, und es steht mit dem Hahntennjoch der erste große Pass auf dem Programm - sehr schön, aber auch durchaus eine Herausforderung. Hier überqueren wir die Lechtaler Alpen und gelangen ins Lechtal. Das Schlussstück in den Skiort Lech am Arlberg sollte man nicht unterschätzen.
Die zweite Etappe führt uns in einer langen Schleife durch Vorarlberg und dann ins Inntal zurück. Sie ist lang, aber nicht allzu höhenmeterreich, und wir bezwingen den ersten 2000er der Woche. Dass sich die Höhenmeterzahl in Grenzen hält, liegt unter anderem auch daran, dass der erste Pass nicht viel Arbeit erfordert. Von Lech zum Flexenpass sind es gerade mal etwas mehr als 300 Hm, die noch fehlen. Es folgt eine lange Abfahrt ins Arlberggebiet, die erst kurz vor Bludenz endet, wo wir die Fahrtrichtung ändern und nun wieder nach Osten unterwegs sind. Es geht nun hinauf zur Silvretta-Hochalpenstraße, die die Gebirgsgruppe gleichen Namens, umgeben von 3000ern, durchfährt. Freuen können wir uns auch auf die langgezogene Abfahrt nach Landeck, wo wir die Nacht verbringen.
Heute wird es monumental. Die Auffahrt zum 2474 m hohen Timmelsjoch über das Ötztal gehört zu den längsten und höhenmeterreichsten Anstiegen der Alpen. Die ersten fast 30 Kilometer verlaufen zum Einrollen in Innsbruck, wobei wir mit dem Imsterberg noch ein paar Höhenmeter zusätzlich einstreuen, um uns aus der morgendlichen Lethargie zu lösen. Ab Oetz erwarten uns dann mehr als 50 km Passauffahrt zum Timmelsjoch, wobei der Anstieg natürlich erst hinter Sölden bei Kilometer 65 so richtig beginnt. Aber das Timmelsjoch ist natürlich nicht nur lang und schwer, sondern auch hochalpin und schön. Oben überschreiten wir die Grenze nach Südtirol und können uns auf eine lange Abfahrt nach St. Leonhard in Passeier freuen.
Einer der bekanntesten Radmarathons der Alpen lässt grüßen... nach dem Timmelsjoch gestern geht es heute über den Jaufenpass. Allerdings in der anderen Reihenfolge als man es vielleicht gewöhnt ist. Mitte der Rennradwoche ist die Etappe heute etwas kürzer gehalten. Dafür erleben wir einen Kaltstart: direkt von St. Leonhard aus geht es ohne Einrollphase in die Westrampe des Jaufenpasses. Dafür ist das Tagwerk in Sterzing bei Kilometer 35 schon fast vollbracht. Erst auf dem gut ausgebauten Brenner-Radweg, dann entlang des Pustertals geht es weitgehend flach in den schönen Etappenort Bruneck - immer noch in Südtirol gelegen.
Pustertaler Sonnenstraße lautet der etwas poetische, aber schöne Name der Höhenstraße am Südhang oberhalb des Tals, über die wir nicht nur ein paar zusätzliche Höhenmeter einfachen können, sondern auch schöne Blicke in Richtung der Dolomiten genießen können.
Es geht zurück nach Österreich. Und zwar über einen der am wenigsten bekannten 2000er-Pässe der Alpen: den Staller Sattel. Vermutlich ist er so wenig bekannt, weil man ganz einfach auch flach entlang des Pustertals von Bruneck nach Lienz fahren könnte. Aber einfach haben wir es uns ja noch nie gemacht, und so nehmen wir diese schöne einsame Passstraße natürlich mit. Nach kurzem Auftakt entlang der Rienz wenden wir uns also nach Norden ins Antholzer Tal, passieren den bekannten Wintersportort und gelangen so zum Pass, der gleichzeitig auch die Grenze zwischen Italien und Österreich markiert. Es geht hinab nach Osttirol bis Lienz. Hier überqueren wir noch den Iselsbergpass, gelangen so nach Kärnten und nehmen schon den ersten Teil in Richtung Hohe Tauern bis Heiligenblut unter die Räder.
Der Großglockner in den Hohen Tauern ist mit 3798 m Höhe der höchste Berg Österreichs, und nach ihm ist auch der höchste Pass des Landes bekannt, die Großglockner-Hochalpenstraße, die es an der Passhöhe Hochtor immerhin auf 2504 m schafft. An der Stichstraße zur Edelweißspitze schaffen wir es sogar auf 2571 m; hier hat man gleichzeitig den besten Blick auf den Glockner, also ist die Stichstraße bei schönem Wetter fast schon Pflicht. Aber Achtung, die Südauffahrt zum Hochtor ist nicht nur sehr schön, sondern auch anspruchsvoll. Hat man den Pass und die Gegensteigung zur Edelweißspitze geschafft, geht es dann lange hinab bis Bruck, am Zeller See entlang bis Saalfelden, und schließlich ins Etappenziel St. Johann.
Verglichen mit der Großglockner-Hochalpenstraße nimmt sich der Filzensattel nur gering aus, aber es ist eine schöne Zusatzschleife am Hochkönig vorbei, dem höchsten Punkt der Berchtesgadener Alpen.
Auch für die Radprofis gibt es eine Österreich-Rundfahrt. Und deren Scharfrichter ist regelmäßig die Sackgasse hinauf zum Kitzbüheler Horn. Überhaupt ist Österreich ja für seine asphaltsparende Straßenbauweise berücksichtigt, und daher darf das Kitzbüheler Horn natürlich auch in unserer Pässesammlung nicht fehlen. Von St. Johann ist es auch nicht weit, bis die Stichstraße beginnt, und dann sind 900 Höhenmeter auf 7,5 km natürlich ein Wort. Doch auch die Aussicht kann sich sehen lassen, vom Wilden Kaiser über den Großvenediger bis zum Glockner - hier erleben wir nochmal die Bergwelt Österreichs im Schnelldurchlauf.
Der Rest der Etappe ist dann Ausrollen zurück nach Innsbruck.