21.09.2015,
helmverweigerer:
Tagesbericht vom 21. September 2015: Erhöhter Materialverschleiss
Abfahrt angesichts der Etappenlänge bereits um 08:30 resp. 09:00. De Guides treffen pünktlich, aber knapp ein. Lutz werkelt noch an seinem Pedal rum und holt sich die obligate Kettenblatt-Schnittwunde und ich nehme pünktlich zur Abfahrt mein Rad in die Hand - Vorderrad platt. Also die Gruppe losgeschickt über die Panoramicavariante nach Sestri und Platten 1 des Tages behoben. Der neue und der alte Schlauch liegen am Boden, welcher ist welcher? Einer verliert Luft, also muss es der andere sein. Der Gruppe hinterher und in Casarza Ligure aufgefahren. Gemütlich geht es hoch zum Colle di Velva, heute ist die Truppe deutlich weniger angrifflustig als gestern ... aber dafür läuft sie deutlich runder und gut im Zeitplan fahren wir Richtung Varese Ligure. Da hat es eine sehr schöne Bar mit sehr leckeren Brioches die wir uns sichern wollen. Kurz vor Varese Ligure sehen wir die Gruppe von HaPe die eine halbe Stunde früher gestartet ist. Jetzt geht es um Sekunden, denn schliesslich wollen wir als erste in der Bar sein und uns die Brioches sichern, denn es hat sicher nicht genug für alle. Erst auf dem Pavéabschnitt in Varese, 100 Meter vor der Bar, gelingt das Vorhaben ... Tour de France mässig die Ausreisser abgefangen. Es sitzt sich gut in der Bar, trotzdem muss ich meine Gruppe zum Aufbruch ermahnen da unsere Tour heute lang ist.
Leider zeigt sich bei der Abfahrt dass ich mit den Schläuchen wohl doch nicht so super-intelligent vorgegangen bin und wieder den Schleicher-Schlauch montiert habe der schon in der vergangenen Nacht sein Unwesen getrieben hat und der andere - der Ersatzschlauch - einfach ein Loch hatte und mich an der Nase herumgeführt hat. Jedenfalls bin ich vorne schon wieder fast platt was sich schon unangenehm beim Druchfahren eins Schlaglochs bei dem Brioche-Endspurt bemerkbar gemacht hat.
Da ich aber vorhin die Peitsche geschwungen habe kann ich nun nicht noch eine Schlauchwechsel Episode einlegen. Also rasch etwas Druck aufbauen und dann zügig die 12km vom Cento Croci hochfahren um oben genug Abstand zu haben um den Schlauch wechseln zu können. Das Vorhaben gelingt, darunter leider die Foto-Berichterstattung (weshalb ich mich bei ein paar Cento Croci Bildern vom Vorjahr bediene). Aber der Cento Croci steigt in meiner Gunst mit jeder zusätzlichen Befahrung. Vegetationswechsel, Steigung, Ausblicke, Strassenführung, einfach ein toller Pass.
Es steht die Abfahrt Richtung Tarotal an. In der dritten Kurve steht ein Italiener, Vorderrad platt, Ersatzschlauch und CO2-Patrone schon verbraucht (Schürfungen zeugen von einem morgendlichen Sturz nach Durchschlag-Platten), wir helfen aus und er kann die Weiterfahrt antreten. Nun gilt es in der anspruchsvollen, aber temporeichen Abfahrt unseren hintersten Teilnehmer wieder einzuholen. Vorhaben gelingt beinahe. Die Tour führt nun ein ganzes Stück das Tarotal hoch, einen kleinen Zwischenanstieg lassen wir aus damit wir nicht allzu spät nach Hause kommen.
Nun steht der dickste Brocken auf dem Programm. Der Passo del Chiodo, der einige ziemlich böse Rampen drin hat. Es wird gequetscht und gelitten, aber er ist einfach schön und die Fahrt durch den Wald im oberen Bereich ganz speziell. Die Scharmützel-Vorhut kriegt davon nicht viel mit, dafür fällt ordentlich Datenmaterial an das auf Strava ausgewertet werden kann.
Wir fahren erstmalig direkt nach Rezzoaglio ab, eine Strecke die ich schon Jahre nicht mehr gefahren bin und da war es berghoch, hatte die Strasse recht gut in Erinnerung. Die kalten Winter der vergangenen Jahre haben der Strasse aber arg zugesetzt und die Licht-Schattenwechsel erschweren das Ganze weiter. Das nächste Opfer ist Lutz - Durchschlag. Ist ein guter Schrauber, der kommt alleine klar und die Strecke kennt er ja auch bestens. Kostet ihn zwar ein paar Extrakörner, aber das passt schon.
Unten ist die Strasse dann viel besser und es bieten sich tolle Ausblicke ins Avetotal, auch kaum bis gar nicht dokumentiert da Abfahrt.
Nach einer Zwischenwelle - in sportlichem Tempo weggedrückt - erreichen wir in Rezzoaglio eine weitere meiner Lieblings-Bars. Tolle Foccacia. Wir sind hungrig, der Laden wird leergefressen. Die Sonne scheint, Temperatur passt, die Motivation für die restlichen 54 Kilometer sinkt. Es geht aber nicht anders und erwartungsgemäss wird die Fahrt das Avetotal hoch bis zum Passo della Scoglina zäh. Ein weiteres Plus für diese Bar: Kaffee, Cola, Brioche etc. helfen über diese 10 - 15 Kilometer zum Forcella oder Scoglina, und hier ist man eigentlich immer platt.
Die Abfahrt vom Scoglina dann ein Traum, tolle Ausblicke, guter Belag, hohe Geschwindigkeit, Kurven ... leider der nächste Defekt. Edgar hat seinen Reifen dermassen runtergefahren, dieser Tubeless-Schlappen ist bestenfalls noch ein Dichtmilch-Sieb.
Also Ersatzschlauch und Ersatzreifen gezückt und drauf damit. Der Rest der Truppe fährt schon mal vor da eh nur noch Leivi wartet.
Ich fahre dann mit Edgar nach Hause und wir geniessen noch herrliche Ausblicke im 18 Uhr Licht Richtung Monte Ramaceto und Chiavari.
Am Abend dann nicht hemmungslose, aber äusserst genüssliche und gemütliche Schlemmerei bei Luchin mit Alessia-Premiumservice. So schmeckt Ligurien!
Track auf Strava
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Diese lange Tour verläuft bis zum Passo Cento Croci identisch wie Tour A. Im Gegensatz zu Tour A fahren wir den Cento Croci. Natürlich könnte man auch den schöneren Cappelletta fahren, dann wird man aber heute die 4000er Marke knacken. Wer hat Lust? Nach dem Cento Croci fahren wir über Schleichwege in den engen Teil des Tarotals wo auch schon das ein oder andere rote Rämpchen wartet. Durch das Tarotal fahren wir nur kurz und biegen in Pontestrambo Richtung Avetotal ab. Dazwischen steht noch ein dicker Brocken auf dem Programm, der Passo del Chiodo. Wir erreichen fast 1500 Meter Höhe und fahren dann auf direktem Weg ins Avetotal. Kurz vor dem Passo della Forcella biegen wir durch das Hochtal Richtung Passo della Scoglina ab wo uns eine rasante Abfahrt ins Val Fontanabuona bringt aus welchem man logischerweise über Leivi nach Chiavari führt.