Tagesbericht vom 15. Juli 2015
In Boario Terme sind wir ja schon fast heimisch und mittlerweile sowieso ein eingespieltes Team. So geht es wie immer pünktlich um 08:30 los. Leider ist die Truppe um 2 Teilnehmer reduziert, Hitze- und Krankheits-bedingt, weiter wurde einmal die direkte Option nach Angolo Terme gewählt. Der Rest macht sich auf die Reise talaufwärts. Über Nebenstrassen ist die Fahrt nach Malegno erstaunlich verkehrsarm und ruhig und der Morgen im Tal hat einige schöne Ausblicke zu bieten.
Dieser Tag wurde als eine Art «Ruhetag» angepriesen, was natürlich nicht heissen soll dass er wenig zu bieten hätte, im Gegenteil. Aber die Stimmung ist entspannt, im Kopf sicher schon Gavia und Mortirolo am Folgetag und sowieso liegt heute einfach so eine gelassene Stimmung in der Luft. In unterschiedlichstem Tempo wird der Croce di Salven bewältigt und oben in einer Bar ausgiebig Kaffeepause gemacht. Wie kann man eigentlich durch das Tal fahren statt diesen Pass zu fahren? Der kostet ja kaum Körner und die Abfahrt bietet traumhafte Ausblicke auf die imposanten Berge und das tief eingeschnittene Valle di Scalve.
In Dezzo di Scalve wird den Teilnehmern wieder mal eine «explorative» Variante schmackhaft gemacht resp. wird ihnen gar keine Wahl gelassen. Die breite Talstrasse bis Schilpario ist nämlich - abgesehen davon dass sie der Sonne ausgesetzt ist - recht nervig zu fahren. Bis Schilpario sind nämlich doch noch einige Höhenmeter zu bewältigen und auf der breiten Talstrasse sieht das trügerisch flach aus und man nervt sich über das lahme Vorwärtskommen.
Auf der Nebenstrasse ist das ganz anders, das 16% Steigungsschild kündigt eine Kehrengruppe an, welche nur knapp an einem CSF (Colli San Fermo ...) vorbeischrammt. Natürlich grosses Juhee, also auch heute noch die tägliche Ration Hochprozentiges ...
Jedenfalls gewinnt man so schnell an Höhe, angenehmerweise im schattenspendenden Wald, und bewegt sich dann weit über dem Talboden Richtung Schilpario. Der Höhenverlust hält sich in Grenzen so dass diese Variante uneingeschränkt zu empfehlen ist.
Ab Schilpario dann noch recht lange taleinwärts bis der Anstieg endlich beginnt. Abermals bin ich überwältigt von der Schönheit dieses Passes der wirklich nur einen Makel hat: er ist zu kurz. Drum lautet die Devise: Aufaugen, Aufsaugen, Aufsaugen.
Die Passhöhe ist so einsam und schön wie eh und je, Aufsaugen, versuchen die Zeit anzuhalten, geht leider nicht. Vor lauter Schönheit vergessen Bilder zu machen, auch besser so, die könnten es nicht wiedergeben.
In der Passwirtschaft werden wir dann mässig freundlich, dafür mit Pasta und einer grossen Auswahl Kuchen bedient. Der Bezahlungvorgang kriegt das Attribut kompliziert, unfreundlich, teuer. Aber was solls, es ist viel zu schön hier und diese Wirtschaft ist wichtig also muss sie auch unterstützt werden in den paar Monaten in welchen sie geöffnet ist.
Unumgänglicherweise müssen wir dei Abfahrt in Angriff nehmen, zuerst auf welliger Strasse ziemlich anspruchsvoll, dann unglaublich schmal (wie können hier zwei Autos kreuzen) und zum Schluss rasant. Ungern lassen wir die Bremsgummis rauchen um nicht ganz ins Tal abzufahren und der Schnellstrasse so lange wie möglich über die Nebenstrasse via Malonno zu entweichen. Das lässt sich gut an und bezahlen wir nur mit zwei fiesen Höhenprofilspitzen.
Ab Edolo dann eine zähe Fahrt bis Ponte di Legno. Glücklicherweise bei starkem Rückenwind (hatten wir eigentlich schon mal Gegenwind, ich fürchte dass es morgen im Veltlin eine Premiere gibt), denn auch so sind das noch zehrende 20 Kilometer die wir wortlos absolvieren und erfreulicherweise schon um 15 Uhr am Hotel sind. Einige gönnen sich den versprochenen «Ruhetag» während sich fünf Stück der sportiven Gruppe noch auf den Weg zum Passo Tonale machen.
Am Abend stärken wir uns an einem sehr üppigen Buffet und vom Secondo bleibt so viel Fleisch übrig dass unser Bruno erstmal versorgt ist.
Bei der Ansprache gibt es eine Knappheit an Tour B Roadbooks, will heissen: Morgen sind alle drei Gruppen heiss auf das Doppio Gavia/Mortirolo. Dann lassen wir uns überraschen was morgen dabei rauskommt!
Track auf Strava
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Den heutigen Tag könnte man sich auch einfacher machen. Das Ziel liegt nämlich ebenfalls im Val Camonica, einfach ein ganzes Stück talaufwärts. Es wäre aber eine Sünde dies zu tun, denn die Talstrasse ist stark befahren und macht keinen Spass, ganz im Gegensatz zu dem Pässen die sich aus dem Tal erschliessen.
Natürlich wollen wir zum Passo del Vivione, einem der schönsten Pässe der Region. Der Ausgangspunkt zum Vivione liegt im wilden Valle di Scalve, das direkt in Boario Terme vom Haupttal weggeht. Der untere Teil der Talstrasse ist aber mit 4 längeren, teilweise schlecht beleuchteten Tunnels nicht so angenehm zu fahren. Netterweise gibt es die Möglichkeit ein paar Höhenmeter zu investieren und den schönen Croce di Sálven zu fahren, welcher etwas oberhalb Boario Terme vom Val Camónica abzweigt.
So gelangen wir ins Valle di Scalve welches wir nun komplett hochfahren und das immer einsamer wird. Kurz nach Schilpario beginnt der Grund, weshalb der Vivione mittlerweile recht bekannt und Objekt der Begierde ist. Auf schmaler, fast verkehrsfreier Strasse schraubt man sich über 15 Kehren zum Pass hoch bei traumhafter Aussicht auf das Adamello-Massiv. Die Passhöhe ist glücklicherweise nicht komplett einsam, denn eine bewirtschaftete Hütte lädt zum Verweilen ein.
Es folgt die Abfahrt auf der deutlich unspektakuläreren Nordostseite des Passes zurück ins Val Camónica. Dieses fährt man nun hoch bis nach Ponte di Legno, ab Edolo sind dann auch noch einige Höhenmeter zu absolvieren.