quaeldich.de-Rennradreise-Bergamasker Alpen

Tagesbericht vom 12. Juli 2015

Nachdem die vorabendliche Ansprache des Reiseleiters wieder einmal vorwiegend Verwirrung gestiftet hat sind die Teinehmer (und Guides) froh, dass die Reise endlich losgeht, will heissen dass wir in die Pedale treten können. Die der weiterhin anhaltenden Hitzewelle geschuldete frühe Startzeit 08:30 wird nicht nur klaglos hingenommen sondern findet sogar breite Unterstützung. Das Begleitfahrzeug ist rasch beladen und mit kleiner Verzögerung fahren wir los. Die Ausfahrt aus Bergamo ist zu diesem Zeitpunkt punkto Verkehr absolut unproblematisch, jedoch sind uns die Ampeln nicht gut gesonnen und verhindern ein Aufkommen irgendeiner Art von flüssiger Fortbewegung. Irgendwann erreichen wir den Anstieg nach Selvino, es wartet ein Aufstieg mit einer Kehre nach der anderen bei Steigungsprozenten die "eigentlich" ideal wären als Auftakt einer 7-tägigen Alpenreise. Berichtet wird aus der sportiven Gruppe und natürlich wird in völliger Unvernunft hochgebrannt. Spass muss sein, aber der Guidemotor wurde noch nicht mit Caffè doppio gefüttert und will noch gar nicht auf Touren kommen. Doch in der 13-köpfigen sportiven Gruppe gibt es noch Vernunftmenschen die sein lahmes Tempo mitgehen.
Eine nach Selvino folgende 15% Steigung konnte aufgrund einer Erkundungsrunde am Samstag noch angekündigt werden, danach kommen einige Kilometer tourenplanerisches Neuland. Dass es vorerst mal über einen kleinen Sattel geht statt wie auf dem Profil bergab ist einerlei, die Strasse ist schön und die Temperaturen auf 1000 Metern deutlich angenehmer. Ein kleiner Verfahrer in der Abfahrt soll der Guide am Abend in Form von Bier berappen.
Aus dem Tal geht es hoch zum Santuario di Altino Di Vallalta. Das Fehlen der barometrischen Tourenplanerdaten wurde am Vorabend als Überraschungspaket schmackhaft gemacht. Diese Überraschung gleicht denn auch eher dem Geschmackserlebnis eines schweren piemontesischen Rotweins denn einer schalen Bifi-Wurst: > 14%.
Oben warten Elke und Frank an dem Santuario Parkplatz mit Verpflegung. Der Guide, der vorne mal ein bisschen antesten will wie es um die Befindlichkeit steht fährt zielstrebig auf die Wasserflaschen zu (überflüssig zu erwähnen dass es mittlerweile richtig heiss ist) was fatalerweise dazu führt dass zwei nachfolgende Teilnehmer am Santuario vorbeirauschen, durch die Zwischensenke und erst am Passo del Colle Gallo merken dass etwas nicht stimmt. Also nochmals zurück durch die Senke zum Santuario. Die Bierschuld wird grösser ...
Danach teilen sich die Wege der sportiven und ausdauernden (mittleren) resp. entspannten Gruppe. Daher gibt es noch den ein oder anderen Teilnehmer der einen Gruppenwechsel vornimmt. Die sportive Gruppe den Colle Gallo runter, zielstrebig durchs Tal und frohen Mutes zum Colli di San Fermo. Von diesem war zwar ein barometrisches Höhenprofil vorhanden und auch ausgeteilt, aber angesichts der lächerlichen Höhe von 1070 Meter und dem ebenfalls nicht abschreckenden Höhenunterschied von 760 Meter hat sich wohl niemand so ernsthaft mit diesem Pass auseinandergesetzt. Ein Fehler. Abgesehen davon dass das Ding in der prallen Sonne liegt ist die erste Hälfte dieses Passes ein richtiger Brecher der einige Teilnehmer zum Absteigen zwingt. Nachdem das Ding irgendwann niedergerungen ist kann man sagen, wir sind auf den Mortirolo vorbereitet. Wie hiess es so schön in der gestrigen Ansprache: "der erste Tag dient dazu, sich mit der Topographie vertraut zu machen". Danke dafür!
Die Belohnung oben gibt es in Form eines Brunnens und eines herrlichen Fruchtstandes. Und so wird die Bierschuld Vitamin-reich in eine Fruchtschuld in Form von Melone, Pflaume und Pfirsich umgewandelt.
Nach einer für eine sportive Gruppe ausgiebigen Kaffeepause geht es in die Abfahrt die uns richtig tolle Ausblicke gwährt. Doch wir fahren in einer schönen, disziplinierten Reihe und vernachlässigen daher unsere Fotopflichten, sowieso sind wir viel zu verschwitzt und klebrig um irgendwelche elektronischen Gerätschaften hervorzukramen.
Es folgt ein sehr quäldich-untypischer Abschnitt: 35km flach entlang dem Iseosee. Starker Schiebewind und Meilenstein lassen uns diesen Abschnitt schnell absolvieren der zum Ende des Sees aufgrund einer in die Klippen gehauenen Strasse richtig schöne Blicke auf den in von Bergen eingebetteten See gibt. Ein weiterer Trinkstopp dann geht es zum letzten Anstieg nach Monti. Dieser wird erneut von allen drei Gruppen gefahren und auch in allen drei Gruppen zum Scharfrichter. Wer am Morgen diszipliniert nach Selvino hochgefahren ist profitiert nun endgültig von dieser weisen Entscheidung. Die Rampen führen demotivierend kurvenarm, steil und unter voller Sonneneinstrahlung hoch zum Dorf Monti. Heftiges Kurven, Torkeln, Leiden, gekochte Hirnmasse und labbrige Beine. Aber darum geht es ja schlussendlich: nicht Nachdenken über die Sinnlosigkeit, diesen Umweg gemacht zu haben wo man doch bequem durchs Tal hätte fahren können, oben erleichtert und zufrieden ankommen, die Aussicht und die frische Brise geniessen.
Die Abfahrt bietet dann tolle Ausblicke und unten beim Hotel gehen gerade die Siegerehrungen der italienischen Jugend-Rennradmeisterschaften zu Ende. Die haben sicher auch gelitten und geschwitzt ...

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Ursprüngliche Etappenbeschreibung
In bewährter Manier beginnen wir mit einer leichten Etappe. Schliesslich bedeutet diese Woche auch Urlaub und darauf stimmen wir uns heute ein. Am Sonntagmorgen ist nicht viel los in Bergamo und so kommen wir problemlos aus der Stadt raus, werden aber sicher vielen Ciclisti begegnen die sich an den Ausläufern der Südalpen messen um dann guten Gewissens das opulente Mittagessen einnehmen können.
Wir verlassen die Po-Ebene über Selvino. Ein absolut gleichmässiger Anstieg der mit einer tollen Abfolge von Serpentinen begeistert. Eine Panoramastrasse führt uns ins wenige schöne Serio Tal das wir subito über den Passo del Colle Gallo verlassen. Hier zeugt eine riesige Skulptur von der Radbegeisterung der Region.
Nach dem Colle San Gallo geht es teils über Nebenstrasse und nicht ohne weitere kurze Anstiege an den Iseosee, wo sicher eine Cappuccinopause eingelegt wird. Um den verkehrsreichen Talboden des Val Camónica zu umfahren gönnen wir uns zum Schluss noch den Aufstieg nach Monti und kommen so in den Genuss einer Abfahrt runter in den Zielort Boario Terme.
Diese Etappe bietet einen 11km langen Aufstieg nach Selvino und zwischen Serio und Iseosee einige steilere Abschnitte. Am Ende des heutigen Tages dürften alle wissen, in welcher Gruppe sie die zweite Etappe in Angriff nehmen werden.

Tagesbericht vom 13. Juli 2015

Am Morgen sind viele Leute von wenig Schlaf gezeichnet. Mit oder ohne Klimaanlage, mit oder ohne Strassenlärm, Hitze, kalte Nachtduschen, man hört so einiges. Die Guidenacht war auch eher kurz aber um 6 Uhr gut in Form und nach einem Espresso quadruplo mehr als bereit für den Tag.
Das Bepacken des Begleitfahrzeugs geht schon flott obwohl heute alles etwas komplizierter ist da wir am Etappenziel Cimego auf 2 Hotels verteilt sind, 3.5 km entfernt. Mir ist etwas bange wie gut das heute Abend klappen wird. Vorderhand muss aber mal die Etappe klappen, und die klappt wie üblich: Nach 500 Metern scheint eine Brücke nicht so Carbonfelgen-tauglich und es wird munter improvisiert. Aber der Einstieg zum Passo Croce Domini ist mit etwas Umweg erreicht, bringt jedoch den Umstand mit sich dass sich die sportive Gruppe am Ende befindet. Nicht gewollt, aber auch ganz gut. So kriegt man auch die Teilnehmer der anderen Gruppen in Radkleidung zu Gesicht. Mit steigender Höhe steigt auch die Befindlichkeit angesichts sinkender Temperaturen. Die der schwülwarmen Nacht geschuldete Müdigkeit ist gewichen und es ergeben sich die üblichen, sportlichen und motivierenden Positionskämpfe während einer langen Aufffahrt.
Viel zu rasch ist die Mittagsverpflegung auf dem Croce Domini erreicht. Was für eine Wohltat, diese Temperaturen auf knapp 2000 Metern. Hier ist nicht viel los, einzig ein paar Wanderer mit Hunden so dass auch Bruno, unser jüngstes und vierbeinigstes Gruppenmitglied voll auf seine Kosten kommt.
War die Auffahrt bis hier schön, wird die Strecke über die Hochebene bis zum Goletto Gaver richtig toll. Danach folgt eine flüssige Abfahrt bis Bagolino wo wir auf eine Seitenstrasse abzweigen. Die sportive Gruppe handelt sich auf einer möglicherweise überkorrekt eingehaltenen Einbahnregelung weitere 2 Kilometer Umweg ein so dass wir auf der Nebenstrasse auf die ausdauernde (vulgo mittlere) Gruppe auffahren welche schon in einem gemütlichen Garten einer kleinen Bar sitzt. Diese Bar lassen wir uns auch nicht entgehen was uns ordentlichen Zeitverlust einbringt da auch Bedienung und Bestellung das Attribut "gemütlich" mehr als verdient haben. Aber es ist ja Urlaub und wir liegen gut in der Zeit.
Nachdem wir wieder auf den Böcken sitzen kommt eine ordentlich steile Abfahrt, aber Belag gut. Die Abfahrt fordert aber Verluste. Ein Vorderrad verformt sich dermassen dass es nicht mehr vernünftig fahrbar ist (keine Carbonfelge ...). Was für ein genialer Zufall dass genau in diesem Moment unser Begleitfahrzeug mit Anhänger buchstäblich angequalmt kommt. Wir schnappen uns ein Ersatzrad und binnen 10 Minuten ist die Kiste wieder fahrbereit. Bis da haben auch die Bremsen des Begleitfahrzeugs wieder Betriebstemperatur erreicht.
In besagter Abfahrt gibt es in der mittleren Gruppe ausserdem einen Carbonfelgen-Schlauch-und-Mantelplatzer mit anschliessender Felgenhornbremsung so dass am Hotel auch unser zweites und letztes Ersatz-Vorderrad zum Einsatz kommt.
Ausserdem entschliesst sich ein Teilnehmer aus der dritten Gruppe in besagter Kurve zu einer unfreiwillgen Ellbogen-Bremsung.
«Ein bisschen Schwund ist immer», aber in Summe alles glimpflich, hoffen wir dass die Vorderräder nun halten ...
Nach 10 km talaufwärts sind wir um 14:30 Uhr beim Hotel und nun gibt es noch die Option, eine «explorative» Schleife hoch nach Boniprati zu drehen. Will heissen: Es gibt von diesem Anstieg weder eine Beschreibung noch ein detailliertes Höhenprofil. Nach dem vortäglichen Leiden am Santuario, Colli San Fermo und Monti sind nicht mehr ganz alle sportiven Ragazzi in explorativer Stimmung, aber etwa die Hälfte der Teilnehmer macht sich auf den Weg nach Boniprati und wird dafür gut belohnt. Es ist zwar teilweise wieder sehr heiss, aber die Strasse hat selten mehr als 10% und steigt in wunderschön angelegten Kurvenkombinationen die Bergflanke hoch und gibt immer bessere Ausblicke durch das Tal frei. Auf 1100 Metern dann wieder herrliche Temperaturen in schattenspendendem Wald und die Gewissheit, das Richtige gemacht zu haben.
Die Abfahrt zurück ins Tal bringt dann die Gewissheit, dass diese explorative Schleife in umgekehrter Richtung böse in die Hose gegangen wäre. Die Abfahrt ist nämlich mit 17% (oder der neuen Masseinheit 1 CSF - Colli San Fermo) wieder bocksteil. Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Heute haben wir gewonnen.
Am Hotel dann etwas Casino, weil im Hotel noch 2 Zimmer frei geworden sind, die Teilnehmer umgeteilt, aber trotzdem schon im anderen Hotel eingecheckt sind oder hier eingecheckt sind, das Gepäck aber am anderen Hotel ist. In Summe aber nur etwas Guide-Überstunden, die Teilnehmer in unserem Hotel liegen nämlich völlig entspannt am Pool und am anderen Hotel hat sich eine muntere Fünfer-Biertruppe gebildet welche spontan beschliesst, hier am Abend eine Pizza zu essen da im Ristorante schon der Ofen bollert. Es kommt kurz Neid auf, der aber rasch verfliegt als wir beim Abendessen fürstlich verwöhnt werden, uns die Mägen mehr als voll schlagen und den Abend am Pool noch ausklingen lassen ...

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Ursprüngliche Etappenbeschreibung

Der zweite Tag bringt eine kurze Etappe auf der wir in das sehr einsame Gebiet der Bergamasker Alpen dringen und die Lombardei verlassen und im Trentino übernachten. Auf dem Programm steht die landschaftlich reizvolle Scheitelstrecke zwischen Iseo- und Idrosee. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um einen langen Anstieg an dessen Ende man verschiedene Hochpunkte befährt. Der einprägsamste Name dürfte der Passo di Croce Domini, der höchste Punkt ist jedoch eindeutig der Goletto di Cadino, der knapp unterhalb der 2'000 Meter Marke liegt, jedoch kein Passschild spendiert bekommen hat. Nach mehr als 10 Kilometern Aufstieg wird man mit 30 Kilometern Abfahrt belohnt und landet am Idrosee. Angesichts des nahe gelegenen und touristisch völlig abgedroschenen Gardasees kann man die herrliche Abgeschiedenheit am Idrosee kaum fassen.
Der Preis den wir dafür bezahlen ist eine sehr magere Infrastruktur. Wir müssen noch ein ganzes Stück das Valle di Cáffaro hochfahren um zu dem Hotel zu gelangen das unsere Gruppe aufnehmen konnte. Und das auch nur ausschliesslich in Doppelzimmern!

Tagesbericht vom 14. Juli 2015
Deutlich «ausgeschlafenere» Stimmung heute Morgen, es war hier doch deutlich kühler als in Boario Terme. Ebenfalls gut gelaunt serviert uns das Team vom Hotel Aurora das Frühstück. Noch vor 08:30 sind alle startklar und wir fahren los, sammeln noch die 5 auswärtig einquartierten Leute inkl. Guide ein. Wie immer wird aus der sportiven Gruppe berichtet welche nicht nur wegen der zusätzlichen Extraanstiege mehr Kilometer hat sondern auch wegen des sich täglich wiederholenden Verfahrers des Guides an der ersten Abzweigung. Die Gruppe ist sich das aber mittlerweile gewohnt, nicht nur Motor sondern auch Kopf brauchen halt etwas Zeit um auf Touren zu kommen ...
Schöne Fahrt über den Radweg entlang dem Fluss, dann entlang dem Idrosee, meines Erachtens der Schönste des Gespanns Garda, Iseo- und Idro. Klein aber fein. Nach einigen Kilometern entlang dem See zweigt eine kleine Strasse Richtung Passo della Spina ab und steigt auch gleich gut an. Die drei Gruppen gehen hier nur mit kleinen Abständen in den Anstieg rein und einige Leute aus der ausdauernden Gruppe gönnen sich die Freude einen Teil der sportiven Gruppe zu überholen. Einige der Einigen zollen dem zu hohen Tempo noch am gleichen Anstieg Tribut und werden wieder abgefangen, einige der einigen Einigen werden am Colle San Zeno noch den Preis bezahlen.
Die mit 700 Meter Schotter angekündigte Scheitelstrecke zum Passo del Maniva befindet sich leider in rattigerem Zustand als erwartet und so leiden die Fahrer mit ihren geliebten Untersätzen, aber oh Wunder, alles bleibt heil. Die Mountainbike und Crosser Fraktion freut sich diebisch über diese Einlage, andernorts vernimmt man Gejammer. Insgesamt besteht aber Einigkeit dass der Spina wirklich grossartig war.
Es folgt die Abfahrt auf sehr wechselhaftem Belag Richtung Mittagsverpflegung. Da der Guide etwas später gestartet ist kann er sich die Extravaganz erlauben, mit einer vor sich hinsingenden, helmlosen, saumäsig schnellen italienischen Rennradfahrerin um die Wette zu fahren. Der Spass währt nicht lange. Ihre gut gemeinte Warnung vor dem Strassenzustand auf den Folgekurven dringt nicht tief genug in das Adrenalin-geschwängerte Hirn ein und zu viel Schräglage in einer Haarnadelkurve enden in einer zerschlissenen Quäldich Race Hose all'italiana. Ein stilistischer No-Go der sich mangels Hosen im Inventar auch bei der Mittagsverpflegung nicht beheben lässt.
Etwas besser lässt sich das verbogene Schaltwerk auf der folgenden Auffahrt beheben, dauert aber seine Zeit und bringt die Erkenntnis, dass irgendwann eine gewisse Altersweisheit angebracht wäre und dass eine gewisse Zurückhaltung bei der Mittagsverpflegung diese Auffahrt leichter gestaltet hätte. Gewisse Bammel vor der Auffahrt nach Montecampione 1800 keimen auf.
Doch irgendwann ist auch der Colle San Zeno gebodigt. Die Abfahrt verläuft diesmal glatt und gewährt im unteren Bereich tolle Ausblicke auf den Iseosee, gepaart mit einer Heissluftwand die die Temperaturanzeige am Garmin wieder gen 40°C jagt.
Ein paar flache Kilometer später paart sich die Gruppe. Diejenigen die mit 2700 Höhenmeter bedient sind gegen diejenigen die wieder in die kühle Höhe flüchten. Pflicht ist Montecampione 1200, Kür Montecampione 1800. Angesichts der Lage auf knapp 300 Metern auf denen wir uns im Tal befinden noch eine ordentliche Packung.
Die Nebenstrasse die wir zur Auffahrt wählen führt zwar etwas unrhytmisch, aber selten böse und vor allem angenehm schattig durch Wald- und Wiesengebiet nach Montecampione. Die Tempofraktion ist schon vorgefahren während der Rest der Gruppe abermals bräckelt was die anfänglich zweifelnden harten Knochen «incrollabile Andrea» und «indistruttibile Ruth» dazu motiviert, den sinnbefreiten Stich hoch nach Montecampione 1800 doch noch unter die Räder nehmen. Dieser war Bergankunft im 2014 auf der 15. Etappe des Giro d'Italia und auf der Strasse gibt es einige aufgepinselte Zeugen davon, was die Auffahrt kurzweiliger macht. Insbesondere den treffenden Spruch «Hai voluto la bicicletta. Allora pedalaaaaa!» (eingedeutsch: du wolltest das Rad, also tritt in die Pedale!) nehmen wir uns zu Herzen und erreichen in erfreulich gutem Zustand das abgerockte, architektonische Vorzeigeprojekt (vorzeigen im Sinne: wie man es nicht machen sollte ...) Montecampione 1800 das eigentlich auf 1700 liegt.
Die vereinte Gruppe fährt dann über die breit ausgebaute Strasse ab und noch einige Kilometer durch das bereits merklich abgekühlte Tal nach Boario Terme. 150km wurden danke dem frühmorgendlichen Verfahrer voll, die 4'000 Höhenmeter leider nicht ganz ...
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Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Auf dem Paper führt uns die heutige Etappe vom Idrosee zurück an den Iseosee. Auf der Strasse erwartet uns einer der Höhepunkte der Woche. Noch vor einigen Jahren wurde der Passo del Vivione als der Geheimtipp der Bergamasker Alpen gehandelt. Mittlerweile hat dieser traumhaft Pass - der auf der folgenden Etappe unter die Räder genommen wird - einige Bekanntheit erlangt. So können wir den Titel des Wochengeheimtipps dem Passo della Spina vergeben.
Doch der Reihe nach: Zuerst fahren wir durch das Valle di Cáffaro talabwärts. In Anfo beginnt der serpentinenreiche Anstieg zu einer Serie von Pässen die auf einer ausgedehnten Hochebene liegen: Passo del Maré, Passo del Baremone, Passo della Spina, Passo del Dosso Alto und schliesslich Passo del Maniva. Wir einige uns aber, dass der erste wichtige Pass der Passo della Spina ist. Dieser war bis 2009 aufgrund eines Felssturzes nicht mehr befahrbar. Erfreulich dass diese wenig befahrene Strasse nun mit einer Galerie gesichert ist eine Befahrung daher völlig unbedenklich ist.
2 kurze Schotterstücke gilt es zu bewältigen, anonsten begeistert dieses wilde und abgeschiedene Hochtal bei welchem sich am Passo della Spina ein schlagartiger Wechsel der Szenerie vollzieht.
Den höchsten Punkt erreichen wir am Passo del Dosso Alto (1.725 m) und fahren über dan Passo del Maniva ins Val Trompia ab.
Knappe 1'000 Höhenmeter trennen uns noch vom Iseosee. Dies in Form des Colle San Zeno. Nach der Abfahrt auf gut ausgebauter Strasse erreichen wir Pisogne am nördlichen Ende des Iseosees. Nur wenige Kilometer trennen uns vom Zielort Boario Terme. Klarer Fall für eine Cappuccinopause.

Tagesbericht vom 15. Juli 2015
In Boario Terme sind wir ja schon fast heimisch und mittlerweile sowieso ein eingespieltes Team. So geht es wie immer pünktlich um 08:30 los. Leider ist die Truppe um 2 Teilnehmer reduziert, Hitze- und Krankheits-bedingt, weiter wurde einmal die direkte Option nach Angolo Terme gewählt. Der Rest macht sich auf die Reise talaufwärts. Über Nebenstrassen ist die Fahrt nach Malegno erstaunlich verkehrsarm und ruhig und der Morgen im Tal hat einige schöne Ausblicke zu bieten.
Dieser Tag wurde als eine Art «Ruhetag» angepriesen, was natürlich nicht heissen soll dass er wenig zu bieten hätte, im Gegenteil. Aber die Stimmung ist entspannt, im Kopf sicher schon Gavia und Mortirolo am Folgetag und sowieso liegt heute einfach so eine gelassene Stimmung in der Luft. In unterschiedlichstem Tempo wird der Croce di Salven bewältigt und oben in einer Bar ausgiebig Kaffeepause gemacht. Wie kann man eigentlich durch das Tal fahren statt diesen Pass zu fahren? Der kostet ja kaum Körner und die Abfahrt bietet traumhafte Ausblicke auf die imposanten Berge und das tief eingeschnittene Valle di Scalve.
In Dezzo di Scalve wird den Teilnehmern wieder mal eine «explorative» Variante schmackhaft gemacht resp. wird ihnen gar keine Wahl gelassen. Die breite Talstrasse bis Schilpario ist nämlich - abgesehen davon dass sie der Sonne ausgesetzt ist - recht nervig zu fahren. Bis Schilpario sind nämlich doch noch einige Höhenmeter zu bewältigen und auf der breiten Talstrasse sieht das trügerisch flach aus und man nervt sich über das lahme Vorwärtskommen.
Auf der Nebenstrasse ist das ganz anders, das 16% Steigungsschild kündigt eine Kehrengruppe an, welche nur knapp an einem CSF (Colli San Fermo ...) vorbeischrammt. Natürlich grosses Juhee, also auch heute noch die tägliche Ration Hochprozentiges ...
Jedenfalls gewinnt man so schnell an Höhe, angenehmerweise im schattenspendenden Wald, und bewegt sich dann weit über dem Talboden Richtung Schilpario. Der Höhenverlust hält sich in Grenzen so dass diese Variante uneingeschränkt zu empfehlen ist.
Ab Schilpario dann noch recht lange taleinwärts bis der Anstieg endlich beginnt. Abermals bin ich überwältigt von der Schönheit dieses Passes der wirklich nur einen Makel hat: er ist zu kurz. Drum lautet die Devise: Aufaugen, Aufsaugen, Aufsaugen.
Die Passhöhe ist so einsam und schön wie eh und je, Aufsaugen, versuchen die Zeit anzuhalten, geht leider nicht. Vor lauter Schönheit vergessen Bilder zu machen, auch besser so, die könnten es nicht wiedergeben.
In der Passwirtschaft werden wir dann mässig freundlich, dafür mit Pasta und einer grossen Auswahl Kuchen bedient. Der Bezahlungvorgang kriegt das Attribut kompliziert, unfreundlich, teuer. Aber was solls, es ist viel zu schön hier und diese Wirtschaft ist wichtig also muss sie auch unterstützt werden in den paar Monaten in welchen sie geöffnet ist.
Unumgänglicherweise müssen wir dei Abfahrt in Angriff nehmen, zuerst auf welliger Strasse ziemlich anspruchsvoll, dann unglaublich schmal (wie können hier zwei Autos kreuzen) und zum Schluss rasant. Ungern lassen wir die Bremsgummis rauchen um nicht ganz ins Tal abzufahren und der Schnellstrasse so lange wie möglich über die Nebenstrasse via Malonno zu entweichen. Das lässt sich gut an und bezahlen wir nur mit zwei fiesen Höhenprofilspitzen.
Ab Edolo dann eine zähe Fahrt bis Ponte di Legno. Glücklicherweise bei starkem Rückenwind (hatten wir eigentlich schon mal Gegenwind, ich fürchte dass es morgen im Veltlin eine Premiere gibt), denn auch so sind das noch zehrende 20 Kilometer die wir wortlos absolvieren und erfreulicherweise schon um 15 Uhr am Hotel sind. Einige gönnen sich den versprochenen «Ruhetag» während sich fünf Stück der sportiven Gruppe noch auf den Weg zum Passo Tonale machen.
Am Abend stärken wir uns an einem sehr üppigen Buffet und vom Secondo bleibt so viel Fleisch übrig dass unser Bruno erstmal versorgt ist.
Bei der Ansprache gibt es eine Knappheit an Tour B Roadbooks, will heissen: Morgen sind alle drei Gruppen heiss auf das Doppio Gavia/Mortirolo. Dann lassen wir uns überraschen was morgen dabei rauskommt!

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Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Den heutigen Tag könnte man sich auch einfacher machen. Das Ziel liegt nämlich ebenfalls im Val Camonica, einfach ein ganzes Stück talaufwärts. Es wäre aber eine Sünde dies zu tun, denn die Talstrasse ist stark befahren und macht keinen Spass, ganz im Gegensatz zu dem Pässen die sich aus dem Tal erschliessen.
Natürlich wollen wir zum Passo del Vivione, einem der schönsten Pässe der Region. Der Ausgangspunkt zum Vivione liegt im wilden Valle di Scalve, das direkt in Boario Terme vom Haupttal weggeht. Der untere Teil der Talstrasse ist aber mit 4 längeren, teilweise schlecht beleuchteten Tunnels nicht so angenehm zu fahren. Netterweise gibt es die Möglichkeit ein paar Höhenmeter zu investieren und den schönen Croce di Sálven zu fahren, welcher etwas oberhalb Boario Terme vom Val Camónica abzweigt.
So gelangen wir ins Valle di Scalve welches wir nun komplett hochfahren und das immer einsamer wird. Kurz nach Schilpario beginnt der Grund, weshalb der Vivione mittlerweile recht bekannt und Objekt der Begierde ist. Auf schmaler, fast verkehrsfreier Strasse schraubt man sich über 15 Kehren zum Pass hoch bei traumhafter Aussicht auf das Adamello-Massiv. Die Passhöhe ist glücklicherweise nicht komplett einsam, denn eine bewirtschaftete Hütte lädt zum Verweilen ein.
Es folgt die Abfahrt auf der deutlich unspektakuläreren Nordostseite des Passes zurück ins Val Camónica. Dieses fährt man nun hoch bis nach Ponte di Legno, ab Edolo sind dann auch noch einige Höhenmeter zu absolvieren.

Tagesbericht vom 16. Juli 2015
Das heutige Frühstücksbuffet lässt keine Wünsche offen, ausser dass dem Kaffee die Kraft eines «doppio» fehlt und heute wäre auch ein «quadruplo» nicht fehl am Platze gewesen. Es lässt sich nicht leugnen dass die vergangenen Tage ihre Spuren hinterlassen hatte. So müssen wir auch von einem weiteren Teilnehmer Abschied nehmen der sich krank fühlt.
Der Rest der Truppe nimmt den Gavia, das Dach der Tour, in Angriff. Ich muss sagen, ab Ponte die Legno ist der eigentlich nicht so hart. Und wie beim Vivione kommt es mir vor dass die Passhöhe viel zu früh erreicht ist und das Erlebnis Pässefahrt durchaus noch etwas länger hätte dauern können.
Der Gavia präsentiert sich genau so wie ich ihn mag: Die Luft ist feucht und es hängen einige Wolken in den Bergen. Nach dem Tunnel - dank Beleuchtung völlig unproblematisch fahrbar - ziehen die Nebelschwaden über die Strasse getrieben von einem starken Wind. Diese Stimmung und die Gras- und Steinlandschaft erinnert mich an die «Cuillin Mountains» in Schottland. Ja, genau so soll der Gavia sein. Es ist ein wilder Pass, der Giro Dramen geschrieben hat. Und sogar bei diesen perfekten, hochsommerlichen Bedingungen spürt man dass es hier richtig unangenehm werden kann.
Im oberen Bereich beruhigt sich dann die Situation und wir haben tolle Blicke auf den See und die Passhöhe. Wir haben nicht aufs Tempo gedrückt und auf der Passhöhe durchmischen sich die Gruppen wieder mal. Die Stimmung ist gut und eigentlich braucht es für die folgende Abfahrt gar keine Windweste. Wir gehen die Abfahrt kontrolliert bis Santa Caterina an und lassen es dann schön laufen bis Bormio. Ab da wie gestern vorausgesagt strammer Gegenweind, aber die Mittagsverpflegung ist nicht fern.
Um den Magen etwas durchzukneten vor dem Mortirolo fahren wir gemütlich bis zu dessen Einstieg. Was soll man sagen, es ist halt der Mortirolo und natürlich ergeben sich hier die ein oder anderen Schlachten auf die ich nun hier nicht zu genau eingehen will ... doch jeder ist froh dass die Auffahrt grösstenteils im Wald verläuft.
Nach einem verdienten Kaffee hinter der Passhöhe fahren wir die geniale Kammstrasse bis zum Aprica. Ein Gewitter liegt in der Luft, verschont uns aber gerade noch. Die Stimmung ist toll, ebenso die Ausblicke, mal runter ins Veltlin, mal runter nach Edolo, der kleine See mit dem Ruderboot, die wechselnde Vegetation, ein Traum.
Nachdem wir die hässliche Aprica Passhöhe hinter uns gelassen haben zweigen wir auf der Abfahrt rigoros ab auf die Via da Vai. Zuerst verläuft die Strasse entlang einem kleinen Wasserkraftwerk ordentlich rattig und es kommt etwas schlechte Stimmung auf weil wir deshalb die Raserstrecke runter vom Aprica auf Zuckerasphalt verlassen haben.
Doch diese Strasse ist viel schöner und bald mal auch in richtig gutem Zustand. Herrlich schlängelt sie sich in kurven- und aussichtsreich Richtung Talsohle. Ich hatte die Strasse schon mehrere Jahre auf dem Radar und es ist mir unverständlich weshalb sie weder im Tourenplaner noch im Pässelexikon erscheint. Daher hier ein Tipp: Wenn ihr aus dem Veltlin auf den Aprica müsst, nehmt unbedingt die Via da Vai ab San Giacomo.
Von San Giacomo fahren wir dann den teilweise recht abenteuerlichen, aber schönen Radweg Richtung Sondrio und müssen erst kurz vor Sondrio auf die vielbefahrene und sonnenbeschiene Hauptstrasse.
Hier ist es wieder heiss und beim Abendessen geht es eher drum nicht zu zerfliessen denn Nahrung aufzunehmen und auch jetzt, kurz vor Mitternacht, lässt die Hitze kaum mehr und setzt mir ebenso zu wie die Internetverbindung welche verhindert, die schönen Fotos vom heutigen Tag hochzuladen ...

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Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Obwohl wir schon viele Pässe und Höhenmeter hinter uns haben, ist die 2'000er Marke noch nicht gefallen. Das wird sich heute ändern, und zwar nicht zu knapp. Auf dem Programm steht der Passo di Gavia mit 2'618 Metern Höhe.
Der Passo di Gavia ist legendär und steht regelmässig auf dem Etappenplan des Giro d'Italia. Da dieser bereits im Mai stattfindet wurden hier schon heroische Schneeetappen ausgetragen.
Wir hoffen im Juli natürlich auf bestes Wetter und verzichten gerne auf den heroischen Aspekt. Der Anstieg beginnt direkt in unserem Etappenort Ponte di Legno. Zuerst geht es aber beinahe flach in ein Seitental so dass man sich auf ein paar Kilometern warm fahren kann. Ab Kilometer 4 beginnt der Anstieg der einem gar nicht so lange vorkommen wird da Ponte di Legno schon recht hoch liegt. Landschaftlich ist der Gaviapass etwas vom Schönsten das man fahren kann und im Gegensatz zu seinem nicht weit entfernten grösseren Bruder Stilfserjoch herrscht sowohl im Anstieg als auch auf der Passhöhe herrliche Ruhe.
Eine lange Abfahrt führt nach Bormio ins obere Veltlin. Das obere Veltlin ist relativ eng und weist auch ein ordentliches Gefälle auf, so dass man die Hauptstrasse benutzen kann und die 40 Kilometer bis Tirano rasch hinter sich bringt. Das Klima ist hier mild, beinahe schon mediterran. Ab Tirano empfiehlt es sich den auf Nebenstrassen verlaufenden Radweg zu benutzen da die Hauptstrasse stark verkehrsbelastet ist. Die letzten 30 Kilometer verlaufen daher wellig.

Tagesbericht vom 17. Juli
In 7 Jahren Rennradreisen ist es die erste Reise wo ich das Gefühl habe dass das Radfahren weniger anstrengend ist als die Nacht. Man schwitzt, wälzt sich hin und her und wartet drauf dass man aufs Rad steigen kann und immerhin der Fahrtwind etwas Kühlung bringt.
Die ausdauernde und sportive Gruppe nehmen zu Beginn gleich einen kleinen «explorativen» Anstieg nach Triangia in Angriff der sehr schön hoch wie runterzufahren ist. So gelangen wir ein Stück weit das Tal runter, den Rest fahren wir über praktisch verkehrsfreie, herrlich frisch asphaltierte Nebenstrassen und können die ätzende SS 38 fast komplett bis Morbegno vermeiden.
Hier beginnt der lange Anstieg zum Passo San Marco, der nur durch einen kurzen Zwischenstopp bei der Baustelle eines riesigen Erdrutsches unterbrochen wird. Wir fahren den Anstieg grösstenteils geschlossen in der Gruppe, geniessen die Ruhe, die schattigen Abschnitte und jedes sinkende Grad durch gewonnene Höhe.
Es ist einige Jahre her seit ich den San Marco gefahren bin und damals hat er sich in meiner Gunst ganz nach vorne gearbeitet. Damals war es völlig einsam, schon spät am Nachmittag. Ich hatte etwas Angst dass ich ihn in meiner Erinnerung verglorifiziere, aber auch heute empfand ich ihn als einen der schönsten Pässe den ich kenne. Die Auffahrt ist ein Traum, lang aber abwechslungsreich, und die Ausblicke ins Val Brembana von berührender Schönheit. Mittagspause dann an einer schönen Ecke etwas unterhalb der Passhöhe, beinahe könnte man sich einbilden dass es etwas kühl ist zumal wenige grosse Tropfen vom Himmel kommen.
Wir nehmen die teilweise ziemlich steile Abfahrt in Angriff. Bei der Mittagspause gibt es den ein- oder anderen Gruppenwechsel und so muss ich zu meiner Schande gestehen dass wir im flacheren Abschnitt bei Gegenwind den Zug starten bevor wir komplett sind und wenn der Zug einmal abgefahren ist .... Sorry!
Unterhalb Lenna geht es durch drei Tunnels und nochmals zu meiner Schande muss ich gestehen dass die Abzweigung auf die Umfahrung des dritten, langen Tunnels so rasch nach dem Ausgang des zweiten Tunnels kommt, dass es zu riskant gewesen wäre noch abzubiegen so dass wir auch den dritten Tunnel durchfahren. So schnell wie möglich da spärlich beleuchtet und sehr laut. Sorry!
In San Giovanni Bianco die Umfrage wer noch den Umweg über den Colle San Bianco machen will und wer die kurze Strecke direkt ins Hotel will. Anfängliche Wackelkandidaten kippen Richtung Colle San Gallo so dass die kompette Gruppe den Umweg fährt. Der untere Teil liegt wieder arg in der Sonne und wieder mal stehen 39°C auf dem Display. Oben raus werden wir aber wieder mal belohnt, dass wir die «Todeszone» (< 1'000 MüM) verlassen haben. Wir fahren noch weiter bis Serina und geniessen die frische Luft und das üppige Angebot in einer netten Gelateria.
Der direkte Weg nach San Pellegrino Terme bleibt uns leider verwehrt und so sind wir leider gezwungen noch einen kleinen Stich in Kauf zu nehmen.
In San Pellegrino Terme liegt das Durschnittsalter zwar >70, aber sons ist es ein ganz netter Ort.

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Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Nach den beiden anspruchsvollen Etappen der Vortage steht heute eine kurze Tour auf dem Programm. Trotzdem sollte man sie nicht unterschätzen, denn der Aufstieg zum San Marco ist sehr lang. Die Etappe führt uns schon in die Nähe von Bergamo zu dem Ort San Pellegrino, dessen weltberühmtes Mineralwasser sicher allen ein Begriff ist.
Ab Sondrio ist es unumgänglich dass wir noch ein Stück im dichten Verkehr fahren. Umso schöner wird es sein, in Morbegno zum San Marco abzubiegen. Dieser Pass ist auch regelmässig Teil einer Giro-Etappe. So wurde ich auch auf ihn aufmerksam. Beim Anschauen der Etappe dachte ich «da will ich hin». Ich wurde nicht enttäuscht und diese Auffahrt ist bis heute eine meiner schönsten Rennraderinnerungen.
Wie gesagt, unterschätzen sollte man ihn nicht. Auch wenn der Pass die 2'000er Marke knapp nicht knackt ist die Auffahrt mit 26 Kilometern Länge ein hartes Stück Arbeit. Belohnt wird man wie so oft mit Abgeschiedenheit und tollen Ausblicken.
Wo es lange hoch geht, geht es in der Regel auch lange runter. So geht es denn auf der zweiten Hälfte der Etappe nur noch in eine Richtung: bergab.

Tagesbericht vom 18. Juli
Am Vorabend behandelt Guide Peter U. noch sein angeschwollenes Knie mit Eis, will heissen wir haben jede Menge Eis im Zimmer. Die Verlockung ist zu gross, die Hälfte davon kommt - in ein Handtuch gewickelt - mit ins Bett ... diese Nacht müssen einfach ein paar Stunden Schlaf drin sein. Und es wirkt, zudem kühlt der Fluss das Tal angenehm ab, herrlich. Der Morgen hat was. Was er nicht hat: Ausreichend Frühstück. Das hier war sicher mal ein beliebter Kurort, vor 50 Jahren. Die gleichen Gäste kommen immer noch, ein paar Jahre mehr auf dem Buckel, etliche Zähne weniger, wenn überhaupt noch welche da sind.
Und die sind natürlich gut und gerne eine halbe Stunde mit ihrem Tässchen Kaffee und dem darin getunkten Brioche beschäftigt.
Nun kommt eine >30köpfige Horde verfressener Radfahrer und stürmt das Frühstucksbuffet wie eine Heuschreckenplage das in ca. 2 Minuten leergefegt ist. Der zuständige Kellner ist a) völlig überfordert und b) im Schneckentempo unterwegs und bringt garantiert nicht das was es braucht. Hantiert irgendwie mit Puderzucker rum statt mal KAFFEE ANZUSETZEN! Ich versuche ihm Beine zu machen, biete ihm an in der Bäckerei etwas zu kaufen, er hat den Ernst der Lage nicht kapiert. Hastig und leider verspätet kommt die flinke Kellnerin vom Vorabend zu Hilfe und verspricht etwas Linderung. Zeit für mich in der Bar nebenan mal einen doppio zu trinken und auf den 50 Metern zwischen Hotel und Bar eines der gepuderzuckerten und ehrlicherweise ziemlich leckeren Brioche zu tilgen. Derweil wird das Frühstücksbuffet um den der Notvorrat aus dem Begleitfahrzeug angereichert. Naja, solche Situationen muss man einfach mit Humor nehmen ...
Der Standort San Pellegrino Terme hingegen liegt gut. Er ermöglicht es, zwei früher abreisenden Teilnehmern rasch nach Bergamo zu kommen während die drei Gruppen jeweils unterschiedlich lange Runden in Angriff nehmen und so hoffentlich jeder auf seine Kosten kommt.
Die sportive Gruppe gönnt sich noch eine 110km Runde. Sie ist auf 8 Teilnehmer geschrumpft, darunter bemerkenswerterweise «Incrollabile Andrea» und «Indistruttibile Ruth» welche sich die Woche gut eingeteilt haben während die Testosteron-Scharmützel welche natürlich schon am 1. Anstieg nach Selvino begannen und an den CSF-Rampen ihren Fortlauf genommen haben einige Spuren hinterlassen haben.
Erstmal fahren wir ein kurzes Stück talaufwärts bis San Giovanni Bianco und nehmen den Culmine San Pietro in Angriff. Unten verläuft er durch eine enge Schlucht, das Wasser blubbert, hier herrscht angenehme Kühle. Was für eine Wohltat. Der Pass fristet ein komplettes Schattendasein (nicht aber bei den Locals die uns heute Samstag in Scharen entgegenkommen und etliche uns auch überholen). Dabei ist der richtig toll, wunderschöne Ausblicke auf beiden Seiten der Passhöhe. Dann geht es über den erbärmlichen Colle di Balisio nach Lecco, das wir recht grossräumig umfahen können und dann noch einige flache, verkehrsreiche Kilometer fahren müssen. Es läuft aber ganz flott und wir liegen gut in der Zeit so dass am Fusse des Valcava sinnvollerweise noch ein Tankstopp eingelegt werden kann. Der Valcava ist echt schön, erinnert eher schon an einen Apenninpass, aber er ist auch hart. Im oberen Bereich fährt man in die «muro di Valcava» rein, die liegt mit 18% sogar knapp über einem CSF. Wir müssen also schon nochmals beissen.
Oben auf dem Pass hat es dann eine mobile Minibar, sehr nett, mit dem Nötigen ausgerüstet (Kaffee, Wasser und Cola), zudem beschallt sie uns mit schöner Musik. Wir blicken zurück auf eine schöne, intensive, anspruchsvolle, heisse, lustige Woche mit netter Gesellschaft, eine quaeldich-Reise halt. Und eigentlich könnte man es hier nun noch lange aushalten mit der frischen Luft auf 1300 Metern und der schönen Stimmung die hier herrscht. Aber die Vorgabe ist zwischen 14 und 15 Uhr am Hotel zu sein und diese Vorgabe können wir trotz einem Platten und zwei bis drei Verfahrern (die Konzentration sackt nun dramatisch ab) sogar einhalten. Wir fahren über den letzten Samstag noch entdeckten "Leivi von Bergamo" ein, der, wie der richtige Leivi, praktisch verkehrsfrei damit mit tollen Ausblicken über die "città alta" und die Poebene fast vors Hotel führt.

Schön wars. Vielen Dank an Guides, Begleitteam, Ersatzguides und «explorative» Teilnehmer dass dieses Projekt möglich wurde und hoffentlich wieder durchgeführt wird.

Lukas

Track auf Strava

Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Ab San Pellegrino könnte man es sich auch einfach machen. Es sind nämlich auf direktem Weg nur 23 Kilometer und keine nennenswerten Höhenmeter bis Bergamo. Aber wir sind ja zum Radfahren da und dieses Gebiet wo die Bergamasker Alpen Richtung Po-Ebene an Höhe verlieren ist wie ein Rummelplatz für Rennradfahrer. Und so stellt sich eher die im Titel gestellte Frage.
Unser Vorschlag führt erstmal ein kurzes Stück das Valle Brembana hoch und zweigt dann ab ins Val Taleggio Richtung Culmine San Pietro. Auf der Fahrt durch die sehr enge Gola del Enna - die Strasse musste hier hineingesprengt werden - lässt den Gedanken an eine direkte Fahrt nach Bergamo schon absurd erscheinen.
Statt zur Culmine San Pietro biegen wir zur Forcella di Bura ab, die uns in ein wunderschönes Gebiet bringt das nur noch durch eine Hügelkette vom Comersee getrennt ist. Hier hat es viele Bergdörfer und entsprechend viele Strassen die sie verbinden - die Qual der Wahl, aber auch eine ordentliche Kletterei.
Unser Ziel ist - zum Schluss - der Passo di Valcava. Ein Hausberg der Hobby- und Profifahrer aus Bergamo und am Samstag werden wir hier hier jede Menge davon treffen. Die Passhöhe werden wir nicht ganz erreichen (die Varinte führt als Stichstrasse bis zur Passhöhe).
Aber auch ohne zur Passhöhe zu fahren werden wir mit einer letzten, tollen Abfahrt belohnt die kurvenreich und mit schöner Aussicht auf die zu Füssen liegende Po-Ebene direkt vor die Tore Bergamos führt.