20.08.2021,
Pocatky:
Mit Laubfrosch und Eichhörnchen ins Elbsandsteingebirge*
Seien wir ehrlich, wir Rennradfahrer, zu uns und unserem Umfeld. Wir mögen Radwege nicht. Oder nur sehr selten, nur dann, wenn die parallel laufende Straße mehr als zwei Spuren hat - in jede Richtung versteht sich. Wir möchten nicht unseren Schnitt senken, wenn wir Rennen mit E-Bikes austragen und natürlich gewinnen, Slalom zwischen Wanderern und Hunden fahren, uns den Weg freiklingeln müssen. Wir wundern uns oft über die Kraft der Baumwurzeln im Hinblick auf die Standfestigkeit des Asphalts und hoffen, dass die Fahrt zumindest ostheopatische Effekte hat und alle Knochen und Wirbel nach dem Durchschütteln wieder an der richtigen Stelle sind.
Aber in manchen Momenten würden wir gerne Ausnahme machen. In dem Moment, wenn wir Richtung Bastei abbiegen, der Radweg überlaufen ist, der holländische Reisebus zu unserer Gruppe jedoch eine Beziehung aufbauen möchte, die uns klar zu nahe geht. Am Ende passiert nichts und damit ist auch der einzige nicht schöne Moment des heutigen ersten Tages unserer Reise beschrieben.
Es ist mir selten so schwer gefallen, mich darauf einzulassen, auf die ,,Blase" einer Quäldich Reise, in der die ,,echte" Welt draussen bleibt, in der es darum geht, was die Beine sagen, ob sie überhaupt etwas sagen, wie das Wetter ist, an den Tagen, an den uns alles abgenommen wird und wir nur treten, schlafen und essen müssen. Überraschend eigentlich, denn die ,,echte" Welt mit Corona, Flutwellen und Waldbränden und Luftbrücken bietet im Moment wenig Positives. Aber am Endes des ersten Tages, auch wenn wir beim Abendessen alle oben genannten Themen diskutieren und Meinungen austauschen, merke ich, dass es gut ist, hier dabei zu sein. Und so geht es uns allen.
Aber fangen wir mal am Anfang an. Wir starten an der Frauenkirche mit dem obligatorischen Gruppenfoto, fahren alle zusammen aus der Stadt raus, ziehen in keines der wunderschönen Elbschlösser im Dresdner Elbtal und teilen in Pillnitz die Gruppen auf. Beim Start hatten nach der Gruppe 1 noch 2 Personen Interesse signalisiert, in Pillnitz sind es dann 8, scheinbar waren wir bis dahin zu langsam unterwegs. Den ersten Berg fahren wir dann hoch, als wir in Pirna in die Sächsische Schweiz abbiegen und an der Bastei ein erster 1:1 Gruppenwechsel stattfindet. Wir rollen über die Galgenschänke zu Verpflegung, der Transfermarkt kommt in Bewegung, der zweite Wechsel bahnt sich an, Gruppe 2 gewinnt an Stärke, fordert jedoch hohe Ablöse, beim Redaktionsschluss laufen die Verhandlungen noch.
Gestärkt durch die Verpflegung und aufgewärmt durch den Kaffee (tolle Idee Alex!) machen wir uns in Richtung Tschechische Republik auf, auf der Grenze werden weder Impfpass noch Corona-Tests gefordert, sondern eine Regenjacke, der Regen begleitet uns bis zum Großen Schneeberg. Mit 15% Steigung auf nassen Straßen werden nicht nur der Aufstieg sondern auch die Abfahrt anspruchsvoll, nicht nur für uns, sondern für das Material von Jakob, die Gruppe 1 übt gemeinsam das Schlauchwechseln, Gruppe 2 posiert vor der wunderschönen Aussicht. Anschließend warten noch 80 Kilometer mit 800 hm auf uns, die Carsten als ,,es geht tendenziell bergab" beschreibt. Dies können wir zwar nicht so unterschreiben, geniessen aber die hügelige Landschaft auf kleinen Strassen, angeführt von Heiko, vorne im Wind, aber einfach zu schnell. Der weite Blick in die Landschaft, wir sind oben auf dem Erzgebirgskamm und die tschechische Ebene mit Braunkohleabbau liegt uns zu Füssen. Die Wolken über uns sind schwarz, bleiben aber zu und so kommen wir in Holzhau an. Einige fahren noch die Weltrekordstrecke von Robert Petzold 1,6 km lang und mit 18% Steigung an einigen Stellen sehr herausfordernd, Daniel bietet an, maximal 5x hochzufahren und keiner geht mit. Robert ist sie 154mal in 24 Stunden hochgefahren, unvorstellbar, körperlich und mental.
Und so geht der erste Tag dieser Reise auf dem Rad zu Ende, bevor wir uns der Nahrungsaufnahme widmen. Einer in sehr großen Mengen. Denn morgen fahren wir den ersten Teil des Stoneman Miriquidi C-Edition. Und müssen davor die ganz wichtige Frage klären - dürfen bei Stoneman auch Frauen mitfahren?
* Und wenn man sich jetzt die Frage stellt, ob die beiden Rennrad fahren können? Ja, sie können und das sehr schnell sogar, einfach mal eine Runde mit Katrin und Frank drehen. Wenn man denn mal mitkommt - gelingt mir nicht immer.
ursprüngliche Etappenbeschreibung
Im Dresdner Elbtal erwarten uns die Elbschlösser, das Blaue Wunder und Pillnitz, bevor wir in Pirna in die Sächsische Schweiz fahren und auf die majestätischen Sandsteinfelsen blicken. Im felsigen Grund von Wehlen zur bekannten Basteiaussicht wird es romantisch und spektakulär. Über den Ziegenrücken, wieder mit Weitblicken garniert, rollen wir nach Bad Schandau. Mit dem Hohen Schneeberg, der als erster rcihtiger Gipfel unserer Tour unter die Räder genommen wird, steht ein echtes Tageshighlight bevor. Der höchste Berg des Elbsandsteingebirges. Bei guter Sicht könen wir vom Gipfel bis nach Dresden schauen. Nach Stärkung in Sneznik unterhalb vom Gipfel des Schneeberges geht es hügelig und auf kleinen Straßen inmitten der Natur auf dem Erzgebirgskamm weiter. Der erste Tag endet in Holzhau. Wer hier noch nicht genug hat, kann vor dem Abendessen noch die Höhenmeter-Weltrekordstrecke von Robert testen.