Toskana-Giro voller Genuss und Anspruch

Im Schatten des Schiefen Turms brechen wir zu unserer Toskana-Rundfahrt auf. Schnell erreichen wir die typischen toskanischen Hügel, der Ginster blüht in Lehmhalden, die Gerste wogt auf den Feldern. Ein erster fordernder Anstieg führt uns nach Volterra. Hier tauchen wir nur kurz in das quirlige Altstadtleben der beeindruckenden Festungsstadt ein, die wir am Abend unserer letzten Etappe genauer besichtigen können, wenn wir hier übernachten. Eine rasante Abfahrt sorgt für einen Geschwindigkeitsrausch. In Richtung San Gimignano müssen wir einige Stufen überwinden, bevor wir die Einfahrt mit monumentalem Blick auf in die Geschlechtertürme genießen können. San Gimignano ist sehr überlaufen, so dass wir uns schnell wieder aus dem kleinen Stadtkern hinausretten. Wir übernachten viel beschaulicher in Colle di Val d'Elsa, dem Zentrum der italienischen Kristallfertigung. Das Quartier mag heute einfach sein, dass Essen bei Jans Freund Gabriele aber über jeden Zweifel erhaben!

Nun sehen wir auf eineinhalb Etappen das Beste des Chianti. Wir wählen den sanftesten Anstieg nach Castellina in Chianti, mit fantastischen Ausblicken über die Weinberge. Hinter Radda müssen wir kurz beißen: der Anstieg nach Bugialla ist der steilste Stich, den die Toskana uns bieten wird. Fast schon kitschig stehen die Zypressen an der absurd steilen Straße durch die Weinberge. Sanft geht es weiter nach Greve in Chianti. Am berühmtesten Dorfplatz der Toskana haben wir die Qual der Wahl: schnell ein Panino in der Panificio, oder eine ordentliche Portion <i>Pici Cacio e Pepe</i> in einer der vielen Osterien? Stärken sollten wir uns auf jeden Fall, denn es stehen noch drei lange Anstiege auf dem heutigen Programm.
Oben am Monteluco befindet sich der vielleicht schönste Alimentari der Toskana. Hier scheint die Zeit stehen geblieben! Bei guter Sicht können wir in der anschließenden Abfahrt fantastische Ausblicke über die Crete bis ins Val d'Orcia und darüber hinaus bis zum Monte Amiata genießen, und somit schon die beiden nächsten Etappen überblicken. Großartiges Abendessen auf der Panorama-Terrasse! Unsere Gastgeber Paola und Sauro sind wahre Chianti-Liebhaber. Wir profitieren von ihrer prall gefüllten Enothek!

Heute heißt es schon wieder Abschied nehmen vom wunderschönen Chianti! Aber noch können wir 50 km der bergigen Weinregion genießen, bevor wir auf Siena zufahren, das vor uns immer größer wird. Ein bisschen hektischer Stadtverkehr wird uns nicht erspart bleiben, aber der Weg in die Stadt und wieder hinaus ist auf den Toskana-Wochen der letzten Jahre perfektioniert worden. Unser Mittagessen können wir heute in der Bar Giannini einnehmen, des Familienunternehmens von Gianna Nannini. Aufgrund der Preisgestaltung vielleicht lieber im Stehen, sicher nicht jedoch an der Piazza del Campo, dem beeindruckenden Schauplatz des weltberühmten Palio, dem wir eine kurze Stippvisite abstatten, bevor wir die Stadt auf schnellstem Schleichwege wieder verlassen.
Die Großstadthektik lassen wir schnellstens hinter uns und sind schon in der Crete unterwegs, einer der ikonischsten Landschaften der Toskana. Wogende Wiesen und Gerstenfelder so weit das Auge reicht! Und schon stehen wir in Pienza an der Abbruchkante zum Val d'Orcia: sowohl die Stadt als auch das Tal sind Teil des UNESCO-Welterbes. Wenn wir uns satt gesehen haben, begeben wir uns in unser Vier-Sterne-Hotel, wo wir zwei Tage logieren. Bei bestem Essen unserer Gastgeber Anna und Maurizio.

Die heutige Etappe ist ganz dem Val d'Orcia und dem Monte Amiata gewidmet, dem ikonischen Berg der Toskana. Die Etappe ist anspruchsvoll, der Berg mit 1.200 Hm am Stück fordernd. Aber auch das Beste, was die Toskana zu bieten hat. Da wir heute einmal nicht Koffer packen müssen, beginnt der Tag ganz entspannt. Wir lassen es uns heute auf dem Rad richtig gut gehen. Wer das heute lieber abseits vom Rad tut, verkürzt die Etappe nach Belieben.
Und wie schön – wir sind noch eine Nacht an diesem wunderbaren Ort.

Und wieder blutet das Herz, müssen wir doch heute vormittag dem wunderschönen Pienza und dem wunderschönen Val d'Orcia auf Wiedersehen sagen. Aber der Abschied wird uns leicht gemacht, liegen doch zu pittoreske Orte wie Roccalbegna und der berühmte Weinort Scansano an unserem heutigen Weg zur Monte-Argentario-Halbinsel.
Und da die morgige Etappe fast flach ist, bringen wir sicher auch noch die Energie auf, uns etwas mehr auf der Halbinsel umzuschauen, bevor wir in Porto Santo Stefano direkt am Meer unser Quartier beziehen.

Heute durchfahren wir eine weitere berühmte Weingegend der Toskana: die Maremma! Die Etappe ist fast flach, der Abstecher zum Poggio Ballone daher Pflicht. Der Küstenort Follonica ist sicherlich kein touristisches Highlight, aber unser Hotel liegt schön direkt am Strand, und wir alle können den Blick vom Balkon bis nach Elba genießen. Auch hier weiß man die gute toskanische Küche zu schätzen, und wir werden von Maurizio und seinem Team aufs Beste bewirtet.

Das Val di Cecina ist sicherlich keines der berühmtesten Täler der Toskana, aber in unseren Augen eines der schönsten. Damit wissen wir schon im Vorfeld: der Abschluss wird monumental, egal für welchen Anstieg nach Volterra man sich entscheidet.
Aber auch auf dem Weg dorthin jagt ein Highlight das nächste. Der giftige Anstieg nach Populonia eröffnet uns fantastische letzte Blicke auf das Mittelmeer, bevor wir wieder in die Hügel der Toskana eintauchen. Mit ganz viel Flow geht es durch tolle Kurven von Suvereto über Sassetto nach Castagneto und weiter in den berühmten Weinort Bolgheri, der sich für eine Pause anbietet.
Nun fahren wir hinein in das Val di Cecina, und in der Regelplanung über Montecatini nach Volterra. Aber dies ist nur eine der vielen wunderbaren Optionen, die der heutige Tag bietet, bevor wir den letzten Etappenstopp im historischen Zentrum von Volterra einlegen. Für den Reiseplaner und quäldich-Chef Jan ist Volterra die schönste der berühmten Toskana-Städte. Hier hält sich der Trubel meist wohltuend in Grenzen!

Heute könnten wir Prosecco trinken, denn diese Etappe verdient die Auszeichnung "Tour d'Honneur", auch wenn diese der falschen Sprache entlehnt ist. Auf direktem Weg nähern wir uns Pisa. quäldich wäre aber nicht quäldich, wenn wir nicht noch den Hausberg Pisas, den Monte Pisano mitnehmen würden, der uns die Einfahrt in die Stadt herrlich verkehrsarm ermöglicht. Der Passo di Prato Ceragiola ist mit seinen 600 Höhenmetern dann auch die letzte kleine Herausforderung der Tour, bevor wir nach gefühlt drei weiteren Kurbelumdrehungen schon am Schiefen Turm von Pisa stehen. Was für ein Gefühl!

Heute heißt es nach ganz vielen Erlebnissen der italienischen Lebensart bei einem weiteren tollen Essen in der Altstadt von Pisa Abschied nehmen von einer einzigartigen Toskana-Rundahrt.