09.04.2024,
Jan:
Leider ist Roberto krank und muss die Woche abbrechen. Glücklicherweise darf ich dadurch heute die entspannte Gruppe guiden. Gestern hatte ich noch die besten Beine des Jahres, heute hingegen kann ich eine kurze Etappe gut gebrauchen. Und so startet die entspannte Gruppe bestehend aus Carmen, Martina, Martina, Meike, Patricia, Artus, Hans Joachim, Hans Martin, Michael, Ronald und mir um 9 Uhr zur Bocco-Biscia-Runde. Rollerberge! Genau die richtige Ausfahrt für Kraftwerke in der Revision. Ich beneide Jan und den spontan in Dienst gesetzten Mattias nicht um ihre 3-Pässe-Runde Bocco-Cento Croci-Biscia.
Nach den letzten beiden harten Etappen ist Gruppe 3 erwartungsgemäß groß. Wir haben keine Eile, denn es soll erst um 17 Uhr regnen, und wir haben nur 90 Kilometer mit 1900 Höhenmetern auf dem Programm. So nehmen wir uns Zeit für den Gedenkstein für Wouter Weylandt, der beim Giro 2011 hier am Bocco in der Abfahrt tödlich verunglückt ist.
Kein Auto stört uns in der Auffahrt zum Bocco. Der Blick schweift über die ersten Ausläufer des Apennin aufs Meer und die ersten Wolken am Horizont. Sie sind noch weit weg. Glücklicherweise hat das Rifugio am Bocco auf. Wir trinken
caffè und essen Foccacia, dann brechen wir auf in Richtung Varese. Die Straße dorthin führt zunächst über einen weiteren kleinen Pass, den Passo di Malanotte. Die Straße hierher war für viele Jahre die schlechteste der Region. Heute ist sie frisch asphaltiert. Ich jubele schon, bevor jemand aus der Gruppe meinen Enthusiasmus einbremst. Denn klar... die Straße führt in die Provinz La Spezia, und da haben sie zwar mittlerweile auch mit der Generalsanierung der Straßen begonnen, liegen aber weit hinter der Provinz Genua zurück. Und so kommt es auch hier: in kurzen Abschnitten ist die Straße jeweils neu asphaltiert, dann klaffen wieder die alten tiefen Risse und Schlaglöcher.
Dennoch kommen wir gesund und munter in Varese Ligure an, wo wir bei meinem Freund Walter in der Bar Sport aufs Beste bewirtet werden. Es ist einfach so schön, diese Gastfreundschaft zu erfahren. Und Walter hat Lemonsoda. Endlich! Es ist schwer geworden, in den Bars der Region Lemonsoda zu finden. Schade. Kurz bevor wir aufbrechen wollen, kommen Gruppen 1 und 2 gemeinsam eingefahren. Ich bin nicht der einzige, der heute erschöpft ist.
In der Abfahrt war schon starker Wind aufgekommen, der bläst uns nun Richtung Biscia. Schön ist es hier. Bäume blühen vereinzelt im sonst noch kahlen Wald, der Talboden und die gegenüberliegenden Terrassen sind grün. Nach einem letzten Bild am Passschild stürzen wir uns in die frische, aber fantastisch laufende Abfahrt zurück nach Chiavari.
Morgen soll es regnen. Ruhetag!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Am dritten Tag dringen wir zum ersten Mal tiefer in das einsame, fast schon verlassen wirkende Hinterland vor. Wir haben uns für heute zwei lange, aber nicht schwere Pässe ausgesucht, die exemplarischer nicht sein könnten für den ligurischen Apennin. Zunächst geht es mit angenehmer Steigung zum Passo del Bocco. Dann auf der anderen Seite hinunter nach Varese Ligure zum Mittagessen. Und schließlich dann über den ebenfalls gut rollenden Passo della Biscia. Gekrönt wird die Etappe von der Abfahrt durchs Val Graveglia an die Küste zurück.