22.03.2021,
Jan:
Heute empfängt uns erstmals Sonne auf der Sonneninsel. Der Wind sollte eigentlich nachlassen, aber er bläst noch ordentlich aus Nordost. Gut für uns, denn wir fahren nach Südwest Richtung Palma, den Tacho auf 40 gestellt. Schon kämpfen wir uns durch die Gewerbegebiete in den nördlichen Ausläufern Palmas. Schön ist anders, aber wir wollen zum
Coll des Vent, in meinen Augen einer der schönsten Pässe Mallorcas und Palmas Hausberg. Einen schmalere zweispurige Straße kenne ich nirgends. Sogar Autoverkehr herrscht hier, wie ich heute lerne. Aber nur sehr vereinzelt. Ein wunderschöner Anstieg durch Kiefernwald, der manchmal Blicke hinab auf Palma frei gibt. Diese Ruhe! Durchbrochen nur von Harry und Joachim, die den Berg alles andere als in Ruhe angehen. Glücklicherweise macht Morten noch nicht ernst.
Der anschließende Abschnitt, leicht abfallend durch das eng eingeschnittene Tal bis Calvia ist weiterhin wunderschön, und die breite Straße hinauf nach es Capdellà schnell weg gedrückt. Morten schwärmt von den Riesenscampi in seinem Lieblingsladen vor Ort, aber er scheint sie uns nicht zu gönnen, denn meine Frage, ob wir den Laden aufsuchen wollen, verschallt ungehört. Stattdessen biegen wir rechts ab und wenden uns dem Anstieg nach Galilea zu. Tolle Blicke hinab bis zum Meer.
In der Abfahrt legt Morton eine Gedenkminute an seiner letztjährigen Sturzstelle ein. Kurz darauf sitzen wir in Puigpunyent bei Tortilla, Salat und Mandelkuchen. Wir geben den Staffelstab an die Gruppe 2 ab und rauschen das Tal hinab, statt nach
Es Grau hoch zu fahren. Ich möchte nämlich
Es Verger einen Besuch abstatten und schauen, was es mit den Mimimi-Kommentaren an der Passbeschreibung auf sich hat. "Nicht zu empfehlen", "nicht rennradtauglich", "das Vorderrad kann nicht auf dem Boden gehalten werden". Korrekt ist, dass der Anstieg zu Recht als der härteste Anstieg Mallorcas gehandelt wird, und die 20%-Abschnitte hart sind. Der Untergrund ist tatsächlich schlecht, im Gipfelbereich sogar desolat. Aber nie so stark versplittet, dass man nicht im Stehen fahren könnte, und für einen geübten Fahrer mit einem modernen Rennrad kein Problem. Wir haben 34:34 zur Verfügung, was natürlich hilft. Die 5 Härtesterne gehen klar, die 4 Schönheitssterne kann ich nicht nachvollziehen. Die Auffahrt liegt komplett im Wald. Aussichten gibt es keine. Am Gipfelbereich erreicht man eine kleine Almwiese. Hier ist es nett und einsam. Hat man sich über den löchrigen Asphalt zum Ende der Hochebene gehangelt, erreicht man die gut asphaltierte Abfahrt nach Esporles mit netten Ausblicken. Hier könnte man es krachen lassen, wenn man wüsste, dass die Straße überall trocken ist. Da sie aber so gering befahren ist, ist sie teils vermost. Mein Fazit: einmal muss man den härtesten Anstieg Mallorcas wohl fahren, bei der ersten Befahrung der Region und auch ansonsten empfehle ich den direkten Weg über
Es Grau.
Nach dieser Härteprüfung entscheiden wir uns gegen die Abfahrt zum
Port d'es Canonge und gehen den sanften Anstieg zum
Coll d’en Claret an. Herrlich! Tolle Tiefblicke auf Esporles und bis nach Palma und zum Meer. Und so schön leicht zu fahren!
Valldemossa kenne ich nur touristenüberlaufen. Heute ist es leer hier, wie die ganze Zeit schon überall auf der Insel. Vereinzelt treffen wir zwar Radfahrer, aber es ist kein Vergleich zu normalen Jahren. Wir dürften sogar in der Bäckerei sitzen, in der wir uns versorgen. Aber wir setzen uns lieber nach draußen, mit Abstand natürlich. Und dann formieren wir den Zug für die Heimreise. Einer rasanten Abfahrt Richtung Palma folgt eine Rückfahrt auf teils sehr schmalen, schmutzigen Wegen nach Lloseta und zurück nach Inca. Die Rückfahrt würde ich mit einer größeren Gruppe über Alarò legen. Für uns ging es gut so. Tolle Blicke in die verschneite Tramuntana bis zur Radarkuppel am Puig Major.