23.05.2023,
hagen306:
Ganz gleich, ob es morgens 10 Grad hat (so wie heute), die Socken von gestern noch klamm sind (so wie heute), die Wolken tief hängen (so wie heute) - der Baske von Welt (wahlweise auch wir) schwingt sich unverdrossen aufs Rad. Milde lächelt er über die Südspanier, die unter 20 Grad den Daunenanzug anziehen und das Gesicht hinter einer wärmenden Maske verstecken. Und dann konzentriert er sich auf das Wesentliche: Fahren, trainieren. Gleichgesinnte grüßen und fairt absprinten. So läuft das hier - und wir spüren auch ein wenig baskische DNA in uns. Anders formuliert: Wir wissen zwar nicht (mehr), wo wir herkommen, aber uns gefällt´s hier gut. Rennradfahren hatte ja schon immer auch irgendwie was mit Niveau und Stil zu tun. Hier also die Top 5 unseres styleguides für den großartigen Norden Spaniens:
1. Vergiss ein zweites Paar Socken. Trockne Dein einziges Guidesockenpaar mit dem Föhn. Desinfiziere diesen anschließend.
2. Putz Dein Fahrrad morgens vor Fahrtbeginn - sonst fällt der neue Dreck des Tages (und die damit verbundenen Heldentaten) nicht genug auf!
3. Such Dir immer, aber auch immer stilvolle Pausen- und Radparkplätze. Our favourite: Unter den Vordächern der Kirchen.
4. Verpflege Dich ordentlich. Ignoriere irgendwelches techno-food. Gib Dich stattdessen tortilla, empanada und Co. hin. Täglich frisch und verschieden gefüllt. Nur echt, wenn unser Rodrigo (unser Retter im food truck) sie herrichtet!
5. Fahre die Pässe. Von ganz unten. Immer. Und das Wetter sei Dir egal. Wir bevorzugen die Fahrt durch die Wolken so wie heute am völlig unbekannten Pagobakar - und der ist nur echt mit 6%, ohne Verkehr und mit der dicken Mühle.
Bei Einhalten dieser Gebote klappt´s auch mit der heutigen Überführungsetappe von Espinosa in Kantabrien ins schwerindustriell und chemisch geprägte Durango im Baskenland. In Rekordzeit. Mit Superflow. In der entspannten Gruppe. Und die "Sportiven" kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus :-).
Epilog: Punkt 6 der Styleguide-Liste werden wir erst morgen abarbeiten: Fahre den Arrate immer von der klassischen Seite von Eibar aus nach oben. Mach das Siegerfoto oben an der Pelotawand an der Kirche. Und stürz Dich wieder hinab in die wohl schmalste Stadt des Baskenlands - eingezwängt im Tal zwischen den hohen Bergen. Kurzum: Fühl Dich wie bei der Itzulia (der Baskenland-Rundfahrt)!
Und Punkt 7 (styleguide für Fortgeschrittene): Vergiss nicht den Regenschirm, wenn Du nach den ersten 4 Fahrtagen doch einmal den Waschsalon aufsuchst, um morgen wieder stilvoll in die Objektive der Mitfahrenden zu strahlen!
und das war der Plan für heute:
Heute warten etwas weniger Höhenmeter auf uns: Wir begeben uns ostwärts. Mit etwas Rückenwind wird diese Etappe ziemlich flowig - kompaktes Teamwork ist unseren Zügen angesagt. Ernsthafte Berggegner warten (bis auf einen kleinen in 2019 entdeckten Stich zum Wachwerden) heute nicht: Den Urkiola fahren wir von der kürzeren und verkehrsärmeren Südseite an, um den hier etwas dichteren Verkehr vorrangig in der finalen Abfahrt uns entgegenkommen zu sehen. Das Tagesziel Durango ist einer der typischen schwerindustriell geprägten Orte im Baskenland, an dessen Rand wir nächtigen. Dies wird uns morgen ermöglichen, den Arrate von seiner legendären Südwestseite zu fahren und somit auch die Anfahrt verkehrsarm gestalten zu können.