Auvergne-Rundfahrt – im Land der Vulkane

Auf gehts ins Zentralmassiv. Wir starten an den Ufern der Rhone in Valence, überqueren heute die - natürlich - vulkanischen Monts du Vivarais und enden die Etappe im Welterbe-Städtchen Le Puy, unter anderem auch für seine Linsen berühmt. Eine lange, aber zum Glück topografisch nicht ganz so anspruchsvolle Auftaktetappe; landschaftlich dafür umso reizvoller. Wir lassen am Morgen schnell das industrialisierte Rhonetal hinter uns, und sind schlagartig in einer anderen Welt. Willkommen in der Welt der nördlichen Ardèche, wo die Zeit stehen geblieben scheint. Wir machen es uns leicht: wir dringen über das Eyrieux-Tal ganz sanft ins Gebirge vor, so dass man gar nicht so recht bemerkt, wie das Höhenmeterkonto sich füllt. So geht es hinauf auf den Col de Mézilhac, wo wir eine traumhafte Höhenstraße erreichen und die Welt der Vulkankegel erstmals überblicken können. Am markanten Gerbier de Jonc sehen wir die Quelle der Loire. Schließlich machen wir noch einen Schlenker über den Col de la Croix de Boutières am Mont Mézenc, bevor wir eine lange, sanfte Abfahrt nach Le Puy genießen - wo die Loire schon zu beträchtlicher Größe angewachsen ist.

Es wird vermeintlich flacher auf der zweiten Etappe; die bewaldeten Berge der Ardèche sind den Hochebenen des Velay gewichen - geprägt durch offene Landschaft und Weitblicke. Wir verlassen Le Puy nach Westen, und unser erstes Zwischenziel ist der Col du Peyra Taillade, vor ein paar Jahren bei der Tour de France zu seinen 15 Minuten Ruhm gekommen, als Lokalmatador Romain Bardet seine Ortskenntnis bei einer Attacke ausspielen wollte (die letztendlich aber vereitelt wurde). Unser Anstieg zum Pass ist sanft, bei der Abfahrt ins tief eingeschnittene Allier-Tal müssen wir jedoch ordentlich bremsen. Ein Stück durchfahren wir die schöne Allier-Schlucht, bis uns ein Anstieg zu den Windmühlen von Ally die meisten Höhenmeter des Tages beschert. Über einsame Straßen erreichen wir schließlich den Etappenort Saint-Flour.

Das Cantal ist nicht nur namensgebend für den berühmtesten Käse der Auvergne, sondern auch die Vulkanlandschaft in deren Süden. Nirgendwo sonst wirkt die Auvergne so alpin; da die Vulkane deutlich älter sind als diejenigen um den Puy de Dome beispielsweise, sind sie stärker abgeschliffen und felsiger. Im Cantal befindet sich nur ein wenig westlich von Saint-Flour mit dem 1855 m hohen Plomb du Cantal der höchste Punkt der Region. Hier befindet sich auch der höchste Straßenpass des Zentralmassivs, der 1589 m hohe Pas de Peyrol unterhalb des markanten Puy Mary. Auch der Pas de Peyrol ist von der Tour de France bekannt. Grund genug für uns, auch ihn am heutigen Tag zu überqueren. Senstationell ist dann die Schleife auf der zweiten Etappenhälfte, die uns über die einsamen Pässe Col de Neronne und Col de Légal führt. Die Etappe endet im hübschen Städtchen Aurillac, wo wir unterhalb der Cantal-Berge ein deutlich milderes Klima genießen dürfen.

Wendepunkt der Reise. Heute geht es nach Norden, bis in die Vulkanlandschaft des Regionalen Naturparks Volcans d'Auvergne. Wir beginnen mit dem längsten zusammenhängenden Anstieg der kompletten Woche. Von unserem Startort Aurillac geht es erneut hinauf zum Pas de Peyrol, was in Summe knapp 1000 Höhenmeter bedeutet. Dann geht es rasant hinab ins Tal der Rhue, über hügeliges Terrain zwischen den imposanten Vulkankegeln hindurch. Die Etappe endet in Besse-en-Chandesse am Südrand der Monts Dore.

Der Puy de Dome ist - nicht nur radsporthistorisch gesehen - wohl der bekannteste Berg der Auvergne, erhebt er sich doch äußerst markant über die Industriestadt Clermont-Ferrand. Leider ist der Puy de Dome inzwischen nicht mehr mit dem Rennrad zugänglich und bleibt Wanderern vorbehalten. Wir wollen ihn uns heute wenigstens aus der Ferne ansehen. Auch das ist imposant genug. Dafür drehen wir eine Schleife Richtung Norden und fahren durch die Monts Dore, der Berge rund um das Quellgebiet der Dore, im späteren Verlauf Dordogne. Mit dem Col de la Croix Saint-Robert und dem Col de Guéry. Am Col de Ceyssat, direkt unterhalb des Puy de Dome, durchbrechen wir die sogenannte Chaîne des Puys, wo sich ein Vulkankegel an den nächsten reiht. Die Etappe endet vor den Toren von Clermont-Ferrand, direkt unterhalb des Plateau de Gergovie, einst Schauplatz der Schlacht, bei der die gallischen Stämme die Armee Julius Caesars besiegte.

Eine lange Etappe. Die Monts du Forez, durch die die heutige Etappe führt, sind eher dicht bewaldet als schroff-vulkanisch, aber bringen gerade deswegen die ländliche Idylle mit, die der Auvergne weiter westlich ein bisschen fehlt. Den Höhenzug überqueren wir auf dem 1390 m hohen Col du Béal. Eine lange Abfahrt führt uns bis vor die Tore von Montbrison. Das finale Drittel der Etappe bis Saint-Etienne ist dann sanft hügelig.

Auch von Saint-Etienne wollen wir noch einmal hoch hinaus. Mit dem Ortsende beginnt der lange Anstieg zum Col de la Croix de Chaubouret, einem der höchsten Pässe des Pilat-Gebirgsstocks, der das Zentralmassiv nach Osten zum Rhonetal bei Lyon hin abschließt. Auf der Abfahrt dringen wir dann ins Territorium des bekannten Radmarathons Ardèchoise vor; wir haben wieder die nördliche Ardèche erreicht. Parallel zum Rhonetal lassen wir bei hügeliger Topographie die Reise ausklingen und rollen so schließlich nach einer Woche wieder in Valence ein.