13.03.2024,
Pocatky:
Diese Frage beschäftigt uns den ganzen Anstieg über Polopos zur Haza del Lino. Wo ist Olga? Geht es ihr gut? Wie ist ihr VO2max-Wert? Welches Rad fährt sie? Welche Wattzahl tritt sie an diesem steilen Anstieg? Ist sie wirklich blond und 90-60-40 wie von Matthias erträumt? Wir wissen es nicht. Aber ihr Name prangt fortlaufend auf dem Asphalt.
Eins wissen wir auf jeden Fall. Im Restaurante & Bodega Haza del Lino ist sie nicht. Denn unser Pausenpunkt hat zu. Ganz zu. Zu wie geschlossen. Wenn Andi von PBP und seiner Vorbereitung für das Race around Niederösterreich berichtet und den dort auf 600 km und 6.500 Hm auftretenden Halluzinationen, kann ich nur zustimmen, mir geht es ähnlich – bereits nach 14 km im Anstieg sehe nur eine große kalte Fanta Limón vor mir. Großes Glas, ganz viel Eis. Ja, so schnell kann es gehen.
Heute gab es die längere und mittlere Variante der Strecke. Und der Unterschied fängt schon beim Frühstück an:
Wir – mittlere Variante – trinken Kaffee, Gruppe 1 trinkt AG1. Sollte uns zu denken geben (Allerdings: Clara, also Radler, zum Frühstück ist auch nicht so doll).
Wir kreisen belgisch, Gruppe 1 fährt statisch mit Lisa an der Spitze im Wind (Lisa findet das tatsächlich entspannter, unser Hagen kreiselt als alter Faulperlz lieber, um nicht vorhandene Kräfte zu sparen). Die hohe belgische Kreiselgeschwindigkeit ermöglicht uns sogar noch ungezügelten Selfiewahn an der Küstenstraße.
Wir sammeln uns nach dem durchaus herausfordernden Anstieg über Polopos oben bei Haza del Lino (noch einmal zur Klarstellung, das Restaurante hat zu), machen oben noch die Taschenleer-Verpflegung, gerne auch mit einem vom Anstieg aufgewärmten Gel. Gruppe 1 fährt schnell weiter und vertilgt 20km weiter schnell das gesamte 50cm-Bocadillo in Torvizcón.
Und schon geht es in die Abfahrt – die ist wunderschön, frontal blickend auf die Sierra Nevada schlängen wir uns durch Mandelbäume hinunter.
In Torvizcón sieht uns der Wirt kommen und holt erstmal einen großen Sack Baguette. Nach Gruppe 1 und 2a war nichts mehr da. Final akzeptieren wir auch den Gruppenwechselwunsch von Andrea, Rene und Wolfi, wir werden es nicht bereuen.
Gruppe 1 nimmt derweil Daniel bis Trevélez mit und kämpft mit lokaler Hunde-Prominenz um das Mittagessen, den Alpujarra-Teller (wir schweigen schwelgend und wissend ob der Zutaten). Der nunmehr intensivierte Fettstoffwechsel bringt Daniel wieder in die Gruppe 2a; Sibylle (= verbliebene Gruppe 2b) genießt die 1:1 Betreuung durch Matthias.
Die Abfahrt aus Trevelez gehört laut Roadbook „zum Flowigsten, was die Region zu bieten hat. Geniale Kurven hinunter in der ewigen Abfahrt nach Órgiva“. Aber nur dank der Lokomotive Marcel entsteht in der Gruppe 1 wirklich ein Zug, er zieht alle nach Órgiva, zu der vom Reiseleiter empfohlenen Bäckerei.
Und da kommt unsere Gruppe wieder ins Spiel. Denn mit dieser Bäckerei, mit den lokalen Backwerken, den Meisterwerken der andalusischen Konditorei wurden wir auf diese Variante der Strecke gelockt. Und waren wir dort? Natürlich nicht - denn es wäre nur eine Option gewesen und am Donnerstag kommen wir eh noch einmal dort vorbei. Da die Sonne sich schon bedrohlich neigt, fahren wir weiter nach Vélez de Benaudalla. Dort lassen wir Martin und Hagen zurück (ab und an braucht man ein neues Rad vom Verleiher). Hagen bittet nur noch kurz René, uns wieder zurückzubringen. Zurück zur Basis. Und dies tut er. Spannt Wolfi ein, Andrea als Puffer in der Reihe zwei, fliegen wir im Schnitterhöhungsmodus zurück. Und in der Strandbar (im Auswahlverfahren für den Blauen Hecht-Nachfolger ganz weit hinten) können wir final vermelden, als wir Gruppe 1 nach 155 km und 3.277 Hm wieder mit Lisa an der Spitze vorbei zum Hotel fliegen sehen: „Tag 4, Mission completed“.
Epilog: Auch ohne Blauen Hecht sei es hier durchaus schön, meint der Reiseleiter und verspricht für morgen tatsächlich Kuchen. Das entsprechende Café haben wir heute schon passiert, es ist also wirklich existent und offen. Merke: Glaube (manchmal) dem Reiseleiter.
official:
Heute fahren wir ganz tief in die Alpujarras nach Trevélez, Zentrum des Serrano-Schinkens. Die Etappe strotzt vor Highlights: Top-Asphalt über Polopos hinauf zur Haza. Dann die Contraviesa entlang mit grandiosen Tiefblicken zum Meer, stramm hinunter nach Norden in Richtung Alpujarras. Nirgendwo sonst sieht man so frontal auf die Sierra Nevada wie hier. Deutlich sanfter ist der folgende Anstieg vom Rio Guadalfeo hinauf zum Portichuelas - obern wird es dann noch einmal zornig. In Trevélez lohnt es sich, sich etwas umzugucken und in die Lokale zu schauen, in denen der Schinken trocknet.
Der weitere Abschnitt gehört zum Flowigsten, was die Region zu bieten hat. Geniale Kurven hinunter in der ewigen Abfahrt nach Órgiva. Dann dem Rio Guadalfeo folgend durch die vom Vortag bekannte Schlucht ins Hotel.
Unser Trainingstipp: Keine Experimente! Dieser Tag gehört der Grundlagen und Kraftausdauer mit schön gleichmäßigem Tempo. Keine Attacken!