19.05.2023,
Jan:
"Die Konsultation der Wetter-Apps ist bei einer Woche wie dieser das Wohl und Wehe. Das Wohl, um den perfekten Startzeitpunkt abzupassen, dass Wehe, wenn man sich von ihnen vom Radfahren abhalten lässt!"* Heute Morgen ist klar, dass wir die Sonne nicht sehen werden, der Start wird auf zehn Uhr festgesetzt. Dies scheint uns ein günstiger Zeitpunkt zu sein, um vermutlich nur ein Regenband abzubekommen. Der Wind hat, passend zur heutigen Runde, auf Süden gedreht und fegt die Regenwolken aus dem Cecinatal über Volterra hinweg Richtung Florenz. Leider ist der Wind nicht stark genug, und das letzte Regenband geht über uns nieder, während wir zwischen Radicondoli und Casole d'Elsa ins Cecinatal abfahren.
Das Cecinatal ist absolute Wildnis, nicht einmal eine Straße führt hindurch. Die Regenstimmung erinnert mich an Ronja Räubertochter, an Mattis und Borka, die vermutlich heute in den toskanischen Ruinen hoch über uns hausen. Es ist ruhig heute im ausgedünnten Peloton von Gruppe 3, die heute neben mir nur noch aus Beate, Petra, André, Christian, Daniel und unserem Neuzugang Ulf besteht. Die Abwesenheit der anderen und die Stille im Peloton haben vermutlich ähnliche Gründe: die langen Touren der letzten Tage fordern Tribut. Auch ich sehne mir die Café-Verpflegung in Pomerance herbei. Im Café Italia finden wir tolle Tortine, für mich noch eine Focaccia, caffè und Cola.
Solcherart gestärkt können wir uns in die Abfahrt Richtung Saline di Volterra stürzen, wo der letzte wesentliche Anstieg der Woche beginnt. Mit 470 Höhenmetern ist es zugleich der längste. Und einer der stimmungsreichsten. Mystisch liegt Volterra auf dem Berggipfel vor uns, wolkenumwabert. Wir schweigen uns konzentriert hoch, oben treffen wir Gruppe 2 am Marktplatz, wir kehren in der Parallelgasse ein. Heute wollen wir uns noch einmal verwöhnen lassen, essen selbstgemachte Ravioli, Pici cacio e Pepe, Paccheri und Tagliatelle. Toll!
Draußen ist es kalt, wir stürzen uns in die schnelle Abfahrt hinaus aus Volterra und begeben uns in die letzten Wellen der Woche. Die verleiten zum Gas geben. Bevor ich mich zurückfallen lasse, um mich in den Abfahrten um das Gruppenende zu kümmern, bitte ich André noch, die Gruppe rechtzeitig einzubremsen. Vorbildlich wartet sie zehn Kilometer vor dem Ziel, um die Etappe würdevoll gemeinsam zu beenden.
Was für eine herausfordernde Woche in der Toskana, wo Gruppe 3 am Ende alles wie geplant gefahren ist. Die anderen Gruppen haben sich teils an unseren kürzeren Strecken bedient, aber heute haben wir wieder den Beweis erbracht, dass man auch bei Regen tolle Etappen fahren kann.
Ansonsten kann es so weiter gehen: unser einfaches, wunderschönes Landgut hat sich bewährt, die Lage ist perfekt, das Abendessen wunderbar. Apropos: ich freue mich schon auf das Abschlussessen. Damit geben wir zurück an die angeschlossenen Funkhäuser! Danke, dass ihr die Toskana-Berichte verfolgt habt! Bis zum nächsten Mal!
* Der Urheber dieser Erkenntnis ist der Redaktion bekannt.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute gilt es, das Gebiet westlich von Colle di val d'Elsa zu erkunden!
Auf unzähligen Hügeln erreichen wir zuerst den größeren Ort Pomerance, wo wie uns ein erstes Heißgetränk gönnen können.
Den nächsten Stopp werden wir dann in Volterra einlegen. Dieser mittelalterliche Ort liegt sehr markant auf einem Hügel und ist so schon weithin sichtbar. Während der 10 Kilometer langen An- und Auffahrt haben wir so also stets das Ziel vor Augen. Der urige Charme des Platzes in Ortsmitte ist anschließend der verdiente Lohn für unsere Mühen.
Auf dem Rückweg stehen uns nun nur noch wenige Hügel im Weg, die wir in Auffahrt und Abfahrt konzentriert bezwingen!