14.05.2023,
Jan:
Wir nehmen die Berichterstattung der quäldich-Reisen wieder auf und grüßen heute aus der verregneten Toskana. Hatte ich am Freitag noch aus Ligurien "
Das Wetterwunder von San Remo" proklamiert, nachdem wir trotz gruseliger Vorhersage kaum gar nicht nass geworden waren, könnte ich heute ähnlich titeln, nur dass wir nicht gar nicht, sondern kaum nass geworden sind, bei ähnlicher Vorhersage. Aber unsere toskanische Rennradwoche ist noch jung, so dass heute morgen 24 motivierte Rennradfahrerinnen vor unserem Landgut stehen und in den grauen, aber nicht regenschwanger erscheinenden Himmel blicken.
Und mal ehrlich: warum sollten wir jammern, wenn wir doch in der Toskana Rad fahren können? Die Hügeln rollen in mystischer Nebelstimmung vor sich hin, die Beine sind gut und das Regen hoch. Da Vera erkältet wird, bilden wir eine Hybridgruppe 1+2 unter meiner Führung, und eine entspannte Gruppe unter Markus' Führung. In der Ferne grüßen Radicondoli Pomerance und Volterra, Pinien wechseln sich mit Zypressen, Olivenhaine mit Schafweiden ab, romantischer geht es kaum. Als wir in den toskanischen Wald eintauchen und uns Chiusdino nähern, scheppern wir durch einige Schlaglöcher. Lisas Hinterrad hat einen Durchschlag, und mit dem Schlauch wechsle ich gleich das defekte Felgenband. Unter lautem Hallo fährt Markus mit seiner Gruppe vorbei, ab hier sind wir die Jäger. Und jagen mit hohem Tempo nach Chiusdino hoch, denn die vorher bedrohlich am Horizont hängenden Wolken entladen sich zusehends über uns.
In Chiusdino checken wir in die Trattoria Bellavista ein, wo wir die verschleiherte Aussicht mehr erahnen als genießen können. Dafür ist der caffè mehr als nur zu erahnen, nälich ziemlich gut. Sowie warm und trocken. Nun steht nur noch ein schleichender 200-Höhenmeter-Anstieg in Richtung Montieri vor uns, den wir, aufgrund des zu erwarteten Starkregens gegen 14 Uhr, im Nieselregen angehen. Es ist kalt, und nun gut, es ist etwas mehr als nur Nieselregen. Die anschließende Abfahrt spült uns ziemlich plötzlich vor die Trattoria La Fabbrica, die leider namenlos mit Pizzeria Ristorante betitelt ist. Und vor der keine Räder stehen. Das ist etwas verwunderlich, weil Gruppe 3 doch vor uns sein sollte. Wir aber werden bestens vom Gastgeber bewirtet, wir sind bei Weitem nicht die einzigen Gäste. Und das hier, irgendwo im Nirgendwo. Kaum sitzen wir, stehen schon die
penne al ragù vor uns. Ich nehme noch einen zweiten Teller, weil sie einfach so gut sind.
Als wir vor die Trattoria treten, kommt die Sonne hervor, die ab jetzt immer wieder kurz durch die Wolkendecke scheint. Weiter geht es nach Radicondoli, von dieser Seite ein richtiger Anstieg von fast 200 Höhenmetern. Bilderbuchartig liegt der Ort auf einer toskanischen Kuppe. Oben halten wir uns nicht lange auf, nicht ahnend, dass Gruppe 3 hier im Ort ihre himmlische Ersatzverpflegung gefunden hat. Rasant fahren wir ins Elsa-Tal hinab, dem wir an den Rand von Colle di Val d'Elsa folgen. Ein kurzer, giftiger Sticht führt uns zurück zu unserem Landgut. Die Sonne scheint durch die Blätter, und oben über die grandiose Aussicht. Hinter uns liegt das Chianti, klar sehen wir Castellina über uns liegen. Dorthin geht es morgen. Bei bestem Wetter!
Wie schön.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute erobern wir eine sehr einsame Landschaft: Das dichte Waldgebiet nördlich von Massa Marittima.
Dazu verlassen wir Colle val d'Elsa auf den typischen Hügeln in südlicher Richtung. Die dünne Besiedlung dieses Gebiets sorgt dafür, dass wir nur ganz vereinzelt Autos begegnen werden.
Mit dem Erreichen des Waldes werden die von uns so geliebten (?) Hügel abgelöst durch etwas längere, aber stets sanfte Anstiege und leichte Wellen.
Der Rückweg erfolgt über eine der wenigen größeren Straßen. Der Verkehr wird trotzdem akzeptabel sein, und das Fahren in der Gruppe in entsprechendem ,Flow' erfolgen.