Was für ein Wechselbad der Wetterberichtsgefühle in den letzten Tagen: Die Vorhersage für heute sprach abwechselnd von Gluthitze und Starkregen. Die Gluthitze kam aber schon am Donnerstag, und der Starkregen erst morgen Nachmittag. Heute morgen erwartet uns also ein Tag mit den besten Bedingungen, als wir uns um 9 Uhr vor dem Hotel in Kapstadt sammeln.
9 Uhr ist spät für südafrikanische Verhältnisse. Hier fährt man um 5.30 Uhr Rad, das ganze Leben ist nach vorne verschoben. Wir passen uns dem auch an und gehen hier schon um 18 Uhr essen. Brauchen aber nach der langen Anreise auch erstmal den Schlaf, schließlich sind die meisten erst gestern gelandet. Also erstmal ausschlafen, ausgiebig frühstücken und dann ganz regulär, wie auch in Europa auf quäldich-Reisen, um 9 Uhr losfahren.
Losfahren auf eine Einrollrunde in Kapstadt, durch Green Point, am Kapstädter Stadion vorbei über Clifton nach Camps Bay Richtung
Suikerbossie und
Chapman's Peak Drive, immer am Meer entlang.
Doch Stopp! Nach 100 m steht Gruppe 1 schon am Straßenrand. Dieters elektronische SRAM funktioniert nicht, wir vermuten eine leere Funkbatterie im Schaltgriff, die wir natürlich schnell austauschen können. Aber darum kümmert sich Daneel in seiner Gruppe 1, Wilmar schickt seine Gruppe 2 auf die Strecke, der ich mich heute anschließe. Also auf nach Clifton, Richtung Meer!
Doch Stopp! Ronny fällt auf, dass er keine Sonnencreme aufgetragen hat, und daran hätte ich eigentlich heute morgen alle erinnern wollen. Riaan kennt solche Probleme nicht in Gruppe 3, er fährt unbeeindruckt davon. Aber was heißt da Problem... Ronny hat die Wahl zwischen Gerts und Annes Sonnencreme.
Was für ein Trubel am Kapstädter Strand! Den wir an den Twelve Apostles hinter uns lassen und entspannt in Richtung
Suikerbossie fahren, dem ersten Anstieg der Tour. Und schönerweise bei der Cape Town Cycle Tour nächsten Sonntag der letzte Anstieg in der Gegenrichtung, und damit dann auch der letzte Anstieg der Tour. Wilmar, unser südafrikanischer Guide für Gruppe 2 und neu in dem Geschäft, nutzt die Flachstrecke, um sich etwas auf seine Gruppe 2 einzustellen. Seine Nervosität sinkt sichtlich von Kilometer zu Kilometer, auf denen er merkt, dass unsere Gäste wirklich so nett sind, wie ich es ihm vorhergesagt habe.
Schon fahren wir in
Chapman's Peak Drive ein, eine der ikonischen Strecken Südafrikas, und eine der schönsten Ozeanstraßen der Welt. Riaan ist schon oben, und kurz nach uns kommt auch Daneel mit seiner Gruppe 1 und einem strahlenden Dieter: "Das wäre in Deutschland nicht möglich gewesen." Sein Rad hat neue Schaltungs-Akkus und ein Softwareupdate bekommen und läuft wie neu.
Die morgentlichen Verwicklungen ermöglichen aber das erste Gesamtgruppenbild der Tour:
Kurz darauf die erste Pause im Jakes, die leider etwas unvorbereitet sind auf unseren Bananenbrothunger. Ich mag keine Bananen, und ich würde mir nie Bananenbrot bestellen, aber Wilmar lässt mich probieren. Es ist fantastisch!
Alle sind heiß aufs Radfahren, und so drehen wir noch die Runde über
Ou Kaapse Weg und
Constantia Nek zurück nach Hout Bay, nochmals
Suikerbossie und in die schnelle Abfahrt. Ich warne noch alle vor den Seitenwinden, die in der Abfahrt unverhofft auftreten können, und dann führe ich die Gruppe zügig, aber angemessen in die Abfahrt. Wilmar schirmt nach hinten ab. Leider liegt dann eine junge Frau auf der Straße, die mit ihrem MTB verunglückt ist. Gert und ich kümmern uns um sie, der Rest fährt vor auf einen Caffè nach Camps Bay. Glücklicherweise ist es nicht so schlimm, wie es erst aussieht, und sie lässt sich von ihrem Freund abholen.
Als wir kurz danach in Camps Bay eintreffen, übernimmt Gert die Eis-, ich die Café-Bestellung, Stefan kauft uns derweil Wasser. Die Gruppe hält zusammen. Das macht aber Spaß!
Der weitere Weg zum
Kloof Nek auf der alten Straße, zwischen Lions Head und Tafelberg hindurch zum
Signal Hill mit fantastischen Blicken zurück auf den Tafelberg und hinunter auf die Stadt, das Stadion und das Meer gehören für mich zum Schönsten, das das Land zu bieten hat. Wir lassen uns eine ausgiebige Fotosession am gelben Rahmen nicht nehmen, da kann es spät sein, wie es will!
Um fünf nach fünf erreichen wir das Hotel, 20 Minuten später sind wir abmarschbereit zum Abendessen. Es geht ins
Black Sheep, meinem Lieblingsrestaurant weltweit.
Was für ein Tag!
Und das war nur der Auftakt.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Der heutige Tag ist ganz der Akklimatisierung gewidmet. Nebenbei fahren wir auf fantistischen Strecken, die wir am Sonntag beim Cape Argus noch einmal fahren werden, am Atlantik entlang, an den 12 Aposteln vorbei, Sukiebossie hoch, nach Hout Bay und zum ikonischen Chapmans Peak Drive.
Auf dem gleichen Weg geht es zurück bis Camps Bay, dann hoch zum Signal Hill. Fantastische Blicke auf Kapstadt und den Tafelberg stimmen dich auf eine erfüllte Rennradwoche in der Kapregion ein.