19.07.2023,
H11i:
Die sanften Trompetenklänge vom Vorabend im Frühstücksraum sind verklungen und die schon beim gestrigen Abendessen erblickte Nutella-Station (5 Liter Pot) ist für uns bereit. Genug für alle und genug, um die Speicher zu füllen, für eine Etappe ohne oder mit Mortirolo.
Der nächtliche Regen verdampft vom Boden und erfüllt die Luft mit Feuchtigkeit, es fühlt sich an wie im Tropenhaus. Die Hoffnung, dass es sich ausgeregnet hat, soll schon bald zerschlagen werden.
Für die Strasse zum Passo del Vivone ist unser Begleitfahrzeug zu mächtig, zu schwer. Daher gibt’s heute kein Buffet à la Thomas und somit auch keinen Zugang zu den Jacken im Handgepäck. Also werden die Trikottaschen mal ordentlich gefüllt.
Die Route kündigt eine lange Auffahrt an, 36km mit 1640 Hm. Anfangs leicht ansteigend, rollt sich gut weg. Dann, Blitz und Donner. Der Regen lässt noch etwas auf sich warten, aber schon bald entlädt das Gewitter auch seine Wassermassen. Dies lässt drei aus Gruppe 1 unterstehen in der Hoffnung, dass es schnell vorüber geht. Der Rest fährt unbeirrt weiter. Nach 10 Minuten wieder blauer Himmel, wieder in den Sattel. Die Passstrasse wird zunehmend schmaler und schlängelt sich elegant den Berg hoch. Die Aussicht einfach fabelhaft und die Auffahrt als die schönste bisher auf der Reise bezeichnet.
Das Personal im Rifugio oben am Gipfel reibt sich die Hände, als unser Tross mit hungrigen und durstigen Radfahrern einfällt. Ist heute bestimmt einer der umsatzreicheren Tage im Jahr.
Die Abfahrt nach Malonno war anstrengender als erwartet: schwierige Lichtverhältnisse, ruppig, Risse und Löcher im Asphalt und teils liegt Grünzeug auf der Strasse, dem Unwetter geschuldet. Und mit nicht so viel Tempo haben wir souverän den angekündigten Abzweig in der Rechtskehre erwischt. Es wird länger je mehr übersichtlicher und bis Edolo wieder leicht ansteigend.
Nach längerem Zögern nimmt sich die ganze Gruppe 2 und 1 dem Angebot an, den Mortirolo als Stichstrasse mitzunehmen, 12km, 1000 Hm hoch und wieder runter. Wir sind schliesslich nur einmal hier und es ist ja die einfachere Auffahrt, nicht die berühmt berüchtigte vom Giro d’Italia. Die drohende Wolkenfront gewährt uns keine lange Pause auf beim Mortirolo-Stein. Schnell ein Foto, klick, klick und runter, Erholung während der Abfahrt.
Es warten die letzten 14km bis Ponte di Legno, abwechselnd mit Bundes- und Nebenstrasse, angetrieben vom Regen, der nicht einsetzte.
Beim Hotel erwartet uns Thomas mit einem Willkommens-Snack, perfekt nach so einer Tour. Herzlichen Dank!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Weit weg scheint der touristische Trubel von Innsbruck oder Südtirol. Dennoch - oder vielleicht gerade deswegen - sind die einsamen Pässe Bergamasker Alpen diesen Schlenker tief hinein ins lombardische Niemandsland wert. Auch der Vivione ist ein besonderes Kleinod. Nach einigen Kilometern Schonfrist beginnt sofort die einsame, schmale Passstraße, die uns hinauf in die Berge führt. Die Abfahrt führt uns dann ins Val Camonica zurück, alle Höhenmeter quasi umsonst also, aber das wird wohl niemand bereuen. Ein nur leicht ansteigendes Schlussstück das Tal hinauf rundet dann die Etappe ab, die in Ponte di Legno endet.